G.F. Barner

G.F. Barner 1 – Western


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Er sagte, er und einige andere in den Bergen wären es satt, das Hundefutter des Kolonnenkochs verschlingen zu müssen.

      Es kam niemand in den Store, Flint hatte sein Paket zusammen. Er bezahlte und zwinkerte der Lady zu.

      »Madam, das wird eine lange Nacht für Ihren Mann, was? Nur nicht in seinem Bett!«

      Die Frau kicherte, als er hinausging, sein Paket auf beiden Armen.

      Der Mann ging nach links in die Dunkelheit dort hinein, denn rechts war der Saloon. Und dort brannte die nächste Laterne zu hell.

      Der Mann Flint – und die Frau hörte es – machte nur drei Schritte.

      Dann sah er den Schatten hinter der Hausecke heraustreten.

      »Hallo«, sagte Brad Harris, der Marshal kalt. »Bleib so stehen, Joe! Ich wußte doch, daß du niemals nach Nordwesten in die Richtung reiten würdest, in der ich deinen Halbbruder finden könnte. Du mußtest nach Nordosten, weil das nun gar nicht deine Richtung war. Nicht rühren, Flint, sonst drücke ich ab!«

      So ist das, dachte Flint, sah den Colt in Harris’ Faust, dachte an den Mehlbeutel…

      Noch nicht, Harris, du Narr!

      Und dann schleuderte er mit einem so blitzschnellen Zucken, wie Harris es niemals erwartet hatte, die ganze Verpflegungsladung Harris entgegen.

      Das ganze Zeug, das Flint auf den Armen trug, flog plötzlich auf Harris zu. Der duckte sich und schoß sofort.

      Mit dem, was danach passierte, hatte auch Harris nicht gerechnet. Harris bekam den Mehlbeutel, in den seine Kugel ein sauberes Loch gestanzt hatte, genau vor den Kopf. Zwar flog Harris kein Mehl ins Gesicht, aber der Anprall des Beutels war fast zuviel. Marshal Brad Harris sah eine Sekunde nichts mehr. Als er wieder sehen konnte, sauste Flint, dessen Hand den Fünfundvierziger herausriß, bereits mit einem Riesensatz auf die Storetür zu.

      »Halt!« brüllte Harris, riß die Waffe hoch, sah Flint nach der Tür greifen und feuerte blitzschnell. Flint hatte den Türflügel bereits von der Wand weggebracht, aber dann traf die Kugel aus Harris’ Revolver die Tür. Der Flügel bekam einen Hieb. Er sauste nach vorn, knallte Flint in die Seite und…

      Flint stieß einen kurzen, heiseren Schrei aus. Die Tür prallte ihm so unglücklich gegen die Hüfte und sein rechtes Bein, daß er plötzlich strauchelte. Ehe sich Flint festhalten konnte, knickte er ein. Und dann flog Joe Brian Flint quer über den Vorbau. Er glitt an der Kante aus, kippte jäh nach vorn, verlor den letzten Halt und schlug schwer gegen den Haltebalken. Sein Arm traf den Balken, der Colt flog aus seiner Faust. Im Laternenschein wirbelte die Waffe zwei Schritte weiter. Sie landete im Staub der Fahrbahn, in den nun auch Flint krachte. Ohne Besinnen hechtete Flint sofort wieder hoch. Er streckte sich, sauste auf die Waffe zu und…

      In dieser Sekunde feuerte Harris wieder. Weder er noch Flint sahen, daß jemand aus dem Saloon gekommen war. Der Mann blieb entsetzt beim Brüllen der Schüsse stehen. Im Store schrie die Frau gellend. Über die Straße kam das irre Heulen eines Querschlägers. Harris’ Kugel packte Flints Colt. Sie schleuderte die Waffe gut drei Schritte weiter. Flint landete genau dort, wo der Colt gerade noch gelegen hatte.

      »Bleib unten!« brüllte Harris voller Wut. »Liegenbleiben, Flint, sonst hast du ein Loch im Fell! Liegenbleiben, Flint!«

      Joe Brian Flint lag still. Er hatte den Kopf hochgenommen und sah genug. Es war aus, er wußte es. Joe Flint hatte keine Chance mehr. Kein Mann wäre noch an den Revolver gekommen. Es wäre Selbstmord gewesen, auch nur ein Bein anzuziehen. Harris schoß verteufelt genau.

      »Ah, du verdammter Spürhund!« knirschte Flint. Er hatte den Mund voll Dreck und spuckte ihn wütend aus. »Das hat dir der Satan ins Gehirn gepflanzt, daß ich hier auftauchen könnte. Harris, hätte ich doch diesmal das getan, was ich sonst nie getan hätte.«

      »Sei ruhig, Bandit!« knurrte Harris ihn scharf an. »Keine Bewegung. Leute – zurückbleiben – zurück! Das ist Joe Flint – ich habe ihn erwischt, diesen gerissenen Schurken. Versteht sich jemand auf Handschellen?«

      Aus dem Saloon waren nun alle Männer gestürzt. Andere liefen aus den Häusern heran.

