Hitze abgeben und kühlende Luft einatmen. Die Schweißdrüsen in der Haut, chinesisch Teil der Lunge, geben Schweiß ab und kühlen dadurch die Körperoberfläche. Die Lunge mit der Haut ist das zentrale Regulationsorgan der Körpertemperatur. Das wärmeregulierende Organ des mittleren Erwärmers ist die Milz. Sie produziert aus Nahrung und Atemluft Qi, die Energie der Wärme, und Blut, die Kühlflüssigkeit im Körper. Ist die Milz müde, ist uns kalt, da sie nicht genug Qi herstellt. Ist zu wenig Blut da, überwiegt in Relation das Qi und wir sind hitzig. Das wärmeregulierende Organ des unteren Erwärmers ist die Niere. Das in ihr gespeicherte Yin ist die Basis allen Blutes und die Basis der Kühlung im Körper. Das in ihr gespeicherte Yang ist die Basis allen Qi und die Basis der gesamten Wärme im Körper. Das merkt man zum Beispiel anhand der Hitzewallungen, wenn in den Wechseljahren das Yin weniger wird und das Yang überwiegt. Und man merkt es, wenn durch Erschöpfung das Yang der Niere geschwächt ist und Kälte im unteren Teil des Körpers spürbar wird. Somit leistet jeder Erwärmer des Körpers, der obere, der mittlere und der untere Erwärmer, seinen Beitrag für die konstante Körperwärme. Daher stammt wohl sein Name.
Die gesunde Zunge passt genau in den Mund, hat also keine Zahnabdrücke und keine Risse. Die Farbe des Zungenkörpers ist blass-rot, da Körpersäfte in der Zunge das Blut verdünnen. Der Zungenbelag ist dünn und weißlich und überall vorhanden. Im hinteren Drittel darf er etwas vermehrt sein, da dieses Areal auch dem Dickdarm entspricht und dieser hat auch normalerweise oft vermehrt eingedickte Feuchtigkeit.
Wenn Sie unter die Zunge blicken, indem Sie die Zunge zum Gaumen anheben, sehen Sie die Zungengrundvenen.
Normalerweise sind die Zungengrundvenen kaum zu sehen. SIND sie zu sehen und wirken verbreitert und verlängert (über das Zungenbändchen hinaus), deutet das auf eine Blut-Stagnation hin.
Wichtig ist, dass Sie unterscheiden können zwischen einem blassen Zungenkörper und einem roten, zwischen einem breiten mit Zahneindrücken seitlich (dann ist der ZK auf jeden Fall vergrößert!) und einem schmalen, ob er Risse hat oder nicht. Ein Riss bedeutet, dass dort Substanz, also Yin, fehlt. Die Lokalisation sagt Ihnen, wo, in welchem Organ.
Wichtig ist, dass Sie erkennen können, ob der Zungenbelag normal, vermehrt oder vermindert ist oder sogar fehlt.
Zeichen für Hitze sind ein roter Zungenkörper und ein gelber Zungenbelag. Feuchte Hitze (oder heißer Schleim) zeigt sich an einem roten Zungenkörper mit dickem Zungenbelag. Latente Hitze zeigt einzelne rote Punkte im Zungenkörper. Leere Hitze ist jene Hitze, die bei einem Yin-Mangel auftritt. Sie zeigt sich durch einen roten Zungenkörper mit wenig oder fehlendem Belag. Yin-Mangel zeigt sich durch einen kleinen Zungenkörper ODER einen Zungenkörper mit Rissen an den Stellen, die den Organen mit Yin-Mangel entsprechen. Ein Nieren-Yin-Mangel, Niere als Basis allen Yin, zeigt sich durch eine kleine Zunge oder viele Risse im ganzen Zungenkörper.
Die Evolution von Krebs
Krebs ist eine Erkrankung des gesamten Körpers. Auch wenn er vielleicht nur an einer Stelle auftritt, so muss doch das Zheng-Qi des gesamten Körpers versagen, um die Wucherung einer bösen Zelle zuzulassen. Die Zunge zeigt den Zustand des gesamten Körpers. Krebs ist meist der Endzustand einer langen Evolution von Veränderungen im Körper.
