Günter Dönges

Butler Parker Paket 3 – Kriminalroman


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aussahen. Einer von ihnen war mittelgroß, schlank und sah aus wie ein überkorrekter Buchhalter. Er trug, und das war recht pikant, einen schwarzen Bowler wie Parker. Und er war auch mit einem Regenschirm ausgestattet, der an seinem linken Unterarm hing.

      Sein Begleiter war ein Schrank von einem Mann, etwa dreißig Jahre alt, dessen Nase die typischen Merk-male eines Boxers aufwies. Das Nasenbein war eingedrückt und hing schief im Gesicht. Die kleinen Augen verrieten Härte und Tücke.

      »Ich bin Harold Steeple«, stellte der Buchhalter sich vor.

      »Hallo, Max«, redete Joe Filmore den Boxer an, um sich dann verblüfft dem Butler zuzuwenden. »Und wer, zum Teufel, sind Sie?«

      »Parker mein Name.« Der Butler lüftete höflich seine schwarze Melone. »Josuah Parker, um genau zu sein.«

      »Verdammt«, stieß Joe Filmore hervor, um dann blitzschnell zu schalten. »Max, schnapp’ ihn dir! Der Vogel hat sich unter ’nem falschen Vorwand eingeschlichen!«

      Max machte sich daran, den fremden Vogel einzufangen …

      *

      Josuah Parker ließ sich nicht einen Moment lang aus der Ruhe bringen.

      Natürlich war Max ihm bei weitem körperlich überlegen, doch das focht einen Josuah Parker nicht an. Von rohen Kräften hielt er nichts. Seiner stets bescheidenen Ansicht nach kam es auf den Geist an, der Berge versetzen konnte. Und in diesem Fall auch einen gewissen Max …

      »Sie haben etwas übersehen«, sagte er zu dem Kleiderschrank und zeigte mit dem Zeigefinger seiner rechten Hand, die übrigens in schwarzen Handschuhen steckten, steil hinauf zur Zimmerdecke. Max fiel auf diesen Trick herein. Er blieb stehen und sah nach oben.

      So entging ihm leider die blitzschnelle Bewegung, die der Butler ausführte. Mit dem Unterarm warf er seinen Universal-Regenschirm nach oben, um ihn dann mit beiden Händen unten an der Stahlzwinge zu er-fassen. Dann holte er äußerst elegant aus und betätigte sich als perfekter Golfspieler. Da ihm der Ball fehlte, begnügte er sich mit der breiten und eckigen Kinnspitze des Kleiderschranks.

      An dieser Stelle muß wohl gesagt werden, daß Parkers Schirm einige Überraschungen barg. So war zum Beispiel der Bambusgriff mit Blei ausgegossen. Und genau diesen Griff benutzte Parker jetzt als Waffe. Er ließ sie durch die Luft zischen und setzte sie auf der Kinnspitze des Mannes ab.

      Die Wirkung war geradezu verheerend, denn Max wurde kalt erwischt, um bei der Fachsprache der Boxer zu bleiben. Es knackte diskret in der Kinnlade. Max schielte zu Parker herüber, rollte die Augen, schielte intensiv und gab dann einen Laut von sich, den Parker nicht zu identifizieren vermochte.

      Dann riß es ihm die Beine unter dem Leib weg.

      Max warf sie hoch und landete krachend auf dem Boden. Er benutzte dabei seinen Rücken als Auflage und rollte sich schnaufend auf die Seite. Er scharrte noch ein wenig mit den Beinen, blieb dann aber ruhig und entspannt liegen.

      Joe Filmore war zu keiner Reaktion fähig.

      Er starrte auf Parker und öffnete vor Staunen weit den Mund. Anders Harold Steeple, der mehr war als nur ein gewöhnlicher Buchhalter, wie es den Anschein hatte. Steeple griff in seine Manteltasche und zerrte schnell einen Browning hervor, auf dem ein kurzer Schalldämpfer saß.

      Parkers improvisierter Poloschläger fand augenblicklich ein neues Ziel.

      Daraufhin schluchzte Harold Steeple trocken auf, stierte auf seine Hand, die ihm nicht mehr gehorchen wollte, schüttelte ratlos den Kopf und ließ sich in einen Sessel fallen. Mit der linken Hand nahm er die rechte hoch und fingerte an ihr herum.

      »Ich glaube, daß ich mich jetzt entschuldigen sollte«, ließ Parker sich in seiner höflichen und gemessenen Art vernehmen. »Ich darf Ihnen versichern, daß meine Absichten nach wie vor friedlich sind.«

      »Wer … Wer sind Sie?« fragte Joe Filmore, der nicht im Traum daran dachte, aggressiv zu werden.

