weiß ich nicht genau. Er ist aber mit einem angeblichen Londoner i, Anwalt zusammen. Und mit dessen Sekretärin.«
»Komm, wir bringen ihn in den Wohnraum!«
»Ich bedanke mich außerordentlich für Ihre geplanten Bemühungen«, erwiderte Parker in diesem Moment und stand ungemein leichtfüßig auf. »Ich möchte Sie keineswegs unnötig strapazieren. Ich möchte behaup-ten, daß ich mich in ausgezeichneter Verfassung befinde.«
Parker lüftete seine schwarze Melone und deutete eine knappe Verbeugung an.
Jean-Claude Fondy war einen Schritt zurückgewichen. Seine Hand massierend, starrte der den Butler entgeistert an. Norma Caropoulos lachte schon wieder amüsiert. Ihr Sinn für Humor schien sehr ausgeprägt zu sein. »Was wollen Sie hier?« fragte Fondy, der keineswegs lachte. »Mir ging es darum, Ihre Bekannt-schaft zu machen«, erklärte der Butler gemessen. »Wenn mich nicht alles täuscht, so klopfte ich an.«
»Ich weiß genau, daß die Tür einschnappte. Und von Anklopfen habe ich nichts gehört.«
»Lassen wir die Bagatelle, wenn ich ihn vorschlagen darf.« Parker ging voraus in den Wohnraum. »Miß Caropoulos hat Sie bereits informiert?«
»Ich kam nicht mehr dazu, Sie waren schneller.« Norma lächelte den Butler freundlich an.
»Wenn Sie erlauben, werde ich Ihnen die Vorgeschichte erzählen«, sagte Parker zu Fondy. »Sie betrifft einen professionellen Mörder, der sich mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht als Winter-sportler in Kandersteg aufhält.«
»Was habe ich damit zu tun?« Jean-Claude Fondy massierte sich weiterhin die schmerzende Hand. Er lehnte sich gegen den Kamin und sah aus wie ein Südseepirat, der sich in den Schnee verirrt hat. Er war ein Mann, der auf Frauen wirkte, und wahrscheinlich wußte Fondy das auch sehr gut.
»Miß Caropoulos’ Bruder könnte möglicherweise das Opfer dieses Berufsmörders werden«, führte der Butler weiter aus. »Ich hoffe, daß Sie gebührend beeindruckt sind.«
Was nicht der Fall war.
Jean-Claude Fondy hob desinteressiert die Schultern, um dann zu Norma Caropoulos hinüberzusehen.
»Wer könnte ihm ans Leder wollen?« fragte Fondy seine Freundin.
»Prinz Mahmud«, erwiderte Norma nachdenklich. »Du weißt, ich habe dir von der Geschichte erzählt. Er hätte natürlich allen Grund, sich an Niki zu rächen.«
»Könnten Sie freundlicherweise mit Details aufwarten?« bat der Butler. Norma nickte und berichtete stichwortartig von dem Zwischenfall in der Wüste.
»Leidet die Schwester des Prinzen noch unter den Verletzungen?« fragte Parker, als Norma ihren Bericht beendet hatte.
»Und ob! Sie tut mir schrecklich leid.« Norma war ernst geworden. »Ihr Gesicht ist entstellt. Es sind Brandwunden, die auch durch kosmetische Operationen nicht zu retuschieren sind. Und dann hat sie ein verkürztes Bein.«
»Schrecklich«, kommentierte der Butler.
»Dafür würde ich ihn umbringen«, gestand Jean-Claude grimmig.
»Sie deuten bereits einen gewissen Unterschied an«, sagte der Butler, »Sie würden das wahrscheinlich selbst besorgen und auf das Engagement eines Berufsmörders verzichten.«
»Jetzt begreife ich, worauf Sie hinaus wollen«, rief Norma in diesem Moment aus. »Glauben Sie etwa, der Prinz würde einen Mörder bemühen? Ausgeschlossen! Sie kennen den Prinzen nicht. Er würde wie Jean-Claude handeln.«
*
»Ein Zweifel ist ausgeschlossen«, sagte Anwalt Rander etwa eine Stunde später, als Parker ihn aufgesucht hatte. »Prinz Mahmud hält sich zur Zeit in Rio auf. Und ebenso steht fest, daß Madson sich sehr wahr-scheinlich nach unseren drei Flüchtlingen erkundigt hat.«
»Ich habe mit dem Fräulein in der Telefonzentrale des Clubs gesprochen«, schaltete Vivi Carlson sich ein, »ein Unbekannter wollte nacheinander Delair, Mannister und Latour sprechen. Er bekam die Auskunft, daß sie den Club mit unbekanntem Ziel verlassen hätten.«
»Wie sieht es denn überhaupt mit unserem Killmaster aus?« erkundigte sich Rander bei seinem Butler.
