Günter Dönges

Butler Parker Paket 3 – Kriminalroman


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      »So, Geoffrey, und jetzt zu den Details«, sagte eine Stimme, die zwar undeutlich klang, die dem Butler aber irgendwie fremd erschien. »Drücken Sie Parker die Scheine in die Hand und verhalten Sie sich voll-kommen still!«

      »Wohin soll Mister Parker denn das Geld bringen?« wollte Geoffrey wissen.

      »Das werden wir ihm schon rechtzeitig sagen, Geoffrey. Hoffentlich haben Sie das Geld schon zusam-men.«

      »Das … Das wird noch einige Zeit dauern«, gab Geoffrey hastig zurück. »Ich muß erst den Tresor öffnen. Und dazu brauche ich …«

      »Was Sie dazu brauchen, interessiert mich überhaupt nicht! Halten Sie sich ran! Sie wollen doch hoffent-lich nicht, daß Lady Simpson unnötig leidet, oder?«

      »Nein, nein, natürlich nicht … Sie dürfen ihr nichts antun. Ich werde mich beeilen.«

      »Bis wann haben Sie den Zaster beisammen?«

      »In etwa einer Stunde könnte ich es geschafft haben. Ja, in einer Stunde …«

      »Einverstanden. Geben Sie mir jetzt mal den Butler! Ich hoffe, daß er inzwischen bei Ihnen eingetroffen ist.«

      Parker übernahm den Hörer und meldete sich gemessen.

      »Sobald Sie das Geld haben, Parker, fahren Sie zurück in die Stadtwohnung und warten auf weitere An-weisungen, klar?«

      »Ihre Anweisungen zeichnen sich sowohl durch Klarheit als auch durch Kürze aus.«

      »Sie werden warten und keine Tricks ausbrüten, Parker. Die Lady wäre sonst geliefert …«

      »Haben Sie noch weitere Wünsche?«

      »Ja, reichen Sie mir noch mal diesen Bankier rüber an die Leitung.«

      Parker kam dem Wunsch des Kidnappers nach und übernahm jetzt wieder den Zweithörer.

      »Hören Sie, Geoffrey, da Sie ja ohnehin den Tresor öffnen, könnten Sie eigentlich kräftig hinlangen … Packen Sie gleich zweihunderttausend Pfund ein! Ist ja ein Aufwaschen.«

      George schnaufte bewegt. »Zwei … Zweihunderttausend Pfund?«

      »Zweihunderttausend Pfund«, bestätigte die Stimme, die zwar undeutlich klang, sich in Parkers Ohr aber nach wie vor fremd anhörte. »Für Lady Simpson ist das dann immer noch ein Taschengeld. Haben wir uns verstanden?«

      »Gewiß, gewiß.«

      »Und hier haben Sie noch mal die Lady am Rohr«, sagte der Kidnapper, worauf Parker dem Bankier fast den Hörer aus der Hand riß und sich sofort meldete.

      Der erste echte Kontakt mit seiner Herrin …

      »Darf ich mich nach Myladys Befinden erkundigen?« fragte der Butler sofort.

      »Ich bin von Flegeln umgeben«, ließ Agatha Simpson sich grollend vernehmen. »Aber man lebt. Noch …«

      »Ich werde umgehend die geforderte Summe bereithalten, Mylady.«

      »Worum ich auch gebeten haben möchte. Und lassen Sie sich nicht etwa einfallen, mit dem Geld durchzu-brennen, Mister Parker!«

      »Mylady können sich auf meine bescheidene Wenigkeit fest verlassen.«

      Als Parker auflegte, unterdrückte er ein feines Schmunzeln. Er hatte Agatha Simpson außerordentlich gut verstanden. Ihre Absichten deckten sich haargenau mit seinen Plänen.

      *

      Lady Agatha stand zusammen mit Ritchie in einer engen Telefonzelle in der Nähe einer Tankstelle und schätzte ihre Möglichkeit ab.

      Ritchie, der junge, sportliche Mann, hatte sie noch mal während der Fahrt bisher zur Telefonzelle eindring-lich verwarnt und auf sein Schießeisen hingewiesen. Er hatte ihr deutlich zu verstehen gegeben, daß er gna-denlos schießen würde, falls sie Ärger machte.

      Sie hatte gerade mit Josuah Parker gesprochen und konnte nur hoffen, daß er sie richtig verstanden hatte. Auch Lady Agatha wollte die Übergabe der verlangten Summe solange wie möglich hinausschieben. Sobald die Kidnapper erst mal das Geld in Händen hatten, war es um sie und Kathy Porter geschehen. Daran war überhaupt nicht zu zweifeln.

