nicht davon
aber in dir aus
durch dich hinweg
Dort wo die Stadt nicht mehr brüllt
verdichtet sich das Licht
aller Farben
Freigelegte Quelle
3.
Das einzelne strebt nicht danach
sich mit dem Ganzen zu vermischen
Alt-Bornheim am Hohen Brunnen
plätschert
die Stille zerwirbelnd
ausgesondert, aber nicht verlassen
so getrennt und so verbunden
Die Berger
aus der Innenhaut der Stadt
destillierte aromatische Substanz
Aus verstreutem Fachwerkhaus
ausgepresste Duftessenz
die sich an klammheimlichen Hinterhöfen
anschmiegt, verkriecht
bis zu den riechenden Augen,
die nicht verbleichen
Herznote des Parfüms
von Billy Jean bis zur Weißen Lilie
freigeschaltete Frequenz
in der die Töne nicht mehr rauschen,
sondern auf Luftpapier
mit feinstem Strich
Stühle, Bistrotische, Cafés
zeichnen
Skizze, Linien zart angehaucht
aus der
zaghaft hell
Farbtupfer hervorquellen
sich zueinander bewegen,
ineinander sich verbinden:
Aquarell
Hier wird
der Turm zu Babel
vollbracht
nicht weil
man den Himmel erreicht oder besingt
sondern weil man entdeckt,
dass Platz vorhanden ist für alle
solange sich Mensch
nicht gegen Mensch erhebt,
sich die Hand reicht
und sich gemeinsam rettet,
wenn man ertrinkt
4.
Wenn Frankfurt ein Meer wäre
und die Zeil ein Seeungeheuer darin
dann wäre die Berger ein Delphin
und manchmal auch ein Wal
der Merianplatz wäre sein Bauch
und ich wäre Jona darin
Wäre Frankfurt Hafenstadt
dann wäre die Berger
am Uhrtürmchen
der Anliegerplatz
Hier steige ich aus
hier komme ich an
und gehe weiter
am selbstverlorenen
Fünffingerplätzchen vorbei
und lasse mich
nieder im Irish Pub
Und wenn ich am Alten Rathaus
neben der Kelterei Zur Sonne stehe
hält die innere Uhr den Atem an
vermengt Alt und Neu
Die eine Sekunde, aus der alle
weiteren Sekunden entsprangen,
liegt hier noch brach
Und schon blickt
die Eulengasse herab
Berg auf geht es weiter
bis kurz vor der Schneise der Autobahn
oben endlich
am Sportplatz
der SG Bornheim
angelangt
Und wenn ich die Berger verlasse
ist sie keine Straße mehr
sie wird zurückgelegter Weg
Dieser Raum
zwischen den Worten
der übrig bleibt
wenn sich der Tag
in Seckbach
Auf der Sülze
dem Ende neigt
5.
Und schon sehne ich mich zurück
an die Bornheimer Heide
an das Wiesenstück
an die Furche, die einst
vielleicht als Rinnsal
waldumschlungen entstand
und heute
als Berger Straße erklingt
Stadt in der Stadt
Es endet nie
was nicht beginnt
was aber nie beginnt
endet nicht
Anne Stellberger
Wellen, die Brücken schlagen
»L
ook around, look around at how lucky we are to be alive right now …«
»Mit wem redest du?«
Ich drehte mich um und sah in das belustigte, aber wenig überraschte Gesicht meiner Freundin Mara. »Ich rede nicht, ich singe.«
»Was singst du denn diesmal?«, fragte sie mit einem leichten, ironischen Augenrollen.
»Na, Hamilton!«
»Okay, also wie immer. Komm, wir suchen uns eine Stelle ohne Vogelkacke«, sagte Mara.
Sie nickte erst auffordernd in die Richtung von Noah und Jana, die bisher nur leise grinsend der Unterhaltung gefolgt waren, und machte dann eine Kopfbewegung Richtung Mainufer, ein Stück weiter weg von der Brücke. Schweigend gingen wir nebeneinander her. Der Weg, auf dem wir liefen, war asphaltiert und strahlte Wärme ab. Auf der linken Seite des Weges lagen Leute auf Decken oder einfach im Gras, unterhielten sich oder hatten die Augen geschlossen. Die Bäume schützten sie vor der heißen Sonne. Heute war keine Wolke am Himmel zu sehen. Jogger liefen in unterschiedlichem Tempo an uns vorbei. Ich fragte mich, wo sie hinliefen, ob sie vor etwas wegliefen. Auf der anderen Seite des Ufers standen Hochhäuser. Im Fensterglas der oberen Etagen spiegelte sich die Sonne. Ein Stück weiter lag ein Boot mit einem Restaurant darauf am Ufer. Die Menschen darauf tranken Wein und redeten laut.
Ich trug meinen schwarzen Rock mit Knopfleiste und ein dünnes T-Shirt, so warm war es inzwischen geworden. Ich liebte den Sommer, den Sommer am Main, am Eisernen Steg. In diesem Jahr saßen wir oft hier. Wir deckten uns beim Rewe im MyZeil mit Bier und Snacks ein und schlenderten dann, vorbei an umhereilenden Menschen, hinüber auf die andere Seite des Flusses, weg