      »Meinen Namen nannte ich Ihnen bereits«, antwortete Parker. »Ich habe nicht die Absicht, störend in Ihre privaten Geschäfte einzugreifen. Gehe ich recht in der Annahme, daß man bei Ihnen zu bestimmten Stunden sich dem zweifelhaften Genuß des Glücksspiels hingeben kann?«

      Filmore nickte leicht, Steeple stöhnte, Max schlief.

      »Hoffentlich werden Ihre Gäste und Sie in Zukunft die Ruhe finden, die solch einem Spiel wohl zuträg-lich ist«, redete Parker weiter, »bis gewisse, andere Dinge geklärt sind, könnte es hier in dieser Gegend ein wenig unruhig werden.«

      »Ich … Ich verstehe kein Wort«, sagte Joe Filmore.

      »Lassen Sie die Katze aus dem Sack«, verlangte Steeple, der hellhörig geworden war.

      »Ich suche einen Mann, der Frauen hypnotisiert«, erklärte der Butler, der gerade in diesem Moment die beiden Männer scharf beobachtete. »Meiner bescheidenen Ansicht nach dürfte er hier in diesem Wohnbezirk beheimatet sein.«

      »Die Satanstöchter«, erwiderte Joe Filmore spontan und nickte. »Die müssen damit was zu tun haben!«

      *

      »Die Satanstöchter?« Lady Simpson sah ihren Butler animiert an und strahlte.

      »So wurden sie bezeichnet«, antwortete Parker, der zu Agatha Simpson und Kathy Porter zurückgefunden hatte. Er saß inzwischen am Steuer seines hochbeinigen Monstrums und fuhr die beiden Damen zurück nach Shepherd’s Market.

      »Ist das etwa alles, was Sie herausgefunden haben?« grollte Lady Simpson. »Dafür haben Sie so lange Zeit benötigt?«

      »Ich vergaß zu erwähnen, Mylady, daß man in den Hinterräumen eines Pub dem verbotenen Glücksspiel frönt. Man verwechselte mich freundlicherweise mit einem neuen Kassierer dieser wohl weitverzweigten Organisation. Es kam zu einem Zwischenfall, der aber zur Zufriedenheit aller Beteiligter geregelt wurde.«

      »Schweifen Sie nicht vom Thema ab, Mister Parker«, sagte Agatha Simpson streng. »Bleiben wir bei den Satanstöchtern! Dahinter scheint sich ein aufregender Fall zu verbergen.«

      »Mit weiteren Einzelheiten vermag ich zu meinem Leidwesen kaum zu dienen, Mylady«, gab Parker wür-devoll zurück, »aber die Herren Filmore und Steeple wollen sich freundlicherweise einschalten und ihrerseits ein wenig nachforschen.«

      »Glauben Sie wirklich, daß Falschspieler uns helfen werden?« meinte die Detektivin skeptisch.

      »Schon aus Gründen der Selbsterhaltung, Mylady«, sagte Parker. »Sie möchten nämlich auch in Zukunft ungestört arbeiten können.«

      »Sie werden versuchen, uns bei nächstbester Gelegenheit übers Ohr zu hauen, Mister Parker.«

      »Mit letzter Sicherheit, Mylady.«

      »Und dennoch setzen Sie auf diese Subjekte?« wunderte sich Agatha Simpson.

      »Man wird den bewußten Herrn klarmachen, daß ihr Vorteil in einer Zusammenarbeit liegt.«

      »Ich hoffe, daß Sie darüber hinaus mit einer Theorie dienen können, Mister Parker.«

      »In der Tat, Mylady.«

      »Lassen Sie sich nicht wieder jedes Wort aus der Nase ziehen!«

      »Es gibt da zwei Hinweise, Mylady, die einer näheren Betrachtung unterzogen werden sollten.«

      »Aha«, war die ganze Antwort der Detektivin.

      »Da ist mal der Diebstahl des Morris«, führte Parker weiter aus, »dieser Wagen führte uns über den Be-sitzer zu einem Mr. Dolgan, der dem Mann aus dem Warenhaus erstaunlich ähnlich sieht.«

      »Das stimmt«, schaltete Kathy Porter sich ein und nickte nachdrücklich. »Die Ähnlichkeit ist verblüf-fend.«

      »Es kann sich selbstverständlich nur um einen Zufall handeln«, führte Parker weiter aus, »der Mann aus dem Warenhaus kann aber auch ganz bewußt das Aussehen des erwähnten Mr. Dolgan angenommen ha-ben.«

      »Weil