und dessen Bruder Vicente Yanez … an Bord eines mit Waffen versehenen Bootes an Land. Dort entfaltete ich die königliche Flagge …« Kolumbus nannte die für die Seefahrer heilbringende Insel San Salvador.
Es war nicht die einzige Insel, die Kolumbus auf seinen Fahrten entdeckte, wobei er zwar südamerikanischen Boden, aber nicht das Festland von Nordamerika betrat. Als in den für die spanische Krone okkupierten Gebieten Unruhen der einheimischen Bevölkerung gegen die plötzlich aufgetauchten weißen Besatzer ausbrachen, griff Kolumbus übertrieben hart durch, was nicht einmal von der spanischen Obrigkeit goutiert wurde. Die Katholischen Majestäten setzten ihn ab und ließen ihn in Ketten zurück nach Spanien bringen, wo er zwar nicht verurteilt wurde, aber in Ungnade fiel, da er die sagenhaften Schätze, von denen auch die Könige träumten, nicht übers Meer gebracht hatte. Als vergessener und gebrochener Mann starb Christoph Kolumbus am 20. Mai 1506 in Valladolid, immer noch in dem Glauben, über den Weg nach Westen nach Indien gekommen zu sein. Die Kugelgestalt der Erde hatte er bewiesen!
Karl der Kühne von Burgund war ohne Furcht und Tadel
An phantastischen Plänen mangelte es dem Herzog von Burgund ein Leben lang nicht. Seine kühnste Idee allerdings war der Erwerb der Königskrone. Der Preis dafür war seine schöne Tochter.
Dabei hätte es Herzog Karl, dessen Reich viel umworben war, gar nicht nötig gehabt, seine Tochter als Unterpfand anzubieten, denn Maria, sein einziges Kind, war ein hochtalentiertes, reizendes junges Mädchen, um deren Hand sich nicht nur der französische König für seinen erst fünfjährigen Sohn bemühte. Für Ludwig XI. von Frankreich ging es dabei nicht eigentlich um Maria, sondern vor allem um die reichen Gebiete, die sich die Herzoge von Burgund, die vor nicht allzu langer Zeit noch Lehensmänner des französischen Königs gewesen waren, mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln angeeignet hatten. Schon Philipp der Kühne regierte über Flandern, Artois und die Freigrafschaft Burgund, der zweite Herzog, Johann ohne Furcht, erweiterte sein Reich um Holland, Seeland, Friesland und dem Hennegau. Und dem Vater Karls des Kühnen, Philipp dem Guten, fielen Brabant, Limburg Lüttich, Cambrai und Utrecht zu, sodass sich das Gebiet allmählich zu einem einheitlichen Staatsgebilde abrundete. Philipp unternahm außerdem geschickte Schachzüge, wodurch er noch Boulogne, Macon, Auxerre, Namur und Luxemburg an sich bringen konnte. Dass man in Europa beinah erstaunt auf dieses »grand-duché d’Occident« schaute, ist nicht verwunderlich, denn der zusammengewürfelte Staat, der wohl die mittelalterlichen Traditionen aufrechthielt, zeigte revolutionäre moderne Reformen: Die Herzoge verliehen den Bürgern Mitspracherecht in politischen Angelegenheiten sowohl im Großen Rat als auch in den Generallandtagen. So eine innenpolitische Struktur war völlig neu und beinahe sensationell! Dazu kam, dass es Philipp der Gute, der seinen Beinamen keineswegs zu Recht trug, da er mit brutaler Härte in so mancher Angelegenheit durchgriff, ein Symbol schuf, das bis in unsere Tage Gültigkeit hat: Auf ihn ging das Goldene Vlies zurück, ein Widderfell, das seinen Träger als elitär auswies. Wer der Vlies-Gemeinschaft angehörte, war in einen elitären Männerkreis eingetreten, der schon bald zu einer verschworenen Gemeinschaft wurde. Es galt daher als höchste Auszeichnung, Ritter des Goldenen Vlieses zu sein – auf Erden auserwählt – im Jenseits der göttlichen Gnade sicher!
Um diese Auserwähltheit auch der Mitwelt darzutun, entwickelten die Herzöge um ihre Person ein eigenes Zeremoniell, das sie von allen anderen Sterblichen abheben sollte. Das burgundische Zeremoniell, das von den Habsburgern auch in Spanien übernommen wurde, ließ alles Menschliche bei Hofe erstarren. Jahrhundertelang prägte es das Verhalten der Herrscher, selbst zur Zeit Kaiser Franz Josephs zeigte es noch Auswirkungen.
