Sigrid-Maria Größing

Liebe, List und Leidenschaft


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portugiesischen Schiffe. Sie wurden vernichtend geschlagen, sodass sich die Europäer mit Gewalt die Küsten Indiens untertan machten, wo sie Kolonien errichteten und auf diese Weise den gesamten Gewürzhandel in die Hände bekamen.

      Der König zeigte sich bei Vasco da Gama erkenntlich. Er lud ihn nicht nur nach dessen Rückkehr zu seiner Hochzeit mit Eleonore von Österreich ein, er setzte ihm auch eine jährliche Pension von 400 000 Reais aus. Hinzu kamen die Steuer- und Gebührenfreiheit für sämtliche Waren aus Indien. Durch die Verleihung des Titels »Conde« – Graf – waren die Voraussetzungen geschaffen, dass Vasco da Gama und seine Familie in den portugiesischen Hochadel aufsteigen konnten.

      Nach dem Tod von König Manuel I. wurde Vasco da Gama von dessen Nachfolger Johann III. beauftragt, in Indien eine Reorganisation der Verwaltung durchzuführen. Vasco da Gama, der zum Vizekönig von Indien ernannt worden war, begann mit der Umsetzung derselben. Er war allerdings schon ein kranker Mann, dem nicht mehr viel Zeit zur Verfügung stand. Nur drei Monate nach seiner Ankunft verstarb er am Weihnachtsabend 1524 in Kochi in Westindien. Seine sterblichen Überreste fanden schließlich im Hieronymus-Kloster in Belem, einem Vorort von Lissabon, ihre letzte Ruhestätte. Dort errichtete man zu Ehren Vasco da Gamas und anderer großer Seefahrer und Entdecker ein beeindruckendes Denkmal.

      Gegensätze ziehen sich nicht immer an

      Als die erst fünfzehnjährige ELEONORE VON PORTUGAL sich in den Kopf setzte, die Gemahlin des römisch-deutschen Königs Friedrich zu werden, wusste sie nicht, welch traurigem Schicksal sie entgegenging.

      Denn der in die Jahre gekommene Hagestolz machte ihr Leben an seiner Seite durch sein ewiges Nörgeln und Misstrauen unerträglich. Dabei hätte er allen Grund gehabt, glücklich und stolz auf seine entzückende Frau zu sein, die Freude und Sonne in sein Leben hätte bringen können. Dass sich dies als aussichtslos erweisen sollte, konnte die kleine Portugiesin nicht ahnen.

      Es war kaum Friedrichs persönlicher Wunsch, sich eine Frau zu suchen, denn er lebte inmitten der Wirren, in denen sich die habsburgische Familie befand, das Leben eines Eigenbrötlers, der sich am liebsten in seine Gemächer zurückzog, um sich seinen Ambitionen zu widmen: in die Sterne zu schauen und den Stein der Weisen zu suchen. Dabei wäre es für ihn und auch für seine zukünftige Gemahlin von allergrößter Bedeutung gewesen, sich um die undurchschaubare politische Situation in seinen Ländern zu kümmern. Er saß auf einem wackeligen Thron, der noch zusätzlich durch die Tatsache gefährdet wurde, dass er als unverheirateter König keinen männlichen Nachkommen vorweisen konnte. Er musste heiraten, koste es, was es wolle.

      Ein römischer König war eine gute Partie, auch wenn er sich ständig in Geldnöten befand. Aber sein Titel war für die portugiesische Prinzessin sehr anziehend, sie würde Königin und vielleicht einmal deutsche Kaiserin sein. Es war eine verlockende Aussicht, die sie und ihren Bruder Alfonso vergessen ließ, dass auch der französische König um ihre Hand angehalten hatte. Aber was war schon ein König gegen einen zukünftigen Kaiser? Was Eleonore nicht wissen konnte, war die Tatsache, dass nicht ihre Person für Friedrich von Interesse war, sondern die 60 000 Gulden, die im Rahmen eines Ehevertrages im Dezember 1450 in Neapel für ihn sichergestellt wurden.

