Günter Dönges

Butler Parker Paket 3 – Kriminalroman


Скачать книгу

Sache wird gleich in Angriff genommen.«

      »Und wo finden wir ihn?« Clark stand auf. Er wollte seinem Boß zeigen, wie unternehmungslustig er war.

      »Parker ist bereits geliefert«, stellte Will optimistisch fest.

      »Er wird sich in der Stadtwohnung der alten Lady aufhalten«, mutmaßte Hampton. »Ich wette, er hockt am Telefon und wartet auf die Anrufe der Kidnapper.«

      »Was sollen wir genau mit ihm machen?« erkundigte sich Will.

      »Was wohl? Clark, sag du es ihm!«

      »Ich schlag’ die Themse vor.« Clark lächelte dünn.

      »Einverstanden«, erklärte Hampton und nickte zufrieden. »Laßt den Butler in der Themse schwimmen. Jungens! Ich kann verdammt nachtragend sein.« Während er redete, rieb er sich die immer – noch schmer-zende Hand, die Parker ihm in der Lade eingeklemmt hatte.

      »Noch eine Frage, Boß«, ließ Clark sich vorsichtig vernehmen. »Wo ist die Stadtwohnung der Lady?«

      »Schon mal was von einem Telefonbuch gehört?« fragte Hampton arrogant und überlegen zurück. »Muß man euch Nieten denn alles sagen? Gebraucht doch endlich euer Hirn!«

      *

      Die Tür zum Betonbunker öffnete sich.

      Agatha Simpson übersah den eintretenden Albino. Dieser Mann war Luft für sie. Kathy Porter entdeckte in der linken Hand des Mannes eine Art Schreibmappe.

      Der Albino reichte Lady Simpson die Mappe aus Kunstleder, die sie natürlich nicht annahm.

      »Nun machen Sie schon«, sagte der Albino, »betätigen Sie sich mal als Schriftstellerin, Lady!«

      »Mit einem Lümmel unterhalte ich mich nicht.«

      »Der Lümmel wird Ihnen gleich zeigen, was eine Harke ist«, fauchte der Albino die streitbare ältere Dame an. »Soll ich Sie mal mit meinem Messer kitzeln?«

      Kathy Porter, die die Dinge nicht auf die Spitze treiben wollte, griff nach der Kunstledermappe und schlug sie auf. Sie sah einige Bogen Schreibpapier und einen Kugelschreiber. Unter einem Gummiband wa-ren einige Briefumschläge zu sehen.

      »Sie werden jetzt einen Brief an Ihren Butler schreiben«, befahl der Albino herrisch. »Teilen Sie ihm mit, daß er hunderttausend Pfund von Ihrem Vermögens Verwalter besorgen soll! Schreiben Sie ihm, daß es für Sie und Ihre Gesellschafterin um Leben und Tod geht! Machen Siebes dringend! Und zwar in Ihrem Interes-se. Haben Sie mich verstanden?«

      »Die Moneten in kleinen Scheinen«, ließ sich von der Tür her der junge, sportlich aussehende Mann ver-nehmen. »Sehr kleine Scheine. Und er soll bloß nicht die Bullen verständigen.«

      »Dieser Brief ist Unsinn«, grollte Mylady. »Darauf wird mein Vermögensverwalter nie eingehen.«

      »Und warum nicht?« Der Albino hörte interessiert zu.

      »Ab Summen über zehntausend braucht er meine Gegenzeichnung auf den Schecks.«

      »Dann werden Sie eben gegenzeichnen«, antwortete der Albino nach einer kurzen Pause der Überra-schung. »Hoffentlich stimmt das, was Sie da gerade gesagt haben.«

      »Sie sind ein Simpel«, fuhr die Detektivin den Albino an. »Glauben Sie, ich würde einem Fremden die volle Verfügungsgewalt über mein Geld einräumen?«

      Der Albino machte einen leicht verhaltenen Eindruck. Er schien sich diese Transaktion bedeutend einfa-cher und unkomplizierter vorgestellt zu haben. Er hatte auf keinen Fall damit gerechnet, daß ein Scheck ge-gengezeichnet werden mußte.

      »Schreiben Sie erst mal den Wisch an den Vermögensverwalter«, sagte er also ausweichend. »Wir werden dann sehen.«

      »Haben Sie bei diesem Kidnapping etwas zu bestellen?« erkundigte sich Agatha Simpson verächtlich.

      »O ja. Darauf können Sie sich verlassen.« Der Albino warf sich in die Brust.

