einige der ausgewählten Fotografen – inklusive meiner Person – älteren Jahrgangs sind, liegt dies daran, dass viele ambitionierte Hobbyfotografen erst nach dem Ende ihrer beruflichen Tätigkeit die Zeit finden, ihrer fotografischen Leidenschaft ausgiebiger nachzugehen. Sie tun dies dann oft auch mit einigem Zeitaufwand.
Technisches
Bei vielen der gezeigten Bilder finden Sie Angaben zur verwendeten Kamera, zum Objektiv und zu den Kameraeinstellungen. Dies hilft manchem, die Entstehung des Bilds besser nachzuvollziehen und als Anregung für eigene Aufnahmen zu nutzen.
Die Angaben in Klammern der Art [1] beziehen sich auf Quellen und Links, die Sie im Anhang A ab Seite 209 finden.
Mein herzlicher Dank
Ich möchte mich hier herzlich für die Überlassung der Bilder und der Informationen dazu bedanken. Dies gilt auch für die Zeit, in der mir die Fotografen Fragen zu ihrer Fotografie beantwortet haben. Mein Dank geht auch an meinen Kollegen Uwe Merker, der mir bei der Überarbeitung der meisten Kapitel zur Seite stand, mir half, das Buch etwas zu straffen und einige Passagen flüssiger zu formulieren.
Jürgen Gulbins, Keltern | März 2019 |
Treiben wir als Fotografen nur gemütlich dahin wie diese beiden Otter im Wasser, die Sonne genießend, oder strengen wir uns an, um bessere Bilder zu erzielen? Dieses Bild wurde noch mit einer inzwischen uralten Digitalkamera, einer Nikon D100 mit einem aus analoger Zeit stammenden 50 mm-Objektiv aufgenommen. Es zeigt, dass auch mit einer älteren und – gemessen an der heutigen Technik – schlichten Kamera ansprechende Aufnahmen gelingen. (Foto: Rainer Gulbins)
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Einleitung
Die Frage nach dem Warum
Was treibt uns an zu fotografieren, Geld für die Kamera und das Zubehör wie Kameratasche, Objektive, Stativ, Blitzgerät und weitere Dinge auszugeben? Was motiviert uns früh aufzustehen, um das erste Licht des Tages einzufangen, und zu später Stunde noch hinauszugehen, um das letzte Licht, die Blaue Stunde oder gar die Sterne zu fotografieren? Das alles ginge doch einfacher und billiger mit dem Smartphone, das wir inzwischen fast immer bei uns haben und das so bequem und unproblematisch in der Handhabung ist. Die Milliarden von Fotos in Zeitschriften, im Fernsehen und in den Social Media machen unser eigenes Fotografieren scheinbar überflüssig.
Das Smartphone mag das fotografische Handwerkszeug unserer Wahl sein. Was bringt uns dann jedoch dazu, aus ihm mehr herauszuholen, als was Millionen von Menschen täglich damit machen? Sie ›knipsen‹ einfach nur, ohne überlegt zu fotografieren. Die große Mehrheit der Fotografen nimmt Bilder auf, die kaum betrachtet werden, weil sie über den ganz persönlichen Bezug hinaus keine interessante Aussage haben. Solche Bilder werden nur ganz selten ausgedruckt. Eventuell landet ein kleiner Teil davon kaum oder nicht bearbeitet auf einer Social-Media-Plattform, wo die Fotos zumeist rasch durchgeblättert und dabei nur für Sekundenbruchteile betrachtet werden.
In diesem Buch möchte ich analysieren, warum manche Fotografen mehr Aufwand betreiben, möchte herausfinden, was sie antreibt, wie sie ihren persönlichen Weg zur Fotografie gefunden haben und was ihnen die Fotografie heute bedeutet. Ich möchte dabei zeigen, dass es nicht nur ›den einen Weg‹ zur Fotografie gibt, sondern eine Vielfalt von Wegen und Umwegen. Es gibt eine Vielzahl von Begabungen, Motivationen, von Gewichtungen und Vorgehensweisen. Ich zeige an Beispielen den Einsatz unterschiedlicher Techniken.
Ein persönliches Buch
Dieses Buch ist in mancher Hinsicht ein recht persönliches, weil es einige individuelle, recht persönliche Motive und Herangehensweisen der hier vorgestellten Fotografinnen und Fotografen zeigt. Weil es, stimuliert durch meine Fragen, sie zwingt, über ihre Motivationen und ihre bevorzugten Motive nachzudenken und sich bis zu einem gewissen Grad zu rechtfertigen.
