Günter Dönges

Butler Parker Staffel 12 – Kriminalroman


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der Mann.

      Er ließ sich mit gekreuzten Beinen vor Jane nieder.

      »Sie werden es mir gleich sagen.«

      Jane Wells sah gelangweilt an ihm vorbei hinaus auf die See.

      »Hier sollen sich angeblich Seejungfrauen herumtreiben.«

      »Wie schön«, meinte Jane Wells desinteressiert.

      »Hier sind bisher drei Männer umgekommen!«

      »Und die wurden natürlich von Ihren Seejungfrauen ertränkt, nicht wahr?« Jane Wells lächelte flüchtig. Sie schien dem Mann nicht ein einziges Wort zu glauben.

      »Sie brachen sich das Genick«, redete der Mann weiter, »die Polizei steht vor einem Rätsel.«

      »Was wollen Sie eigentlich?« erkundigte sich Jane Wells etwas energischer.

      »Sie warnen, Madam«, erwiderte der Mann eindringlich, »hier an der Küste ist es nicht ganz geheuer.«

      »Also gut, ich werde gleich schreien«, versprach sie ihm ironisch. »Sind Sie jetzt zufrieden?«

      Sie hatte den Satz kaum beendet, als dicht neben ihr zwei recht ansehnliche Steintrümmer aufklatschten und auseinander spritzten Für den Bruchteil einer Sekunde blieb Jane Wells wie angewurzelt sitzen, doch dann sprang sie auf und landete wahrscheinlich gegen ihren Willen an der breiten Brust des Mannes.

      »Hallo«, sagte er sehr ruhig, »also doch Nerven?«

      »Scheren Sie sich zum Teufel«, fuhr Jane Wells ihn an und drückte sich von seiner breiten Brust ab. »Man wird ja wohl noch erschrecken dürfen, oder?«

      Sie fuhr erneut zusammen, als weitere Steinbrocken unten auf den Strandstreifen fielen. Doch diesmal landete sie nicht an der Brust des Mannes. Sie drehte ihm den nackten Rücken zu und sah hinauf in die Klippen.

      »Da oben muß doch einer rumturnen«, sagte sie nachdenklich, »warum macht er sich nicht bemerkbar?«

      »Vielleicht sind’s die Seejungfrauen«, antwortete der Mann.

      »Unsinn«, sagte Jane und wandte sich ihm wieder zu. »Da will uns jemand erschrecken.«

      »Ich denke, wir sollten rauf zur Straße gehen«, schlug er vor. Sein Gesicht war gespannt, die Augen wirkten noch kühler. Unmittelbar danach riß er die junge Frau an sich und warf sich mit ihr hinter einen Felsklotz.

      Bevor Jane Wells protestieren konnte, prasselten um sie herum faustgroße Steinbrocken. Eine Lawine schien sich oben am Rand der Klippen gelöst zu haben.

      »Das ist kein Zufall«, sagte Jane Wells.

      »Der Weg nach oben dürfte für uns gesperrt sein«, antwortete er nachdenklich.

      »Deshalb können Sie trotzdem Ihre Hand von meiner Brust nehmen«, gab Jane Wells zurück. Ihre Stimme klang schon wieder fest und sicher.

      »’Entschuldigung«, sagte er lächelnd, »können Sie schwimmen? Ich schlage vor, wir setzen uns durch die Brandung ab.«

      Sie hatten keine andere Möglichkeit.

      Immer wieder landeten Steinbrocken auf dem Sandstreifen und platzten hier splitternd auseinander. Es war ganz eindeutig, daß oben in den Klippen Menschen waren, die wohl selbst vor einem weiteren Mord nicht zurückschreckten.

      Eine Minute später hetzten Jane und ihr Begleiter zum nahen Wasser hinunter und warfen sich in die Brandung. Dabei zeigte sich, daß Jane Wells eine ausgezeichnete Schwimmerin war.

      Sie war derart schnell, daß der Mann ihr kaum zu folgen vermochte.

      Immer dann, wenn er sie fast erreicht hatte, tauchte sie geschickt weg und verschwand vor seinen Augen. Schließlich gab der Mann es auf, sie erreichen zu wollen. Hatte er eingesehen, daß er gegen ihre Schnelligkeit keine Chance hatte?

