G.F. Barner

G.F. Barner 1 – Western


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den Sack unter den Arm, nimmt sein Pferd und reitet los.

      Er tut so, als suche er die Spuren von verlaufenen Rindern, entdeckt gleich die Fährte eines Mavericks und reitet ihr nach. Nicht weit vom Camp entfernt, im Einschnitt des Baches, der sich hier durch den kiesigen Untergrund seinen Weg gebahnt hat, findet er das Kalb zwischen den Uferbüschen.

      Das Maverick frisst das unter den Büschen wachsende Gras und will weglaufen, als er sich nähert.

      Es dauert keine drei Minuten, dann hat Trevor es eingefangen, bringt es dicht an den Bachlauf und nimmt seinen Hut. Er füllt den Hut beinahe halb voll Zucker, schöpft dann Wasser und verrührt alles mit der Hand. Schließlich gibt er dem Maverick zu saufen. Das Tier säuft den Hut leer, grast dann friedlich weiter und blökt manchmal.

      Es vergehen drei Minuten, zehn, zwanzig – nichts geschieht. Das Maverick frisst seelenruhig weiter, käut wider und glotzt Trevor aus seinen schwarzbraunen Augen manchmal dreist an.

      »He, warum fällst du nicht um?«, fragt Trevor verstört. »Du müsstest doch schon längst umgefallen sein, glotzendes Ungeheuer? Nichts, gar nichts passiert. Warten wir noch fünf Minuten, vielleicht ….«

      Aber es gibt kein Vielleicht. Das Maverick bleibt auf den Beinen. Es zeigt keinerlei Anzeichen einer Vergiftung.

      »Alle Wetter«, brummt Trevor schließlich und stiert auf den halb geleerten Zuckerbeutel. »Das ist ja nicht zu glauben! Der Zucker kann es nur sein, denn von allem anderen hat Bill gekostet, nur von dem Kaffee nicht … Halt! Das Kaffeepulver!«

      Er sitzt eine halbe Minute bestürzt am Boden, dann greift er entschlossen in den Beutel, nimmt sich eine Handvoll Zucker und steckt den Zucker in den Mund.

      Er kaut, mahlt mit den Zähnen, bereit, den Zucker auszuspucken, sobald er einen bitteren Geschmack bemerkt. Aber es kommt kein bitterer Beigeschmack.

      »Ich Narr«, sagt er schließlich heiser. »An den Kaffee hätte ich auch denken können. Also zurück.«

      Er nimmt den fast leeren Sack, reitet zurück und nimmt das Maverick gleich mit. Allerdings lauscht er unterwegs manchmal den grummelnden und bullernden Geräuschen in seinem Bauch, doch stellt sich nichts von einer Vergiftung ein.

      Er bringt das Maverick in die Herde zurück, reitet zum Wagen und klettert auf den Bock.

      Vor Bills Augen greift Trevor in den Sack, holt sich eine Handvoll Zucker heraus und stopft sie sich in den Mund.

      »Ha – halt«, japst Bill entsetzt. »Bloß nicht – nicht!«

      »Der Zucker ist in Ordnung, du Narr«, erwidert Trevor grimmig. »Es muss der gemahlene Kaffee sein. Wo hast du die Büchse, Bill?«

      »Aber – der Sack war doch halb aufgebunden und …«

      »Eben, dadurch hast du dich bluffen lassen, Mensch. Wo hast du die Kaffeebüchse?«

      »Hier – hier! Was – nicht der Zucker? Dann bin ich – ich bin – vergiftet!«

      Bill verdreht entsetzt die Augen und stiert Trevor furchtsam an.

      »Was – was bist du, Bill?«

      »Vergiftet«, lallt Bill und sinkt vom Sitz nach hinten. »Oh, ich habe Kaffee gefressen. Kaffee gefressen, weil es gut gegen Durchfall sein soll. Oh, mein Bauch!«

      »Ist dir schlecht? Mensch, ist dir schlecht? Antworte!«

      Er packt Bill am Kragen und hebt ihn hoch. Bill glotzt ihn an, betastet seinen Bauch und sagt nach einer Pause: »Ist nichts mit meinem Bauch, nicht schlecht, nein!«

      »Und du hast aus der gleichen Kaffeedose genommen, aus der du gestern den Kaffee aufgebrüht hast?«

      »Ja!«

      Trevor angelt nach der Kaffeedose, auf die Bill mit zitternder Hand deutet, nimmt den Löffel, stopft sich einen gehäuften Löffel Kaffee in den Mund und kaut.

