R.L. Stine

Fear Street 48 - Das Verhängnis


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hörte ich das Mädchen mit den weißblonden Haaren Deirdre zuflüstern. Die zuckte mit den Achseln.

      Danny machte ein ziemlich verwirrtes Gesicht. Er ging hinüber zu dem Schreibtisch, der an der Wand stand, und begann, einige Mappen durchzuwühlen.

      „Hier ist die Liste“, sagte er und zog ein Blatt Papier hervor. Er lächelte mich an. Aber sein Lächeln verblasste, als er die Namen der Rettungsschwimmer überflog.

      „Wie war noch mal dein Nachname, Lindsay?“, fragte er.

      „Beck“, antwortete ich. Ich fühlte mich schrecklich unbehaglich. Als ich nach unten schaute, sah ich, dass ich mittlerweile in einer Pfütze stand. Ich musste mich dringend umziehen, denn ich tropfte immer noch vor mich hin.

      „Komisch“, murmelte Danny und verzog das Gesicht. Er hielt das Blatt hoch. „Auf der Liste steht keine Lindsay Beck.“

      „Was?“ Ich keuchte erschrocken auf und umklammerte mit beiden Händen das Badetuch. „Heute ist echt nicht mein Tag“, stöhnte ich und verdrehte die Augen. „Wie können die mich einfach vergessen?“

      „Vielleicht bist du im falschen Klub“, rief May-Ann quer durch den Raum. Sie wandte sich an Danny. „Oder ist sie etwa die Vertretung?“

      Danny schüttelte den Kopf. „Nein. Ist sie nicht.“

      Ich spürte, wie sich mein Magen zusammenkrampfte. „Da muss wohl jemand was durcheinandergebracht haben“, sagte ich zu Danny. Ich gab mir Mühe, meine Stimme ruhig klingen zu lassen, aber es gelang mir nicht ganz. „Eigentlich müsste ich mit auf der Liste stehen. Wenn ich nicht Rettungsschwimmerin im Klub wäre, hätten sie mir doch keine Ausweiskarte geschickt.“

      Ich zog die Plastikkarte mit meinem Foto aus der Tasche meiner Jeans. Sie war nass, aber das Wasser perlte davon ab.

      Danny durchquerte den Raum und nahm sie mir aus der Hand. Er kniff die Augen zusammen und studierte sie gründlich.

      „Und diese Karte ist dir vor Kurzem zugeschickt worden?“, fragte er.

      Ich nickte. „Ja.“

      Unbehaglich blickte ich mich im Zimmer um. Die anderen Rettungsschwimmer standen wie angewurzelt da und schauten mich misstrauisch an.

      Danny warf noch einen Blick auf die Karte. Dann hob er langsam den Kopf und sah mich an.

      „Was … was ist denn los?“, stotterte ich.

      „Lindsay“, sagte Danny leise, den Blick immer noch fest auf mich gerichtet, „dieser Ausweis ist zwei Jahre alt.“

      5

      – May-Ann –

      „Was läuft hier eigentlich?“, rief das Mädchen.

      Sie tat mir richtig leid.

      Wie sie da so in dieser großen Wasserpfütze stand, zitternd und bis auf die Knochen durchnässt, sah sie wirklich mitleiderregend aus.

      Und ganz durcheinander. Immerhin stand ihr Name nicht auf der Liste und ihre Ausweiskarte war zwei Jahre alt.

      Irgendwer hatte da Mist gebaut.

      Die anderen starrten sie an, als käme sie direkt vom Mars. Bestimmt fühlte sie sich dadurch noch schrecklicher. Sogar Danny, der hier schließlich die Verantwortung trug, rührte keinen Finger, um ihr zu helfen.

      Also beschloss ich, etwas zu unternehmen. Ich konnte ja wenigstens dafür sorgen, dass sie ein paar trockene Klamotten kriegte.

      Ich ging zu Lindsay hinüber und nahm sie beim Arm. „Komm mit. Du kannst dich in meinem Zimmer umziehen“, bot ich ihr an.

      Ihr Gesichtsausdruck entspannte sich ein bisschen. Sie sah richtig dankbar aus. Zusammen schnappten wir uns ihren total durchnässten Seesack und machten uns auf den Weg zu meinem Zimmer.

      Lindsay drehte sich in der Tür noch einmal um und schaute einen nach dem anderen an. „War denn keiner von euch letztes Jahr hier?“, fragte sie. Ihre Stimme war hoch und schrill – sie klang richtig aufgeregt. „Seid ihr alle neu im Klub?“

      „Ja, alle“, antwortete Danny. Er hatte die Liste immer noch in der Hand.