Herzog Karl der Kühne hatte viel erreicht in seinem Leben, nur eines fehlte ihm noch: eine Königskrone. Daher wandte er sich schon sehr bald an Kaiser Friedrich III., denn er allein schien in der Lage, das Burgunderreich aufzuwerten. Der Sohn des Kaisers Maximilian war noch keine fünf Jahre alt, als ein Heiratsprojekt zwischen den beiden Vätern Friedrich und Karl besprochen wurde. Dabei winkte dem Herzog von Burgund die Königskrone. Als Gegenleistung sollte Maximilian der Gemahl des steinreichen Mädchens werden – eine begehrenswerte Partie für die ewig von Geldsorgen geplagten Habsburger! Als diese Idee bekannt wurde, traten sofort andere Brautwerber auf den Plan: Markgraf Archilles von Brandenburg wurde ebenso vorstellig wie der Herzog von Lothringen, denn keiner gönnte dem anderen die goldene Braut. Beide Männer kamen für Karl niemals in Betracht, zu offensichtlich waren ihre Absichten. Außerdem konnten sie nichts bieten, als eine ruhige Nachbarschaft für die Zukunft. Da war die Vereinbarung mit dem Kaiser schon von bedeutenderem Wert. Karl der Kühne wusste, wie er den misstrauischen Habsburger zu behandeln hatte, er kannte Friedrichs Sorgen und Nöte, die er vor allem im Osten des Reiches hatte. Der Burgunderherzog versprach dem Kaiser Hilfe gegen die Türken und Ungarn, die den Österreichern das Leben schwer machten, zusätzlich noch gegen die Böhmen, die es auch noch zu befrieden galt. Das großzügige Angebot, das Peter von Hagenbach dem Kaiser unterbreitete, bereitete Friedrich III. so manche schlaflose Nacht. Nach langem Hin und Her entschloss er sich, so wie es seine Art war, zum Nichthandeln, er wollte einfach abwarten, wie sich die Dinge entwickeln würden.
Nachdem Peter von Hagenbach den jungen Maximilian in Augenschein genommen hatte, konnte er nur das Allerbeste über den jungen Mann berichten. Zur allgemeinen Zufriedenheit kam man überein, dass man einander am Reichstag von Trier kennenlernen sollte. Allerdings war dem Kaiser auch bewusst, dass ihm die Mittel fehlten, um zumindest genauso prunkvoll in der Stadt an der Mosel mit Maximilian erscheinen zu können, wie man dies von Karl dem Kühnen vermutete. Und da wieder alle Kassen hinunter bis zum Hund leer waren, versuchte Friedrich III. bei den reichen Handelshäusern Kredit zu bekommen. Die meisten allerdings zeigten ihm die kalte Schulter, nur die Fugger in Augsburg waren bereit, den Kaiser und seinen Sohn mit den feinsten Tuchen auszustatten, sodass Friedrich III. am 28. September 1473 mit 2500 berittenen Begleitern, die ebenfalls prachtvoll gekleidet waren, in Trier einreiten konnte. Dass die Fugger nicht aus Liebe zum Kaiser die Delegation so herausstaffiert hatten, war allen Zeitgenossen klar: Ulrich Fugger wurde ein eigenes Wappen für seine Großzügigkeit versprochen!
Es war beinahe selbstverständlich, dass die Reichsfürsten mit Argusaugen nach Trier schauten, musste man doch auf der Hut sein, damit der Kaiser dem Burgunderherzog nicht Privilegien zukommen ließ, die dem Ansehen der Reichfürsten schaden konnten. Allerdings hätten sie im Laufe der Zeit das Wesen Friedrichs erkennen müssen. So wie immer, wenn es darum ging, irgendwelche Angelegenheiten abzuhandeln, kam es auch in Trier zu keinem Ergebnis. Sowohl die Eheschließung der Kinder als auch die Königsangelegenheit blieben ungeklärt.
Es musste für den tatkräftigen Burgunderherzog ein Tiefschlag gewesen sein, als er erkennen musste, dass all der Aufwand umsonst gewesen war. Er, ein dynamischer, aktiver Mann war nicht gewohnt, etwas zu unternehmen, das sich am Ende als sinnlos herausstellte. Er war ein Leben lang unermüdlich unterwegs, teils mit kriegerischen Aktionen beschäftigt, dabei bedachte er nicht, dass seine Untertanen längst kriegsmüde geworden waren. Seine Aktivität brachte ihm verschiedene Beinamen ein, wie »der Verwegene«, »der Kriegerische«, aber auch »der Unermüdliche«. Der Herzog war ein Mann des Wortes, der Redlichkeit über alles liebte und jedem seiner Untertanen Gerechtigkeit widerfahren ließ. Die hohen Ansprüche, die er an sich selber stellte, verlangte er auch von seinen Zeitgenossen. Auf seinen vielen Kriegszügen verbot er seinen Mannen jegliche Bereicherung durch wahlloses Plündern und bestrafte das Vergewaltigen wehrloser Frauen mit dem Tode.
Karls Privatleben war von einer gewissen Tragik überschattet, seine erste Gemahlin starb früh und seine zweite Ehefrau Margareta von York konnte ihm auch nicht den ersehnten Erben schenken. Dafür kümmerte sie sich liebevoll um die kleine Maria und war dem verwaisten Mädchen nicht nur eine gute Ersatzmutter, sondern auch eine lebenslange Freundin.
Hochgebildet wie Karl der Kühne war, las er die antiken Schriftsteller in der Originalsprache, komponierte Motetten und schrieb Lieder, die in Burgund Allgemeingut wurden. Der Herzog war der personifizierte Vertreter der burgundischen Hofkultur, der zu viel gewollt hatte und dadurch von seinen Zeitgenossen nicht verstanden wurde. Alle seine Pläne wurden mit einem Schlag vernichtet, als er sich wieder in Kampfhandlungen mit den Schweizern verstrickte, die ihm Leib und Leben kosten sollten. In der Schlacht bei Nancy im Jänner 1477 erfüllte sich das Schicksal des