Hans-Peter Siebenhaar

Mainfranken Reiseführer Michael Müller Verlag


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der von Balthasar Neumann kon­zi­pier­ten Wallfahrtskirche (Einweihung 1755), besitzt das ca. 5500 Ein­woh­ner große Main­städtchen Eltmann, das sich gerne als „nörd­li­ches Eingangstor zum Steigerwald“ bezeichnet, einen wahren Pu­bli­kums­magneten.

      Das prominente Gotteshaus, wenige Ki­lo­meter mainabwärts von Eltmann, zieht vor allem im Sommer viele Be­su­cher an. Doch auch die Stadt, die vom ge­waltigen Bergfried einer frühe­ren Burg („Krautstücht“) überragt wird, lohnt ei­nen Besuch. Ne­ben der Kirche (nach Plä­nen Leo von Klenzes von 1835-1838 er­baut) locken das Rathaus, das ori­gi­nelle Heimatmuseum, die ma­le­rische Heilig-Kreuz-Kapelle im Fried­hof, die Öl­bergkapelle (13. Jh.) hinter der Stadt­pfarr­kirche und die schöne Aus­sicht von der Wallburg über das Main­tal die Be­sucher an. Von der Burg ist mit Aus­nahme des 28 m hohen Turms nichts mehr zu sehen. Einst gab es auf dem Berg hoch über dem Städt­chen ein be­deu­tendes Amtsschloss des fürst­bi­schöf­lichen Hoch­stifts Würz­burg.

      Sehenswertes

      Wallburgturm: Der be­geh­bare Turm ist ein Überrest der Wall­burg, de­ren Ur­sprung auf das 11. Jh. zu­rückgeht. Einst diente er als letzter Zu­fluchts­ort und als Warte vor möglichen Fein­den. Ur­sprünglich war der Turm 43 m hoch, je­doch wurde er we­gen Bau­fälligkeit bis auf 28 m ab­ge­tragen. Geöffnet an Sonn- und Feiertagen, weitere Infos über www.ritz-eltmann.de.

      Heilig-Kreuz-Kapelle: Das ovale Kirch­lein, flankiert von zwei Buchsbäumen, stammt aus dem Jahr 1768. Fast 200 Jahre später wurde die barocke Kapelle, die zehn Kirchenbänke beherbergt, ab­ge­brochen und am westlichen Rand des Elt­man­ner Friedhofs (Richtung Bam­berg) wieder aufgebaut. Beachtenswert ist auch die un­ge­wöhnliche Pfarrkirche am Marktplatz, die nach Plänen des be­rühm­ten Münch­ner Architekten Leo von Klenze entstand.

      Heimatmuseum: Die Sammlung zeigt in 13 Räumen rund 1500 Exponate zur Ge­schichte und Kultur des Main­städt­chens. Ein Schwerpunkt der Sammlung liegt auf den Themen Handwerk und In­dustrie, beispielsweise die für die Re­gion typischen Gewerbe Flößerei, Sand­stein­bearbeitung und Kugellager­her­stellung.

      ♦ Unregelmäßige Öffnungszeiten, Besichtigung nach individueller Terminvereinbarung mög­lich. Eintritt 3 €, Kinder und Jugendliche 1 €. Brun­nenstr. 4, Tel. 09522/1000.

      Praktische Infos

      Information Ritz Eltmann, regionales In­for­mations- und Tourismuszentrum für die Na­tur­parks Steigerwald und Haßberge, Markt­platz 7, 97483 Eltmann, Tel. 09522/89970, www.ritz-eltmann.de. Mo-Fr 8-12 Uhr, Do auch 14-18 Uhr. Großes Informations­angebot.

      Im nördlichen Steigerwald haben sich fünf Ge­mei­n­den, nämlich die Stadt Eltmann, die Ge­mein­den Knetzgau, Oberaurach, Rau­hen­ebrach und Sand am Main zu den sog. „Fünf Sternen im nördlichen Steigerwald“ zusammen­ge­schlos­sen.

      Übernachten/Essen Hotel Wallburg, das Haus in Eltmann-Süd, wie die Einheimi­schen süf­fisant das Neubaugebiet nennen, ist an sei­ner Fassadenmalerei leicht zu er­kennen. Das am Fuß des Wallbergs, unweit des Freibads, ge­legene Hotel besitzt ein Re­staurant, das tägl. (außer Do) 16.30-21 Uhr, So bereits ab 11 Uhr (Mittagstisch) geöffnet ist. EZ ab 50, DZ ab 85 €, Frühstück und Saunanutzung inklusive. Wall­burgstr. 1, Tel. 09522/6011, www.hotelwallburg.de.