      „Arnie ist sogar neu auf diesem Planeten“, frotzelte der Muskelprotz namens Phil.

      Alle lachten.

      Lindsay schaute die anderen unsicher an. „Ich war nämlich letztes Jahr hier“, sagte sie. „Ich dachte, dass sich vielleicht jemand daran erinnert …“ Ihre Stimme wurde immer leiser und verstummte dann ganz.

      Phil rückte ein Stück von Cassie ab, nachdem er sie den ganzen Nachmittag angebaggert und mit Blicken verschlungen hatte. Ihr schien das ganz gut gefallen zu haben.

      Cassie flirtete mit allen. Sogar mit diesem mickrigen Arnie. Ich dachte erst, ich hätte mich verhört, als sie ihm vorflötete, wie sehr ihr dieser alberne Ohrring gefallen würde, den er trägt.

      Deirdre, die hübsche Dunkelhaarige, starrte Cassie schon die ganze Zeit wütend an. Sah so aus, als hätte sie auch ein Auge auf unseren Casanova geworfen.

      Phil ging jetzt ein paar Schritte auf Lindsay zu und fummelte dabei an seinem roten Tuch herum. „Ich war letztes Jahr als Gast hier“, sagte er zu ihr.

      „Wer hat dich denn reingelassen?“, unterbrach ihn Arnie und kicherte über seinen eigenen Witz.

      „Aber ich kann mich nicht erinnern, dich gesehen zu haben“, fuhr Phil ungerührt fort.

      „Merkwürdig“, antwortete Lindsay und schaute ihn nachdenklich an. „Ich erinnere mich auch nicht an dich. Dabei hatte ich jeden Nachmittag Dienst.“ Als sie den Kopf schüttelte, lief Wasser ihre Wangen hinunter.

      „Pete wird das schon klären“, meinte Danny zuversichtlich und steckte das Blatt wieder in die Mappe. „Er hat die Liste getippt und dabei wahrscheinlich was durcheinandergebracht. Eigentlich müsste er jeden Augenblick hier auftauchen“, fügte er hinzu.

      Pete Harris war der Sportleiter des Klubs und wirklich ein interessanter Typ. Er strotzte nur so vor Energie und positiver Ausstrahlung. Während er letztes Frühjahr mit mir das Vorstellungsgespräch für den Rettungsschwimmerjob führte, hat er hundert Liegestütze und hundert Sit-ups vor seinem Schreibtisch gemacht!

      Das war natürlich reine Angeberei. Aber ich war trotzdem beeindruckt.

      Für Pete war es unmöglich, sich nur mit einer Sache zu beschäftigen. Er musste immer mindestens drei oder vier Dinge auf einmal tun.

      „Na komm schon. Bevor du dir den Tod holst“, drängte ich Lindsay und führte sie durch den schmalen Flur zu meinem Zimmer. „Scheint heute echt nicht dein Tag zu sein“, versuchte ich zu scherzen.

      Lindsay zwang sich zu einem Lachen. Aber ich merkte, dass sie mit ihren Gedanken ganz woanders war.

      Hastig schlüpfte sie aus ihren nassen Sachen und zog ein Paar ausgebleichte Jeans an, die an den Knien zerrissen waren, und darüber ein Sweatshirt in Braun- und Grautönen, auf dem Tigers an die Spitze stand.

      Anschließend verbrachte sie eine Menge Zeit damit, ihr Haar zu föhnen, es mit beiden Händen aufzuschütteln und wieder eine Frisur daraus zu machen. Dabei starrte sie sich mit zusammengekniffenen Augen im Spiegel an, den Mund zu einem schmalen Strich zusammengepresst.

      Mein Zimmer war ziemlich klein. Zwei Betten mit Nachttisch, zwei schmale Kommoden, ein Bücherregal an einer Wand und ein kleiner Sessel.

      Während Lindsay sich umzog, ging ich zu meiner Kommode hinüber und warf einen Blick in Munchys Käfig. Munchy ist eine weiße Maus und mein einziges Haustier. Normalerweise schleppe ich sie nicht überall mit hin. So sehr hänge ich nun auch wieder nicht an dem kleinen Nager. Aber meine Eltern waren in diesem Sommer verreist, deswegen musste ich ihn mitnehmen.

      Ich schüttete ein paar Körner in seinen Fressnapf. Dann drehte ich mich wieder