      »Ich«, meldete sich einer der Männer verstört. Er sah den Marshalstern, hatte den Namen gehört und hob die Hand. »Ich bin Schmied, Marshal. He, ist das wirklich Joe Flint?«

      »Darauf kannst du wetten!« erwiderte Harris bissig. »Mann, paß auf. Ich werfe dir die Handschellen zu. Leg sie ihm um, wenn ich neben ihm bin, aber sieh dich vor! Dieser Satansbraten bekommt es fertig und springt dich plötzlich an.«

      Er ging los, die Mündung seines Revolvers auf Flint gerichtet. Als er neben ihm war, zielte er auf Flints breiten Rücken.

      »Flint, siehst du das?«

      »Yeah«, knurrte Flint voller ohnmächtigem Grimm. »Und du knallst mich auch ab, wette ich, was?«

      »Dein Glück, wenn du das begriffen hast«, fauchte Harris. »Arme auf den Rücken, los! Und zuckst du Hundesohn, hörst du noch einen Knall, danach eine Weile nichts mehr.«

      Harris warf dem Schmied die Handschellen hinüber. Der näherte sich mit aller Vorsicht Flint, legte sie ihm um und richtete sich dann mit einem erleichterten Schnaufen wieder auf.

      »Mister«, fuhr Harris jetzt fort und winkte dem Schmied. »Lauf hinter den Schuppen drüben. Ich habe sein Pferd dorthin gebracht. Schaff es her – und laß niemand heran. Well, Mr. Flint, so viel verspreche ich dir: Ich werde dir auch die Beine anketten. Und dann bringe ich dich nach Burns ins Jail. Solltest du die verrückte Idee haben, mir entwischen zu können, laß ich dir noch etwas gesagt sein: Ich werde dich kaltblütig niederschießen, sobald du mir den leisesten Ärger machst. Hast du gehört, Flint?«

      »Du hast laut genug palavert«, spottete Flint. »Du weißt doch, daß ich ein Vogel bin, Marshal. Mal sehen, was daraus wird, wenn ich in einem Käfig sitze, vielleicht fliege ich dir doch davon!«

      »Niemals!« entgegnete Harris eiskalt. »Zwanzig Jahre, Flint, das ist alles, was noch auf dich wartet.«

      Flint lächelte nur seltsam. Und es war dieses Lächeln, das den Leuten unheimlich erschien.

      Aus, dachte Flint, vorläufig aus, du Narr, aber…

      Er sah in den Staub der Fahrbahn. Irgendwo hinter ihm sagte die Frau dünn und verstört: »Das – das ist wirklich Joe Flint, Marshal? So ein netter Mann Joe Flint?«

      »So ein netter Mann«, knurrte Harris wütend. »Das haben alle Ladies bis heute gesagt. So ein netter, verdammter Galgenvogel!«

      *

      Slim Greer warf seinem Partner Charlie Stapleton einen kurzen Blick zu. Dann wandte er den Kopf, denn Marshal Harris fauchte grimmig: »Aufstehen, Flint! Los, komm schon hoch, du Galgenvogel!«

      Greer blinzelte zu dem Mann hin, der mit ihnen noch kein einziges Wort gewechselt hatte. Sie hatten versucht, mit ihm zu reden, aber sie hätten genausogut versuchen können, die Wände zum Sprechen zu bringen.

      Joe Flint lag seit einem Tag in der Zelle, aber er schlief am Tag. Dafür war er nachts munter.

      Wenn Greer an die Prozedur dachte, die Harris, Sheriff O’Connor und dessen Deputy Ed Williams mit Flint vorgenommen hatten, dann gruselte ihn leicht. Flint hatte sich ausziehen müssen, und Harris hatte ihn betrachtet, wie ein Viehhändler vielleicht einen Gaul ansehen mochte. Nicht nur, daß Harris jeden Saum, jede Naht von Flints Kleidung abgetastet hatte – no, der Marshal hatte auch Flints Socken und Stiefel untersucht.

      Schließlich hatte er sogar Flints Haare eigenhändig durchgekämmt und ihm endlich in die Ohren gestiert, als hätte Flint einen Revolver dort verstecken können. Während der stundenlangen Prozedur waren O’Connor und Williams in der Zelle gewesen – beide mit gezogenen Revolvern.

      Doch das war noch nicht alles. Harris kam alle zwei Stunden in die Zelle, um nachzusehen, ob Flint noch da war. Der Mann schien eine höllische Angst zu haben, daß sich Flint in Luft auflösen könnte. Und Flint? Nun, Flint hatte