des Autors für die Versprechungen des sich anbahnenden technischen Zeitalters. Ahnen Sie gleichzeitig die Bedrohlichkeit dieser neuen Welt, die den damaligen Zeitgenossen verständlicherweise nicht ganz geheuer schien. Die erste Fahrt einer dampfbetriebenen Eisenbahn war noch nicht allzu lange her.
Bedenken Sie dabei, dass damals eine schnelle Information über Risiken und deren Vermeidung ebenfalls noch ein weiteres Jahrhundert auf sich warten ließ.
Wen wundert es da, dass die fremdartigen Maschinen literarisch gleich als die Apparaturen einer fremden Zivilisation verarbeitet werden? Und keiner friedlichen, wie der Titel des Buches bereits verheißt.
Lassen Sie sich mitnehmen, durchaus auch in die Schrecken, die eine unterlegene Zivilisation durch eine weiterentwickelte erfahren kann.
Aber seien Sie von Anfang an getröstet, da der Autor dem Grundsatz treu bleibt, dass der Ich-Erzähler überlebt.
Und freuen Sie sich darauf, wer oder was sich schließlich als Retter der Menschheit entpuppen wird.
Ich wünsche Ihnen spannende Lesestunden.
Herzlichst
Ihre Gabriele Blache
I. Am Vorabend des Krieges
Niemand hätte in den letzten Jahren des XIX. Jahrhunderts geglaubt, dass die Menschheit genau und scharf von intelligenten Mächten beobachtet würde, größer als die Menschen selbst und doch ebenso sterblich. Niemand hätte geglaubt, dass, während die Menschen ihrem Tagewerk nachgingen, sie belauscht und erforscht würden, fast ebenso eindringlich, wie ein Mann mit seinem Mikroskop jene vergänglichen Lebewesen erforscht, die in einem Wassertropfen ihr Wesen treiben und sich darin vermehren. Mit unendlichem Behagen schlenderte die Menschheit, mit ihren kleinen Sorgen beschäftigt, kreuz und quer auf dem Erdball umher, in gelassenem Vertrauen auf ihre Herrschaft über die Materie. Es ist möglich, dass die Infusorien1 unter der Lupe dasselbe tun. Niemand quälte sich mit dem Gedanken, dass älteren Weltkörpern Gefahren für die Menschheit entspringen könnten. Jede Vorstellung, dass sie bewohnt sein könnten, wurde als unwahrscheinlich oder unmöglich aufgegeben. Es ist seltsam, sich heute der geistigen Verfassung jener vergangenen Tage zu entsinnen. Es kam höchstens vor, dass Erdenbewohner sich einbildeten, es könnten Wesen auf dem Mars leben, minderwertige vielleicht, jedenfalls aber solche, die eine irdische Forschungsreise freudig begrüßen würden. Aber jenseits des gähnenden Weltenraums blickten Geister, den unseren überlegen wie unsere denen reißender Tiere, blickten Intellekte, ungeheuer und kalt und unheimlich, mit neidischen Augen auf unsere Erde. Bedächtig und gezielt schmiedeten sie ihre Pläne gegen uns. Und am Beginn des XX. Jahrhunderts kam die große Ernüchterung.
Der Planet Mars, ich brauche den Leser kaum daran zu erinnern, dreht sich in einer mittleren Entfernung von 140.000.000 Meilen2 um die Sonne. Und das Ausmaß von Licht und Wärme, das er von der Sonne empfängt, entspricht kaum der Hälfte unseres Anteils. Wenn die Nebularhypothese3 nur im Geringsten richtig ist, muss er älter sein als unsere Erde, und lange, ehe unser Planet zu schmelzen aufgehört hatte, muss das Leben auf seiner Oberfläche bereits begonnen haben. Die Tatsache, dass er kaum den siebenten Teil des Volumens unserer Erde erreicht, muss seine Abkühlung bis zu der Temperatur, bei der Leben beginnen konnte, beschleunigt haben. Er besitzt Luft und Wasser und alles Nötige zur Erhaltung animalischer Existenz.
Doch so eitel ist der Mensch und so verblendet durch seine Eitelkeit, dass bis zum Schluss des XIX. Jahrhunderts nicht ein einziger Schriftsteller jemals dem Gedanken näher trat, dass dort geistiges Leben überhaupt oder gar weit über das irdische Maß hinaus entstehen konnte. Auch wurde aus den Tatsachen, dass der Mars älter ist als unsere Erde, dass er nur den vierten Teil ihrer Oberfläche besitzt, dass er weiter von der Sonne entfernt ist, nie der zwingende Schluss gezogen, dass er nicht nur von den Anfängen des Lebens entfernter, sondern dessen Ende auch näher ist.
Die zeitliche Abkühlung, die einst auch unseren Planeten bevorsteht, hat bei unserem Nachbarstern schon große Fortschritte gemacht. Seine physische Beschaffenheit ist im Ganzen noch ein Geheimnis. Doch wissen wir jetzt, dass selbst in seinen äquatorialen Regionen die Mittagstemperatur kaum jene unseres kältesten Winters erreicht. Seine Luft ist viel dünner als die unsere, seine Meere sind soweit zurückgetreten, dass sie kaum mehr ein Drittel seiner Oberfläche bedecken, und während des langsamen Wechsels seiner Jahreszeiten bilden sich ungeheure Schneegipfel, die an jedem Pole schmelzen und seine gemäßigten Zonen periodisch überfluten. Jenes letzte Stadium der Erschöpfung, für uns noch so unglaublich entfernt, ist für die Marsbewohner eine Tagesfrage geworden. Der unmittelbare Druck der Not hat ihren Verstand geschärft, ihre Kräfte erhöht, ihre Herzen verhärtet. Und indem sie den Weltraum überblickten, sahen sie, ausgerüstet mit Werkzeugen und Geistesgaben, die wir uns kaum träumen ließen, in nächster Entfernung, nur 35.000.000 Meilen sonnenwärts, einen Morgenstern der Hoffnung, unseren eigenen wärmeren Planeten, grün mit seiner Vegetation, grau mit seinem Wasser, mit einer wolkigen Atmosphäre, die von Fruchtbarkeit berichtet, einen Stern, der durch seine treibenden Wolkengebilde sie Blicke tun lässt auf breite Strecken bevölkerten Landes und schmale flottenerfüllter Seen.
Und wir Menschen, die diesen Stern bewohnen, müssen wir jenen nicht zum Mindesten so fremdartig und niedrig erscheinen, wie uns Affen und Lemuren? Der intellektuelle Teil der Menschheit gibt bereits zu, dass das Leben ein unaufhörlicher Kampf ums Dasein ist. Und es scheint, dass dieser Glaube auch von den Marsbewohnern geteilt wird. Auf ihrem Stern ist die Abkühlung schon weit vorgeschritten! Diese Welt ist noch voll blühenden Lebens, aber bevölkert von einer Menge, die jene als minderwertige Lebewesen betrachten. In Wahrheit, den Krieg sonnenwärts zu tragen, ist ihre einzige Rettung vor der Vernichtung, die von Geschlecht zu Geschlecht immer näher an sie heranschleicht.
Und bevor wir sie zu hart beurteilen, müssen wir uns erinnern, mit welcher schonungslosen und grausamen Vernichtung unsere eigene Gattung nicht nur gegen Tiere, wie den verschwundenen Bison und den Walgvogel, sondern gegen unsere eigenen inferioren Rassen gewütet hat. Die Tasmanier wurden trotz ihrer Menschenähnlichkeit, in einem von europäischen Einwanderern geführten Vernichtungskriege binnen fünfzig