      »Sie sind doch nur ausführendes Subjekt«, redete die Lady ironisch weiter. »Ich möchte wetten, daß der wahre Drahtzieher dieser Entführung in London sitzt.«

      »Sie trauen mir wohl nichts zu, wie?«

      »Nichts, Sie Flegel!« Agatha Simpson nickte nachdrücklich. »Von Ihnen dürfte noch nicht mal der Plan stammen.«

      Der Albino ließ sich tatsächlich dazu hinreißen, obwohl er doch genau wissen mußte, daß mit dieser streit-baren Dame nicht gut Kirschen essen war.

      Er holte zu einer Ohrfeige aus.

      Doch er kam nicht dazu, sie auch wunschgemäß zu plazieren. Lady Agatha besaß zwar nicht mehr ihren Pompadour samt darin befindlichem

      »Glücksbringer«, doch sie war keineswegs hilflos.

      Sie hatte während der angeregten Unterhaltung an ihrer Brosche herumgenestelt und hielt sie inzwischen in ihrer rechten Hand. Listigerweise befand sich die Schließnadel zwischen Daumen und Zeigefinger ihrer rechten Hand.

      Ohne jede Vorwarnung stach sie dem Albino diese Nadel in den linken Oberschenkel. Das heißt, um ge-nau zu sein, sie rammte ihm diese Nadelspitze in die Epidermis.

      Worauf der Albino einen entsetzten Schrei ausstieß und von seiner Ohrfeige Abstand nahm. Er produzier-te sich vor den kritischen Augen seiner beiden weiblichen Gäste als Solotänzer und hopste auf dem unbe-handelten Bein herum. Dazu lieferte er Heultöne, die an die eines Nebelhornes erinnerten.

      Dann blieb er stehen und zupfte sich mit zitternder Hand die Nadel aus dem zuckenden Muskelfleisch. Anklagend hielt er sie hoch, und das genetisch bedingte Rot in seinen Augäpfeln vertiefte sich vor Rach-sucht und Wut. Er warf die Brosche zu Boden und trampelte auf ihr herum. Er wirkte ein wenig außer sich. Plötzlich hielt er dann ein Klappmesser in der Hand, dessen Klinge er aus dem Schaft hervorschnellen ließ.

      Seine Absicht war unverkennbar.

      Er wollte Agatha Simpson ein wenig anschneiden.

      Doch die kriegerische Dame reagierte hervorragend und geistesgegenwärtig.

      Sie ließ sich überhaupt nicht aus der Ruhe bringen und deutete auf das Hosenbein über der Stichwunde. Der Stoff hatte sich leicht rot gefärbt.

      »Sie haben zwei Möglichkeiten, Sie Lümmel«, stellte sie dann mit baritonal gefärbter Stimme fest. »Ent-weder werden Sie an einer Blutvergiftung sterben oder an dem Gift, das an der Nadelspitze war … Suchen Sie sich die bessere Möglichkeit aus!«

      Der Albino starrte die Lady entgeistert an und schluckte.

      »Vergiftet!?« fragte er dann mit einer Stimme, die sich in Sekundenbruchteilen sichtlich erkältete, denn sie klang immer belegter und heiserer.

      »Ich scherze nicht, Sie Lümmel!«

      »Ver… Vergiftet …!?«

      »Sie müßten es eigentlich schon spüren.« Lady Agatha nickte ernst.

      »Dafür bring’ ich Sie um!«

      »Schneiden Sie die Wunde auf und lassen Sie sie aussaugen«, redete die Sechzigjährige ungerührt weiter. »Ich weiß nicht, warum ich Ihnen diesen Tip gebe, aber vielleicht bin ich ein Menschenfreund.«

      Der Albino warf sich herum und spurtete auf den Ausgang zu. Die Tür knallte hinter ihm zu und wurde verriegelt, was aber wohl nicht auf das Konto des sehr eiligen Albino ging.

      »So macht man das, Kindchen«, sagte Lady Agatha, sich triumphierend an ihre Gesellschafterin wendend. »Sie müssen doch zugeben, daß ich sehr überzeugend war, nicht wahr?«

      »Das schon, Mylady, aber die Gangster …«

      »Kommen Sie mir nicht immer wieder mit Ihrem Pessimismus, Kindchen«, meinte die Detektivin. »Wenn man mich schon entführt und in diesem unwürdigen Bunker einsperrt, will ich wenigstens meine Freude ha-ben.«

      »Früher oder später werden Sie