      Agatha Simpson hielt den Telefonhörer noch in der Hand.

      Sie sah durch die kleinen viereckigen Scheiben der Tür hinaus auf die Straße.

      Neben dem wartenden Wagen hatte sich Paul, der ehemalige Boxer, aufgebaut. Er tat sehr harmlos und machte sich allein dadurch schon wieder verdächtig. So harmlos, wie er wirkte, gab sich kein normaler Mensch. Er schaute hoch in den inzwischen dunkel gewordenen Himmel und pfiff reichlich verlegen ein Lied. Dabei schielte er ängstlich hinüber zur Telefonzelle. Er ließ seinen Partner Ritchie und Lady Simpson nicht einen Moment lang aus den Augen.

      »Na, los, worauf warten Sie noch? Wollen Sie hier anwachsen?« Ritchie gab sich frech und arrogant. Dadurch zündete in Mylady eine Bombe, die bereits die ganze Zeit über getickt hatte.

      Nein, sie konnte nicht anders.

      Lady Agatha war schließlich keine müde, alte Frau, die vor Angst bebte. Wer sie nur ein wenig kannte, wußte sehr genau, wie streitlustig, aktiv und kriegerisch sie war. Mochte sie auch um die sechzig herum sein, in ihr loderte das Feuer eines mittelgroßen Vulkans.

      Vulkan und Bombe gingen gleichzeitig hoch …

      Lady Agatha sah sich Veranlaßt, die dumme und freche Arroganz dieses Lümmels zu ahnden.

      Sie klopfte ihm den Telefonhörer sehr nachdrücklich auf die Nase, worauf Ritchie sofort Wirkung zeigte.

      Er brüllte auf und wollte Lady Agatha schlagen.

      Doch er hatte seine Rechnung ohne die resolute Detektivin gemacht.

      Sie langte mit dem Telefonhörer noch mal zu und behandelte jetzt das linke Auge des Flegels, das sich so-fort schloß und Tränen produzierte.

      Doch damit nicht genug …

      Lady Agatha, mal in Fahrt geraten, war nur schwer zu bremsen, wie Ritchie zu seinem Leidwesen erlebte. Sie verabreichte dem Mann eine Ohrfeige, und zwar mit dem Handrücken. Der Ring an ihrem rechten Mit-telfinger furchte über die Lippen des Gegners und trennte sie am Mundwinkel auf.

      Ritchie heulte auf und wußte sich nicht zu wehren. Wegen der Enge in der Telefonzelle sah er sich außer-stande, nach seiner Schußwaffe zu greifen. Zudem beförderte Lady Agatha ihn gerade mit einem Fußtritt aus der Zelle.

      Ritchie flog mit der sich öffnenden Tür nach draußen, stolperte und schlug zu Boden. Lady Agathas Ge-sicht zeigte einen triumphierenden Ausdruck. Sie war mit sich äußerst zufrieden.

      »Wagen Sie es nur ja nicht, unhöflich zu sein«, grollte sie den ehemaligen Boxer an, der sie völlig entgeis-tert anstarrte. Paul, der Boxer, wußte nicht, was er machen sollte. Es kam ihm allerdings nicht in den Sinn, etwa auf Mylady zu schießen. Dinge dieser Art hatten in seinem Kopf erfreulicherweise keinen Platz.

      Lady Agathas ausgeprägter Busen wogte.

      Sie wollte Paul einen Vermittlungsvorschlag machen, in dem eine Art Belohnungsgeld eine wichtige Rolle spielte, doch Ritchie erhob sich bereits wieder und hielt sein Schießeisen in der Hand. Seine Augen hatten einen tückischen, mordlustigen Ausdruck angenommen. Was er tatsächlich wollte, war nicht zu ergründen, denn Paul schaltete sich ein. Er schien Ritchie zu kennen und wollte einen Mord verhindern. Er schlug sei-nem Partner hart die Waffe aus der Hand.

      »Nicht, wenn ich dabei bin«, stellte Paul dann fest.

      »Bravo, junger Mann«, lobte Lady Agatha den ehemaligen Boxer, »aus Ihnen kann vielleicht noch etwas werden.«

      »Bist du wahnsinnig, Paul?« fauchte Ritchie seinen Partner an und bückte sich nach der Waffe.

      »Du wirst sie in Ruhe lassen«, befahl Paul, »oder du bekommst es mit mir zu tun!«

      »Wir sprechen uns noch«, drohte Ritchie