      Nein, er schien sie nur täuschen zu wollen, schwamm jetzt wesentlich langsamer und legte sich auf den Rücken. Er mußte einen Wadenkrampf im linken Bein haben. Jane Wells, die ihn immer wieder mißtrauisch beobachtet hatte, schwamm vorsichtig näher heran.

      »Krampf?« fragte sie prustend.

      »Gleich vorüber«, rief er zurück, »schwimmen Sie schon mal weiter, Miß!«

      »Ich werde warten«, gab sie laut zurück. »Sie können sich ja …«

      Sie beendete ihren Satz nicht, denn der Mann sackte plötzlich ab und verschwand unter der Wasseroberfläche. Jane Wells kraulte näher auf ihn zu … spürte plötzlich eine jäh und fest zupackende Hand an ihrem rechten Fußknöchel.

      Sie wollte sich losreißen, doch die Hand war wie eine Stahlklammer. Jane Wells schnappte verzweifelt nach Luft und ließ sich erst mal unter Wasser ziehen. Dann aber ging sie sofort zum Gegenangriff über und attackierte den Mann. Sie geriet nicht gerade in Panik, aber sie wollte es so schnell wie möglich hinter sich bringen. Der Mann hatte sie überlistet. Vielleicht wollte er sie jetzt noch umbringen?

      Die Luft in ihren Lungen wurde schnell knapp.

      Verzweifelter und wütender wurden ihre Abwehrbewegungen. Sie sah den Mann dicht vor sich. Seine Augen waren weit geöffnet und spiegelten Angst wider. Wußte der Mann wirklich nicht, was er tat? War er von der Panik eines Ertrinkenden erfaßt worden? Oder war das alles nur geschicktes Theater?

      Jane Wells wurde immer tiefer gezogen.

      Sie hatte keine Luft mehr, bäumte sich noch mal verzweifelt auf und schluckte Wasser. Sekunden später verlor sie das Bewußtsein.

      *

      Die drei jungen Männer hießen Steven, Hale und Brian.

      Sie hatten stark gerötete und immer noch tränende Augen. Auch sonst glichen sie sich ungemein. Sie waren alle mittelgroß, schlank und sportlich durchtrainiert, trugen wadenhohe Stiefel, Jeanshosen und über ihren Hemden schwarze Lederjacken. Sie hatten sich ihrer Umgebung angepaßt. Ihre Kleidung entsprach dem Stil, den die Männer hier an der Küste bevorzugten.

      Sie saßen diesmal nicht in dem Kastenlieferwagen, sondern hatten es sich in einem Ford bequem gemacht. Steven am Steuer beobachtete durchs Fernglas das kleine Fischerstädtchen.

      »Sie kommen jetzt rauf«, meldete er nach einer Weile, »in etwa ’ner Viertelstunde müßten sie hier sein.«

      »Die sind doch uninteressant«, meinte Hale desinteressiert, »aber ich möchte wissen, wer uns die Tränengasbombe in den Wagen geschmissen hat.«

      »Wenn ich den erwische, kann er was erleben«, sinnierte Brian halblaut und wischte sich einige verspätete Tränen aus den Augen. »Wer mag der Alte nur gewesen sein?«

      »Das wird uns die komische Alte sagen«, hoffte Steven grimmig. Seine Stimme klang verschnupft, was eindeutig mit dem Tränengas zusammenhing.

      »Glaubst du, daß der Alte mit ihr zusammenarbeitet?«

      »Ist das nicht klar?« wunderte sich Steven. »Ich wette, daß sie unsere Konkurrenz leitet.«

      »Weiß man inzwischen nicht, wer sie ist?« erkundigte sich Brian, während er neue Tränen von den Backen wischte.

      »Das läßt der Boß gerade feststellen«, gab Steven zurück, der als eine Art Vormann fungierte.

      »Und was haltet ihr von dem angeblichen Butler?« warf Hale ein.

      »Den hält die alte Fregatte sich sicher zur Tarnung«, mutmaßte Steven.

      »Ich weiß nicht.« Brian schüttelte skeptisch den Köpf. »Denk mal an die Nacht zurück, als wir die beiden Maskierten in die Luft jagten.«

      »Er hat mit der komischen Alten in den Klippen gelegen«, stellte Hale fest, »und die Sache mit der Leuchtpistole war nicht gerade stümperhaft inszeniert.«

      »Die beiden Typen werden uns bald was erzählen«, hoffte Steven freudig, »und dann ist Brandon an der Reihe. Der Boß meint, daß wir die Konkurrenz in den nächsten Tagen an