Zum besseren Verständnis möchte ich Ihnen hier die typischen Veränderungen im Körper und an der Zunge (und der Vollständigkeit halber auch des jeweiligen Pulses) beschreiben, welche in einen Krebs münden können:
Am Anfang haben wir einen gesunden Körper mit einer gesunden Zunge und einem gesunden Puls.
Dann passiert unser westliches Leben mit seiner ungesunden und unregelmäßigen Lebensweise: viele rohe Lebensmittel, schnelles und unregelmäßiges Essen, Stress und Hektik, Sorgen und Grübeln und unsere Mitte wird müde. Sie produziert weniger Qi und schafft ihre Arbeit, alles gut zu verdauen, nicht mehr. Feuchtigkeit und Schleim bleiben als «Unverdautes» im Körper liegen. Die Zunge wird zu breit für den Mund und zeigt Zahneindrücke, der Zungenbelag wird dicker.
Ist einmal weniger Qi vorhanden und geht es mit den kalten Lebensmitteln und der übermäßigen Anstrengung im Leben weiter, rutscht der Körper in einen Milz-Yang-Mangel, der eher männlichen Variante der Evolution: Die Zunge wird noch breiter, der Zahnbelag noch dicker.
Trifft der Wind unseres Alltages, der Stress, auf die Leber, spannt sich diese an und es entsteht die Leber-Qi-Stagnation, was man an der Zunge an den roten (für die Hitze) und aufgeworfenen Rändern erkennt. Die Hitze trocknet das Blut («Blut-Trockenheit») und die Säfte und die Ränder werden belagfrei. Und hält dieser Zustand der Spannung und der Hitze längere Zeit an, gesellt sich noch der Leber-Yin-Mangel dazu, was man an der Zunge an den geröteten, belagfreien und nun abfallenden Rändern erkennt. Überwiegt der Blutmangel in der Leber, werden die Ränder der Zunge blass (Leber-Blut-Yin-Mangel).
Reicht das Qi nicht mehr aus, um Blut zu bilden, kommt es zu einem Blut-Mangel. Hält dieser länger an, werden die Reserven in der Niere, das Yin, verwendet, nur um Blut zu produzieren und es entsteht ein Yin-Mangel. Blut kühlt, und weil es nicht genügend vorhanden ist, entsteht immer mehr Hitze, was man am Zungenkörper durch rote Stellen erkennt. Der Zungenbelag wird trocken und langsam weniger, weil die Hitze die Säfte des Körpers austrocknet. Beim Yin-Mangel wird der Zungenkörper langsam kleiner und er erhält immer mehr Risse.
Über die müde Milz kann der Weg auch anders weitergehen. So kann zunächst einmal auch die Lunge, das Kind der Milz, müde werden: Sie verliert zunächst Qi und dann auch noch Yin. Wenn die Lunge müde wird, fällt die erste Front unseres Immunsystems, unseres Zheng-Qi: das Wei-Qi.
Ebenso kann es dem Herzen ergehen. In einem feuchten, aufgedunsenen Körper des Milz-Qi-Mangels kann sich das Herz nicht wohlfühlen und in unserem Alltag verlieren wir Ziel, Ausrichtung und Sinn unseres Lebens. Der Shen, der Geist des Herzens, wird immer schwächer. So kommt es zu einem Herz-Qi-Mangel und über den Blut-Mangel schließlich zu einem Herz-Yin-Mangel.
Beim Yin-Mangel kann der Körper die Hitze, die aus Stoffwechsel anfällt (was wir westlich als «sauer werden» bezeichnen), die Hitze unseres stressigen Lebens und die Hitze der falschen Ernährung, die feuchte Hitze aus der Kombination von Hitze mit Feuchtigkeit, nicht mehr ausgleichen. Blut fließt wenig und alles, was wenig fließt, lässt sich leicht blockieren und es droht die Blut-Stagnation:
Und das kann alles gleichzeitig und parallel auftreten und dementsprechend bunt kann die Zunge aussehen:
Also ein Nebeneinander von Schleim,