      »Schmeckt wie Kaffee und sonst nichts. Wann hast du angefangen, Kaffee zu essen, Bill?«

      »Oach, vor mehr als zwei Stunden!«

      »Dann würdest du also jetzt praktisch halb tot, wenn nicht ganz tot sein müssen, he?«

      »Was – halb tot, ganz tot. Oah, mein Bauch …, fürchterlich!«

      »Du hast doch keine Schmerzen, was? Also nimm dich zusammen, ich habe auch welchen gegessen. Bill, jetzt denkst du einmal scharf nach. Du hast doch nicht zuerst die Vergiftung erwischt, eher zuletzt. Hast du irgendeine andere Speise vorher probiert? Hast du alles probiert, Bill?«

      »Alles! Aber – aber, wenn nun kein Zucker und kein Kaffee vergiftet worden ist – was ist es dann, Boss?«

      »Siehst du, das Gleiche frage ich mich auch, mein Freund. Saguaro sagt, dass es ein Kristall sei, mit dem wir vergiftet worden sind, Kristall kann man in die Suppe werfen, aber die hat nicht bitter geschmeckt. Sonst haben wir nichts, was suppig gewesen ist, wie? Wann hast du die Suppe fertig gehabt, Bill?«

      »Oach, ’ne halbe Stunde vor den Steaks ungefähr. Habe gegessen und nichts gemerkt. Boss, es ist der Kaffee gewesen, ich lasse mich hängen, wenn es nicht der Kaffee gewesen ist. Der hat so verrückt bitter geschmeckt. Ist noch ein Rest davon da!«

      »Warum sagst du das nicht gleich. Her damit …, gib schon her, ich werde ihn probieren.«

      »Boss, um Gottes willen, lass das sein«, ruft Bill Lawson entsetzt und will den Topf festhalten. »Wenn er vergiftet ist, dann fällst du um. Und wir brauchen dich alle. Boss – lass sein!«

      Trevor nimmt ihm den Topf weg, sieht sich um, steigt dann vom Wagen und – bleibt durch den Wagen gedeckt. Er blickt kurz zur Remuda hin, nimmt dann den Topf in beide Hände und sagt knapp: »Ich lasse einen Gaul saufen. Saguaro hat gesagt, dass das Zeug selbst einen Gaul umwirft. Also werden wir es gleich haben. Der Junge ist nicht da, also los!«

      »Ich komme mit!«, sagt Bill heiser. »Das will ich sehen, verdammt.«

      Gemeinsam gehen sie zur Remuda, sehen niemand in der Nähe, da die Remuda hinter den Büschen im Seilcorral steht und setzen den Topf einem der Pferde vor. Die beiden Traufen, in denen Wasser ist, haben große Flecken, die beiden Eimer und die Trage fehlen, also holt Jesse wohl gerade vom Bach Wasser.

      Der Topf steht vor dem einen Braunen, der den Hals lang macht und säuft.

      »Er säuft den ganzen Rest aus«, sagt Bill gedämpft und mit düsterer Erwartung in der Stimme. »Boss, sie mögen Zucker und Zuckerwasser. Der säuft alles leer und …«

      In diesem Augenblick geschieht es. Der Gaul keilt jäh aus, trompetet dann einmal und steigt. Danach fällt er auf die Seite, stößt die Hufe keilend aus und hat Schaum vor den Nüstern.

      »Fünf Liter mindestens«, sagt Trevor heiser und starrt auf das braune Pferd. »Da, er steht auf – er will hoch und wird … Donner, er schafft es, aber er wankt wie betrunken hin und her.«

      Der Gaul steht nur eine knappe Minute, dann kracht er wieder auf die Seite, liegt mit pumpenden Flanken still und wiehert klagend.

      »Bill, hole Saguaro her, er wird ihm helfen. Dem Gaul macht das nicht viel aus, aber hole mir Saguaro trotzdem. Ich komme mir ziemlich gemein vor, ihm den Topf vorgesetzt zu haben. Geh, geh schnell, Bill!«

      »Ja, Boss. Alle Teufel – nicht im Kaffee – nicht im Zucker, also – das verstehe ich nicht!«

      Bill Lawson murmelt vor sich hin und rennt weg. Er ist kaum verschwunden, als sich Trevor umsieht, den Lagerplatz des Jungen betrachtet, der hinter einigen Büschen liegt und dann schnell zum Packen des Jungen geht.

      Trevor Joslyn weiß nicht, warum er das macht, aber er hat den Packen vor Augen und die Worte des Jungen noch in den Ohren, dass es keiner der drei Männer gewesen sei.

      Das kann ein Trick sein, ein Trick, weil er selbst auf dem Wagen gewesen ist, vielleicht eine Gelegenheit auskundschaften wollte und den Sack … Natürlich, vielleicht hat er versucht, den Sack aufzubinden.