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© 2020 Wörterseh, Lachen
Lektorat: Andrea Leuthold
Korrektorat: Lydia Zeller
Umschlaggestaltung: Thomas Jarzina
unter Verwendung des Gemäldes »Wilhelm Tell« von
Ferdinand Hodler, 1896/97, © akg-images, Berlin.
Layout, Satz: Beate Simson
Druck und Bindung: CPI – Ebner & Spiegel
Print ISBN 978-3-03763-123-2
E-Book ISBN 978-3-03763-807-1
Inhaltsverzeichnis
Zur Entstehung dieses Buches und Dank
ÜBER DAS BUCH
Im Frühjahr 2020 begleiteten 14 renommierte Investigativjournalistinnen und -journalisten besonders exponierte Menschen durch die Coronakrise. Unter anderen unseren Gesundheitsminister Alain Berset, den Epidemiologen Marcel Salathé, eine Spitalapothekerin, drei Geschwister, die innert weniger Tage beide Eltern an Covid-19 verloren, eine Pflegefachfrau, die in einem Altersheim Verstorbene einsargen musste, eine Notfallärztin, die während der Krise Tagebuch führte, aber auch Infizierte – unter ihnen ein Tessiner Gemeindepräsident.
In ihrem Buch »Lockdown« lassen die Schreibenden all diese Menschen erzählen, in welchen Gefühlsstrudel sie das Coronavirus Tag für Tag gerissen hat. Die Aufzeichnungen verweben sie mit vertraulichen Protokollen von über 50 Krisensitzungen in Bundesbern. So ist – innert kürzester Zeit – ein packendes und berührendes Buch entstanden, das einen neuen Blick auf etwas wirft, das achteinhalb Millionen Menschen in der Schweiz hautnah miterlebt haben: Ausnahmezustand. Monatelang. Und auch wenn die wenigsten von ihnen tatsächlich an Corona erkrankten: Jede und jeder hat die Pandemie am eigenen Leib gespürt. Die 14 Journalistinnen und Journalisten wollten das bis dahin Unvorstellbare festhalten, es wurde aber mehr. Sie haben ein ebenso differenziertes wie facettenreiches Bild einer Zeit geschaffen, die uns für immer in Erinnerung bleiben wird.
»Minutiös recherchierte Chronik mit berührend tiefen Einblicken, packend erzählt. Ein wichtiger erster Schritt für die Aufarbeitung einer Krise, wie sie die Schweiz wohl noch nie erlebt hat.«
Fiona Endres, »Rundschau«, SRF
»Als hätte jemand ein Tagebuch für alle geschrieben. Und dabei die Protokolle der Behörden zur Hand gehabt. Und die Notizen zahlreicher Involvierter. Eine einzigartige Mischung aus Annalen und Politthriller – vielschichtige Antworten auf zentrale Fragen der Krise inklusive.«
Sarah Berndt, »Beobachter«
»Die Schweiz und das Virus, das ist die Geschichte einer Unterschätzung – und eines zähen Kampfs mit offenem Ende. Hier wird sie authentisch und umfassend recherchiert nacherzählt. Spannende Pflichtlektüre, nicht nur für HistorikerInnen.«
Thomas Kirchner, »Süddeutsche Zeitung«
ÜBER DIE AUTOREN
Die 14 Autorinnen und Autoren dieses Buches, von denen die meisten beim Recherchedesk der Tamedia arbeiten, sind:
Bernhard Odehnal
Thomas Knellwolf
Simone Rau
Titus Plattner
Fabian Muhieddine
Susanne Anderegg
Sylvain Besson
Catherine Boss
Dominique Botti
Christian Brönnimann
Yann Cherix
Roland Gamp
Kurt Pelda
Oliver Zihlmann
PROLOG
In der Nacht auf Dienstag, den 7. April 2020, verliert Anne-Lise Cornu* im Kantonsspital Freiburg ihren Kampf gegen das Coronavirus. Genau wie ihr Mann Henri-Paul* zwölf Tage zuvor. 50 Jahre lang war das Paar verheiratet, das sich einst in einem Café kennen gelernt hatte, sie als Serviertochter, Henri-Paul als Gast. Die beiden haben über Jahre gemeinsam Pétanque gespielt. Und sie haben – am Fuss des historischen Städtchens Romont – eine Tochter und zwei Söhne grossgezogen.
Für sie und für ihre drei Enkeltöchter wollte die 69-jährige Anne-Lise weiterleben. Nach Hause zurückkehren, wo sie so gern Kreuzworträtsel löste und Bücher las.
Doch gleichzeitig war die Rentnerin und Hausfrau müde, so unfassbar müde. Und sie brauchte derart viel Sauerstoff, dass für Ärztinnen und Pflegefachleute kein Zweifel bestand: Anne-Lise Cornu wird es nicht schaffen.
Um sein Leben kämpft, in derselben Nacht, im selben Spital, auch ihr jüngerer Sohn Didier*. Der 46-Jährige ist ebenfalls an Covid-19 erkrankt. Anfangs traten bei ihm nur leichte Symptome auf, erhöhte Temperatur, Magenprobleme, fehlender Appetit – ausgerechnet bei ihm, der schon als kleiner Junge Koch werden wollte und es heute auch ist. Nun, am Dienstag vor Ostern, wird er ins künstliche Koma versetzt. Er muss über einen Schlauch beatmet werden. Ob Didier Cornu die Karwoche überleben wird, weiss niemand.
In den zwölf Tagen zwischen dem Tod seines Vaters und dem Tod seiner Mutter sterben in der Schweiz weitere 619 Menschen, die sich mit dem Coronavirus infiziert hatten. Das Land ist seit drei Wochen lahmgelegt. Im Lockdown.
Die täglichen schlimmen Nachrichten bedrücken die Bevölkerung, die angehalten ist, in den eigenen vier Wänden zu bleiben. Niemand kann sagen, was noch kommt. Ob das Virus überhaupt in den Griff zu bekommen ist. Oder ob italienische Verhältnisse drohen, mit Ärzten, die Patienten sterben lassen müssen, weil es nicht mehr genügend Beatmungsgeräte gibt. Mit Kolonnen von Kühllastern, die die Leichen abtransportieren.
Am Abend nach der Nacht, in der Anne-Lise Cornu stirbt, merkt Alain Berset*, dass ihm das Virus selber gefährlich