»Nach meinen letzten Beobachtungen, Sir, befindet er sich nach wie vor in Kandersteg. Darf ich aber noch mal auf den anonymen Anruf im Club zurückkommen? Erkundigte sich der Anrufer speziell nach den gerade erwähnten drei Herren?«
»Nicht nur«, korrigierte sich Vivi lächelnd, »er fragte nach allen sieben Männern,«
»Wenn er noch hier ist, wird auch sein Opfer noch in Kandersteg sein«, meinte Rander.
»Darf ich fragen, Sir, wie sich die Herren Baxter, Natway, Morgan und Caropoulos verhalten?«
»Sie sind zu Eremiten geworden«, berichtete der Anwalt lächelnd. »Sie hocken in ihren Zimmern und trinken ausgiebig.«
»Erfreulich, daß die Skeleton-Wettkämpfe wegen der Witterung ausfallen«, bemerkte Parker.
»Sind die mutmaßlichen Opfer in ihren Zimmern wirklich sicher?« wollte Mike Rander wissen.
»In etwa.« Parker nickte gemessen. »Zur Zeit dürfte meine bescheidene Wenigkeit Priorität haben. Mister Madsons Unmut hinsichtlich meiner Person dürfte sich inzwischen noch gesteigert haben.«
*
Josuah Parker merkte sehr bald, daß er verfolgt wurde.
Er saß in seinem hochbeinigen Monstrum und fuhr zurück zum Chalet. Im Rückspiegel entdeckte er schon nach wenigen Minuten einen Peugeot, der ihm hartnäckig folgte. Am Steuer saß ein Mann, dessen Gesicht sich nicht ausmachen ließ. Er hatte sich den Kragen seines Coats hochgeschlagen und trug trotz des Schnee-treibens eine Sonnenbrille.
Es handelte sich weder um Madson noch um dessen Faktotum, wie Parker erkannte. Demnach hatte Madson also Verstärkung anfliegen lassen.
Daß er, Josuah Parker, auf der Mordliste ganz oben stand, konnte er sich ausrechnen. Ein Mann wie Mad-son war viel zu stolz, als daß er auf seine private Rache verzichtet hätte.
Parker ließ sich jedoch nicht aus der Ruhe bringen.
Verfolgungen dieser Art war er gewohnt. Ja, er ging sogar davon aus, daß Madson sich wahrscheinlich nicht nur mit einer einzigen weiteren Hilfskraft begnügt hatte. Wahrscheinlich inszenierte er jetzt einen Großeinsatz.
Oder wurde das Chalet bereits zusätzlich überwacht? Vielleicht würde man versuchen, ihn in die Zange zu nehmen. Darauf galt es sich einzustellen.
Was Parker dann auch gründlich tat. Sein hochbeiniges Monstrum schoß plötzlich derart los, als habe Par-ker einen Raketentreibsatz gezündet. Dank der ausgezeichneten Nagelreifen, die sich auf den Felgen befan-den, blieb der Wagen ruhig und satt wie ein Brett auf der Straße, die trotz der Räumung noch recht glatt war.
Der Peugeot versuchte prompt aufzuholen, doch der Fahrer merkte schon nach knapp fünfzig Metern, daß er wie auf Schmierseife fuhr. Der Wagen schlitterte und rutschte von einer Straßenseite zur anderen. Auf der Straße gab es einfach keinen Halt.
Parker fegte in verwegenem Drift durch eine Kurve, deren Innenseite von einer hohen Schneewand be-grenzt wurde. Der Verfolger konnte ihn eine gewisse Zeit nicht mehr sehen. Parker riß seinen Wagen herum und ließ ihn dann geschickt, mit dem Heck voran, in eine Überholtasche rutschen.
Es dauerte nicht lange, bis der Peugeot erschien.
Der Fahrer schaute verbissen nach vorn. Er suchte Kontakt mit dem hochbeinigen Wagen, den er aus den Augen verloren hatte. Er kam überhaupt nicht auf den Gedanken, nach rechts zu sehen. Das Schneetreiben begünstigte zudem noch den Trick des Butlers. Die Sicht war tatsächlich schlecht.
Der Peugeot verschwand im Schneetreiben.
Parker brachte seinen Wagen wieder vorsichtig auf die Straße. Gewiß, die Reifen drehten etwas durch, doch Parker war