G.F. Barner

G.F. Barner 1 – Western


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schlafen kann?

      »Was ist?« zischte Paine. Er senkte die Hand, der Revolver verschwand unter der Decke. »Sind sie ruhig?«

      »Sie rühren sich nicht«, antwortete Hugh Stacy leise.

      »Keine Sorge, Boß. Befreien können sie sich nicht.«

      Er ging zu Carter, der fest schlief und schnarchte. Als er ihn anfaßte, fuhr Carter in die Höhe. Die Pritsche knarrte, und auch Hooper bewegte sich sofort.

      »Ruhig«, brummte Stacy. »Komm, John, steh auf, du bist dran, Mann!«

      Carter blieb einige Sekunden sitzen. Er blinzelte müde, gähnte, ehe er sich erhob und nach seinem Gewehr griff. Dann wollte er aus der Tür schlurfen, aber Paines Stimme stoppte ihn.

      »Wenn du draußen weiter pennst, bringe ich dich um«, sagte Paine finster. »Schlaf ja nicht ein, Mann. Geh deine Runde, setz dich nirgendwo hin, sage ich dir. Dieser Bulle Floyd mit seiner Kraft könnte den Haken herausziehen, dem traue ich das zu. Der Kerl hat Kräfte wie ein Ochse. Kommt er los und wirft er sich gegen die Tür, hält sie auch der Balken nicht im Schloß. Beim zweiten Anlauf fliegt sie in Stücke, wette ich.«

      Er stand auf, ein unruhiger, nervöser Mann, der todmüde war, aber dennoch keinen Schlaf fand. Er schreckte, kaum daß er einnickte, wieder hoch. Mürrisch ging er mit Carter hinaus. Es ließ ihm keine Ruhe, er mußte selbst nachsehen, ob die Burschen in seinem Blockhaus friedlich waren. Leise schlich er sich an die Bohlen, legte das Ohr gegen sie. Länger als fünf Minuten stand er reglos an der Hütte, dann zog er sich langsam zurück.

      »Na?« fragte Carter.

      »Nichts, sie sind ganz ruhig«, flüsterte Paine. »Es gefällt mir nicht, verdammt. Morgen früh muß Long-Tom aus dem starken Bandeisen, das hinten im Schuppen liegt, vier richtige Schellen machen. Ich will, daß sie an Händen und Füßen fester gekettet werden als jemals im Jail, Mann.Wenn ich nicht hier bin und sie entwischen euch, dann macht euer Testament. Ich sage dir, Carter, sobald sich in der Hütte was regt, schreist du. Und fliegt die Tür auf, dann schießt du. Laß nur Clancy am Leben, der muß noch schreiben.«

      »Boß, die kommen nicht los. Kein Gedanke, daß sie das schaffen könnten. Teufel, wer hätte gedacht, daß der Hund jemals aus dem Jail fliehen würde? Stell dir vor, er wäre mit Stacy nach Silver City geritten, und der Idiot hätte ausgepackt.«

      »Ihr hättet ihn damals erschießen sollen, dann gäbe es jetzt keinen Ärger, verdammt noch mal«, knurrte Paine finster. »Paß ja auf, Mann! Nicht schlafen, sonst passiert dir was.«

      Er ging zum Schlafhaus hinüber, während Carter sich in Bewegung setzte und seine Runde aufnahm.

      Als Carter zwischen Schuppen und Blockhaus durchging, lag der Mann hinter dem ersten Bretterstapel reglos am Boden. Seine Hand umklammerte die lange, spitz zulaufende Eisenstange, mit der ein klemmender Sägeschnitt des Gatters aufgedrückt werden konnte.

      Der Mann wartete kaltblütig, bis Carters Schritte hinter der Ecke der Hütte leiser wurden. Erst in diesem Moment erhob er sich lautlos. Die unten umwickelte Stange in der Faust, schlich der Mann bis hinter die Ecke der Hütte. Sein klobiger Schatten preßte sich an die Wand. Seine großen Hände hoben die Stange über den Kopf.

      Und dann wartete er. Er hatte viel Zeit gehabt, und er konnte auch noch die zwei Minuten warten, bis Carter um die Ecke kommen mußte...

      John Carter blieb stehen. Er glaubte, ein Gewisper aus der Hütte zu hören und brachte sein Ohr an die Bohlen. Jetzt war alles still. Mehr als eine Minute lauschte er, doch es rührte sich nichts.

      Verdammter Dreck, dachte Carter bissig. Wir hätten die Laterne anstecken sollen. Ein Blick durch das Fenster hätte gereicht. Sie würden gar nichts versuchen, weil man sie dauernd beobachten könnte. Daran hätte der Boß auch denken müssen.

