Günter Dönges

Butler Parker Paket 3 – Kriminalroman


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kurz“, sagte er, „wir werden die Kleine hier mitnehmen. Sobald Lister sich gemeldet hat, tauschen wir sie aus, klar?“

      „Wer ist Lister, junger Mann?“ Myladys Stimme gollte.

      „Keine Quasseleien“, fuhr er sie an, „keine Zeitschinderei! Wie Sie zu ihm stehen, ist mir schnurz und piepe, Hauptsache, er meldet sich. Ich lasse ihm Zeit bis acht Uhr.“

      „Und wo, junger Mann, soll er sich melden?“ Lady Agatha ging auf das Ultimatum sofort ein.

      „Das weiß Lister sehr genau. Er soll mich anrufen.“ Während der Mittelgroße noch redete, erschien der breitschultrige Killer hinkend im Salon und marschierte auf Lady Agatha zu. Er produzierte dabei Töne, die an die eines gereizten Gorillas erinnerten. Er hatte die eindeutige Absicht, Agatha Simpson zu schlagen.

      „Sollten Sie das wagen, vergesse ich mich!“ Die Lady funkelte den Killer gereizt an. Und der Mann begriff! Er wich zurück, ließ seinen bereits erhobenen rechten Arm wieder sinken und wirkte ein wenig ratlos.

      „Die alte Fregatte hat mich die Treppe runtergeschmissen“, beklagte er sich bei seinem Partner.

      „Rindvieh“, kommentierte der Mittelgroße und lächelte dünn. „Hättest ja aufpassen können. Laß sie in Ruhe, ich will keinen Ärger! Vorerst wenigstens noch nicht. Wir gehen!“

      Lady Simpson konnte für Kathy nichts tun.

      Die Sekretärin und Gesellschafterin schien sich übrigens in ihr Schicksal gefügt zu haben. Sie wußte sehr wohl, daß der Mann hinter ihr schoß, falls sie einen Befreiungsversuch unternahm. Sie ließ sich von ihm zurück zur Tür des Salons dirigieren und zwinkerte Agatha Simpson dabei beruhigend zu.

      Jack wartete in der Vorhalle, bis sein Partner zusammen mit Kathy auf dem Rücksitz eines Morris saß. Dann erst kam er nach, übernahm das Steuerrad und fuhr los.

      Lady Simpson war nicht ängstlich.

      Sie stand bereits an der Tür und sah dem davonpreschenden Wagen nach, der um das Rasenviereck des kleinen Platzes kurvte und dann auf der nahen Hauptstraße verschwand.

      Agatha Simpson war sehr verärgert, aber auch besorgt.

      Kathy Porter, erneut gekidnappt, sollte als Geisel und Faustpfand für zwei Killer dienen. Diesmal hatte sie gewiß keine Chance mehr, sich aus eigener Kraft zu befreien. Die beiden Männer waren gewarnt.

      Und ausgerechnet jetzt war ihr Butler auf dem Weg nach Bristol!

      Hatte es einen Sinn, die Polizei zu verständigen? Wahrscheinlich nicht. Die beiden Killer benutzten mit Sicherheit einen gestohlenen Wagen und würden ihn bereits in einer der nächsten Straßen gegen einen anderen austauschen. So hätten es die Killer wenigstens in ihrem Kriminalroman getan. Agatha Simpson ging zurück ins Haus, schloß die Tür und hatte überhaupt keine Lust, sich wieder ihrem Thriller zu widmen.

      *

      Die Fahrt dauerte nicht lange.

      Unterwegs hatte Kathy den Wagen wechseln müssen. Nach dem Morris war ein kleiner VW-Käfer an der Reihe gewesen. Dieser stand jetzt in einer Garage in Soho.

      Kathy hatte sich selbstverständlich den Weg ihrer Entführung genau eingeprägt. Da man ihr aber die Augen nicht verbunden hatte, stand nicht zu hoffen, daß man sie tatsächlich gegen diesen Burt Lister austauschen würde. Die beiden Killer waren nach wie vor entschlossen, sie im geeigneten Zeitpunkt umzubringen.

      Kathy stieg aus dem Käfer und wurde von dem breitschultrigen Jack über eine steile Eisentreppe ins Obergeschoß des Hauses geführt Diesmal paßte der Killer höllisch auf. Er hatte wahrscheinlich keine Lust, noch mal die Treppe hinunterzusteigen, ohne dabei auf die Stufen zu treten.

      Das Versteck der beiden Killer war gut gewählt.