      Landgasthof Schramm, im Stadtteil Roß­stadt, 6 km von Eltmann gelegen, bietet frän­kische Küche mit Wild aus eigenem Dam­wild­gehege und Hausschlachtung, Hausmacher Brot­zei­ten. Freund­licher Service, durchgehend geöff­net, Küche 11.30-14 und 17-21 Uhr, Mo Ruh­e­tag (Mai-Sept. ab 17 Uhr geöffnet). Über­nach­tung 37,50 € pro Pers. (bei längerem Auf­ent­halt günstiger). Frankenstr. 24, Roßstadt, Tel. 09522/399, www.schramm-landgasthof.de.

      Essen & Trinken außerhalb Weinstube und Weingut Nico Scholtens, unterge­bracht in einem ehemaligen Dorfschulhaus mit herr­lichem Naturgarten, urige Atmo­sphäre im In­neren (mit Teppichen als Tisch­decken). Der Va­ter der Wirtin ist der be­kannte Bildhauer Wal­demar Kuhn, von dem auch einige Groß­plas­tiken im Garten ste­hen. Weine aus der Zel­ler Ex­trem-Steillage. Sa ab 17 Uhr, So und an Fe­i­er­tagen ab 14 Uhr. Rieneckstr. 6, Fat­schen­brunn (Gemeinde Oberaurach), Tel. 09529/326, www.weingut-scholtens.de.

      Schinderei für den Stein

      Wer etwas auf sich hielt, baute in der zweiten Hälfte des 19. Jh. sein Anwe­sen aus Eltmanner Sandstein. Das Kurhaus von Bad Kis­singen, die Baum­woll­börse in Hamburg oder der Norddeutsche Lloyd in Bremen haben eines gemeinsam: Der Stein stammt aus der Gegend um Eltmann. Ende des 19. Jh. lebten hier rund 1100 Stein­hauer. Freilich verdienten die Arbeiter in der Stein­gewin­nung und -bearbeitung ihr tägliches Brot sehr hart. „Die regel­mä­ßi­ge Arbeitszeit dauert von morgens 6 Uhr bis abends 7 Uhr. Er­wach­senen Arbeitern steht es frei, die Arbeit von morgens 5 Uhr bis abends 8 Uhr zu verlängern“, hieß es in der Arbeits­zeit­ver­ord­nung eines größe­ren Unter­neh­mens im Jahr 1896. Am meisten mach­ten den Steinhau­ern die unmensch­li­chen Arbeitsbeding­un­gen zu schaf­fen. Augenzeugenbe­richte schildern, dass die Staub­ent­wicklung so stark war, dass zwischen Elt­mann und Zeil im Som­mer eine einzige Staubwolke in der Luft hing. Die Staublunge führ­te bei vie­len Steinmetzen zur Frühinvalidität oder gar zum Tod. Eine Statistik aus dem Jahr 1908 berichtet nüchtern, dass die Le­benser­wartung der main­frän­ki­schen Steinhauer bei 30,3 Jahren bei einer durch­schnittlichen Beschäfti­gungsdauer von 15 Jahren lag.

      Das Schloss von Oberschwappach, einst Amtshof des Zisterzienserklosters Eb­rach, gehört zweifellos zu den schön­sten Anlagen zwischen Bamberg und Schweinfurt. Schon von Ferne ist das wuchtige, gelb-weiße Schloss am Orts­rand des Weilers zu er­kennen. Doch nicht nur wegen der Kunst lohnt sich ein Ausflug in das Dörfchen, sondern auch wegen der Heckenwirtschaften, die kräftige Frankenweine und def­tige Brot­zeiten anbieten.

      Museum Schloss Oberschwappach (ehem. Maintal-Steigerwald-Museum): Das ba­ro­cke Hauptgebäude mit den bei­den Eck­flü­geln wurde im 18. Jh. als Amts­hof des Zisterzienserklosters Eb­rach er­baut. Oftmals wird es als Som­mer­resi­denz der Ebracher Äbte be­zeich­net, was es allerdings nie war. Über einen nach hinten gelegenen Schloss­hof er­reicht man einen zentralen Wirt­schafts­hof mit den Stallungen und ei­ner ehemaligen Remise, heute eine Fest­halle. Im Norden (gegenüber dem heutigen Eingang) liegen die Ter­ras­sen­gärten, die wie Kaskaden zum Dorf­kern hin abfallen.