      Carter ging langsam weiter. Er wendete den Kopf und sah zum Fenster, als er kurz vor der Ecke war. Dort kam keiner heraus. Dann machte er den nächsten Schritt, kam um die Hüttenecke und...

      Er sah nur den Schatten und riß den Mund zu einem Schrei auf. Das Gewehr unter seinem Arm wollte mit der Mündung hochzucken.

      In derselben Sekunde kam der Hieb von oben herab. Es war ein kalter, gnadenloser Hieb, der Carters Hut einbeulte und seinen Kopf voll erwischte.

      Carter sah nur noch Feuer, eine Riesenwand, in der jener vierschrötige, unförmig erscheinende Schatten stand. Dann fiel die Feuerwand in sich zusammen. Ein Taumeln, ehe Carter einknickte und sich zur Seite drehte.

      Der Mann sprang vorwärts, aber er kam zu spät. Das Gewehr Carters fiel seitlich fort. Es schlug gegen die Wand der Hütte. Ein Scharren ertönte, ein Kratzen, dann der dumpfe Schlag, mit dem Carter hinstürzte. Über ihm blieb der vierschrötige Schatten stehen. Die Augen funkelten, der Blick war eiskalt. Der Mann griff unter die Jacke, zog die kurzen Stricke heraus.

      »Narr«, sagte er eisig, als er Carter auf den Rücken warf und ihn band. »Du Narr!«

      Es war nur ein Flüstern, das der leise Nachtwind schluckte. Der Mann drückte zu. Daumen und Mittelfinger zwängten Carter den Mund auf. Dann schob er das Halstuch zwischen Carters Zähne.

      Es war still, als er um die Hütte glitt und zum Schlafhaus blickte. Nur seine Stiefel scharrten leise über die ausgetretene, sandige Stelle vor der Hüttentür. Seine Augen wanderten über den Balken und den Türgriff. Er lächelte jetzt. Es war ein kaltes, grimmiges Lächeln, als er den Balken sacht anhob.

      Der Mann war gekommen. Er hatte Geduld genug gehabt und Zeit zu warten...

      *

      Clancy lag steif und wie tot am Boden. Nur seine Augen lebten, während sein Atem versiegte. Stille jetzt, völlige Ruhe. Kein Laut mehr vor der Hütte. Und doch war dort jemand, schlich durch die Nacht.

      Carter, dachte Clancy. Carter redete draußen, dann ging er zwei Runden, aber er brachte die zweite Runde nicht zu Ende. Da war jemand, einer, der Carter erwischte. Das Scharren, der dumpfe Aufschlag. Carter ist fertig.

      »Clancy, Clancy...«

      Das Geflüster kam von Floyd, drang durch die Finsternis zu ihm herüber.

      »Ssst«, machte er. »Ruhig...«

      Seine Stimme verklang, er wendete den Kopf und glaubte, den Mann zu hören. Der Mann schlich wie ein Tier um die Hütte. Das Knirschen kam, ein Schaben an der Tür.

      Der Balken, dachte Clancy. Jetzt nimmt er den Balken fort. Und was dann? Die Tür ist verschlossen, er bekommt sie niemals auf ohne Lärm. Großer Gott, die Türklinke bewegt sich!

      Das Knarren der Feder ertönte, aber Clancy sah nicht, wie die Klinke herabgedrückt wurde. Er wußte nur, daß der Mann dort stand und hineinkommen wollte.

      Noch einmal kam das leise Knarren der Feder. Danach wurde es still.

      Er schleicht wieder, dachte Clancy. Er schleicht wie damals, als Kinsey seinen Stiefel auf meiner Hand hatte und meinen Arm packte.

      Floyd Reegan fror. Er hatte das Gefühl, auf einem Eisblock zu liegen, dessen Kälte seinen Leib erstarren lassen wollte. Floyd hörte jetzt etwas. Sein Kopf zuckte herum, er sah zur Tür. Dort knirschte es. Es hörte sich an, als wenn Eisen sich in einen Spalt zwängte.

      Krrräck!

      Die Tür, dachte Clancy und stierte auf den Spalt am Schloß. Plötzlich war Licht dort, ein hellerer Streifen. Mondschein draußen, Licht fiel auf die Hüttenfront, drang durch den Spalt ein. Zwischen dem Spalt steckte etwas und glänzte leicht. Die schwere Eisenstange, an deren anderem Ende der geduckte Schatten stand, sich gegen es lehnte.

      Der Mann draußen stemmte sein Knie gegen die Tür, während er wuchtete.

      Er sah aus schmalen Augen auf das Kastenschloß, den Riegel, der sich jetzt im Aufdrücken der Tür zeigte. Es war kein Schließblech da. Es gab nur einen tief in die Baumstämme getriebenen Schließhaken, der um den Schloßriegel packte. Das Knacken lief durch das Holz, laut und scharf drang es durch die Stille.

      Es