Die schwierige Frage von Bruce Barnbaum
Ich habe an einer ganzen Reihe von Workshops des bewundernswerten amerikanischen Landschaftsfotografen Bruce Barnbaum teilgenommen. Dabei sollte jeder Teilnehmer (oder Teilnehmerin) etwa zehn Bilder mitbringen, um sowohl den persönlichen Arbeitsstand zu zeigen als auch die typische, persönliche Art der Fotografie. Nachdem die anderen Gruppenmitglieder schweigend die Bilder eines Teilnehmers begutachtet hatten, wurde die Fotografin bzw. der Fotograf aufgefordert zu sagen, was sie oder er mit den Bildern ausdrücken wolle, was die Motivation der eigenen Fotografie sei.
Für viele kam diese Frage zunächst überraschend und war schwierig zu beantworten. Die Gruppe hinterfragte danach offen, ob sich die Aussagen, die vorgetragene Motivation und Intention in den vorgestellten Bildern niedergeschlagen haben – zunächst unabhängig von der fotografischen Qualität der Bilder. Die Gruppen wiesen praktisch immer ein recht breites Spektrum an fotografischem Können auf. Für viele Teilnehmer schuf dies – unbeabsichtigt, aber durchaus nützlich – eine gewisse Stresssituation. Danach gab es immer eine offene Diskussion, eine Art konstruktive Bildkritik.
Diese Diskussion ist hilfreich, nützlich für beide ›Seiten‹, für die vorstellende Fotografin oder den Fotografen ebenso wie für die übrigen Teilnehmer. Bruce Barnbaum dirigierte diesen Prozess mit unglaublichem Geschick. Eine solche Diskussion nutzt dem betreffenden Fotografen, da er oder sie gesagt bekommt, was die anderen Teilnehmer in den Bildern sehen – oder eben nicht sehen. Sie zeigt natürlich auch Schwachstellen einzelner Bilder auf, verdeutlicht aber zugleich die Stärken einer Bildaussage. Sie zeigt den Gruppenteilnehmern andere Sehweisen, andere Vorgehensweisen, andere Bewertungen und Gewichtungen. Die Diskussion zeigt zugleich, wo sie in ihrem eigenen Schaffen stehen.
Nicht selten kam zu einem Bild die Aussage: »Damit kann ich (persönlich) nichts anfangen«. Dem wurde dann oft von einzelnen Teilnehmern widersprochen. Dies zeigt, dass es recht unterschiedliche Geschmäcker, Präferenzen und Bewertungen gibt, aber auch unterschiedliche ›Sehfähigkeiten‹. So wurde ein Bild zuweilen von einigen Teilnehmern ›verworfen‹ und von anderen als gut bewertet.
Die mitunter recht unterschiedlichen Bewertungen der besprochenen Bilder sind teilweise unabhängig von der Erfahrung der kommentierenden Fotografinnen oder Fotografen.
Die vorgestellten Fotografen
Alle im Buch vorgestellten Fotografen kenne ich persönlich gut. Mit einigen bin ich befreundet. Viele der Fotografen sind Mitglieder des gleichen Fotoclubs. Die Wahl fiel aber nicht auf sie, weil wir befreundet sind oder weil ich sie als Vorbilder präsentieren oder weil ich Werbung für den Fotoclub betreiben möchte. Ich habe sie vielmehr ausgewählt, um zu zeigen, wie breit das Spektrum in der (Amateur-)Fotografie ist, und beschreibe die unterschiedlichen Motivationen und Vorgehensweisen. Zur Sprache kommen auch Kamera und Zubehör sowie fotografische Techniken. Ich möchte zeigen, dass es nicht ›die Fotografie‹ gibt, sondern sehr viele unterschiedliche Arten der Fotografie, dass man nicht vom ›richtigen Fotografieren‹ und ›falschen Fotografieren‹ sprechen kann, sondern dass jeder Fotograf mit Ambitionen seinen eigenen Weg gehen kann. Er muss diesen eigenen Weg suchen, muss ihn sich selbst erarbeiten. Dies erfordert Zeit, Aufwand und ein gewisses Durchhaltevermögen. Dafür muss man experimentieren, Fehlschläge und Fehlwege in Kauf nehmen. Haben Sie keine Angst davor. Sie sollten versuchen herausfinden, was Sie gut machen, wo Ihre Stärken