      Das Haus stand in einer Reihe ähnlicher Bauten, die alle im Erdgeschoß mit Einzel- oder Doppelgaragen ausgestattet waren. Es handelte sich um alte Häuser, die man um- oder ausgebaut hatte. Hier in dieser Gegend wohnten, was Kathy wußte, Künstler aller Art. Hier kümmerte sich grundsätzlich kein Mensch um seinen Nachbarn, hier lebte man nach seiner eigenen Fasson.

      Jack stieß sie in einen kleinen Korridor und bugsierte sie mit dem Lauf seiner Waffe an einigen Türen vorbei. Sie blieb vor einer Schiebetür stehen.

      „Worauf wartest du noch?“ fragte Jack, worauf Kathy die Tür öffnete und erstaunt verharrte.

      Sie sah in ein sehr gut ausgestattetes Fotoatelier. Es gab Scheinwerfer auf fahrbaren Dreibeinstativen, eine große Porträtkamera, einen weiß bespannten Rundhorizont und Kleinmaterial aller Art.

      Die Scheinwerfer flammten plötzlich auf. Kathy schloß geblendet die Augen. Die Lider reichten allerdings nicht aus, die Lichtflut wegzuschneiden. Sie hatte den Eindruck, von diesem Licht durchbohrt zu werden.

      Jack stieß die junge Dame in diese Lichtglut hinein, bis ihre Knie die Kante eines Sessels berührten. Kathy mußte sich setzen und ihre Hände auf die Lehne legen. Bevor sie es überhaupt richtig mitbekam, schlossen sich breite Lederriemen um und über ihre Unterarme. Sie saß hilflos fest.

      Das Licht blendete intensiv.

      Sie hörte Schritte, die sich ihr näherten. Schnelle, katzenhafte Schritte, die ihre Nerven unwillkürlich vibrieren ließen. Kathy hatte Angst!

      „Sehr hübsch“, stellte eine weiche, fast weibische Stimme fest. „Sehr hübsch!“

      Kathy öffnete vorsichtig die Augen, um etwas zu erkennen, doch das Licht war gnadenlos und veranlaßte sie, die Augen wieder schleunigst zuzukneifen.

      „Wer sind Sie?“ fragte sie. Ihre Stimme brauchte sie nicht zu verstellen. Die Angst in ihr steigerte sich.

      „Sie hat Angst, die Kleine.“ Die weibische Stimme klang fast mitleidig. Kathy war sich jetzt sicher, daß sie einem Mann gehörte. Und sie zuckte wie unter einem Hieb zusammen, als eine Hand ohne jede Vorankündigung über ihre linke Brust fuhr, weich, fast wie ein Hauch. Eine Gänsehaut lief über ihren Körper, Kathy krampfte sich zusammen, war ganz Abwehr und Angst.

      „Rührend, einfach süß“, redete die weibische Stimme weiter. „Lister hat schon immer einen guten Geschmack gehabt.“

      „Können Sie nicht das Licht abschalten?“ bat Kathy.

      „Aber nein, Kleine, ich muß mir jede Einzelheit genau ansehen.“

      Kathy hatte zwei Möglichkeiten.

      Sie konnte ihre Angst aktivieren und treten. Sie spürte, daß der Mann mit der weibischen Stimme jetzt genau vor ihr stand. Das Licht schwächte sich etwas ab. Aber damit hätte sie wohl nur unnötig verraten, daß sie nicht nur süß aussah. Instinktiv entschied sie sich für die zweite Möglichkeit. Die Angst in ihr mußte dieser Mann weiterhin spüren, das verlieh ihm eine Überlegenheit, die er wohl brauchte. Damit gewann sie Zeit, die vielleicht noch sehr wertvoll werden konnte.

      „Wie oft warst du mit Lister im Bett?“ fragte die Stimme, eine Frage, die Kathy völlig verblüffte.

      „Im Bett?“ Sie nahm ruckartig und empört den Kopf hoch und blieb bei der gerade gewählten Rolle.

      „Im Bett!“ wiederholte die Stimme des Mannes lüstern. Er mußte der Chef der beiden Killer sein, denn weder Herbert noch Jack hatten bisher etwas gesagt.

      „Nie, Sir“, antwortete Kathy aufgebracht, „ich bin kein Straßenmädchen.“

      „Reizend, ganz reizend!“ Der Mann strich um sie herum. Sie fühlte sich wie ausgezogen und spürte seine Augen auf ihrer Haut. Dieser Mann mußte unnormal sein! Ihre Angst steigerte sich …

      „Wie … wie haben Sie mich nur gefunden?“ fragte Kathy, um diese unwirkliche Atmosphäre zu durchbrechen.

      „Uninteressant, Kleine“, erwiderte die weibische Stimme. „Das Frage-und-Antwort-Spiel betreiben wir später. Wir wollen uns doch nicht ablenken lassen, nicht wahr?“

      Sie spürte schnelle