      Eleonore, die Tochter des portugiesischen Königs Eduard und seiner Gemahlin Leonore von Aragón, hatte im Jahre 1436 das Licht der Welt erblickt. Das Schicksal hatte ihr keine besonders freudvolle Jugend vergönnt, denn obwohl sagenhafter Reichtum das Kind umgab, fehlte ihm doch die Liebe seiner Eltern. Der Vater war früh an der Pest gestorben und die Mutter zeigte kein Interesse an ihren Kindern, ihr ganzes Streben zielte darauf, die Macht in Portugal an sich zu reißen. Sie stellte gegen ihren Schwager Pedro, der als Regent im Lande fungierte, ein Söldnerheer auf. Zum Kampf kam es allerdings nicht, denn plötzlich war Leonore auf Nimmerwiedersehen verschwunden. Auch die Kinder sahen ihre Mutter nie wieder. Das politische Heft nahm nun Eleonores Bruder Alfonso in die Hand, der gegen seinen Onkel kämpfte und nach dessen Tod die Herrschaft übernahm.

      Diese Kämpfe um die Macht, das unsichere Leben und die ständige Angst, in die Mühlen der Politik zu geraten, führten dazu, dass Eleonore sich nach Sicherheit sehnte, die sie sich an der Seite des deutschen Königs erhoffte. Dass sie durch ihre Heirat gleichsam vom Regen in die Traufe kommen sollte, konnte sie nicht ahnen, als die beiden Brautwerber Friedrichs in Lissabon vorstellig wurden. Die Hochzeit per procurationem wäre fast schiefgelaufen. Denn die Abgesandten Friedrichs wurden auf ihrer langen Reise nach Portugal mehrfach überfallen und völlig ausgeraubt, sodass sie wie Landstreicher in Lissabon ankamen und dort erst einmal ins Gefängnis wanderten. Erst als sie versichern und nachweisen konnten, dass sie für ihren Herrn die Ehe mit der jungen Braut schließen sollten, staffierte man sie mit entsprechender Kleidung aus, damit sie ihre Aufgabe erfüllen konnten.

      Die Brautfahrt übers Mittelmeer wäre für Eleonore beinahe zu einer Katastrophe geworden, denn die Schiffe, vollbeladen mit kostbaren Stoffen und Spezereien, wären nicht nur einmal fast in den Wellen versunken. Dazu kam die Bedrohung durch Seeräuber, mit der man auf diesen Routen immer rechnen musste. Die kleine Flotte war gezwungen, in Livorno an Land zu gehen, da der Seegang zu hoch war, um im vorgesehenen Telamone zu ankern. Die Weiterreise nach Siena, wo der Bräutigam seine Braut nicht gerade sehnsüchtig erwartete, barg ebenfalls große Gefahren in sich. Als Friedrich schließlich die überaus zarte, winzige Eleonore erblickte, überfiel ihn ein Zittern, denn er konnte sich kaum vorstellen, dass diese Kindfrau ihm einmal kräftige Söhne schenken sollte. Eleonore ihrerseits war auch nicht besonders von dem riesigen Friedrich angetan, der in seiner langweiligen Art keineswegs einem charmanten Hochzeiter entsprach. Man hätte sich kaum ein gegensätzlicheres Brautpaar vorstellen können als die blutjunge, süße, kleine Portugiesin und den ältlichen, schwerfälligen, riesengroßen Habsburger.

      Zu dem konträren Äußeren kam eine große charakterliche Verschiedenheit. Friedrich war, vielleicht aufgrund seiner familiären Situation, im Laufe der Zeit zu einem ungewöhnlich misstrauischen Menschen geworden, der keine Miene verzog und nie von Gefühlen übermannt wurde. Temperament besaß er überhaupt nicht, ganz im Gegensatz zu seiner Frau, die unter der Emotionslosigkeit ihres Gemahls in den wenigen Jahren, die sie an seiner Seite lebte, unendlich litt.

      Unmittelbar nach der Hochzeit konnte sich Friedrich nicht entschließen, die Ehe zu vollziehen, da er fürchtete, in Italien einen welschen Bastard zu zeugen. Es bedurfte einer List von Eleonores Onkel, der König von Neapel war, dass Friedrich schließlich doch das Bett seiner Frau bestieg.

      Die Ankunft in der düsteren Burg in Wiener Neustadt musste für Eleonore ein Schock sein. Man hatte ihr nur eine einzige portugiesische Dienerin gelassen, und da sie kaum Deutsch beherrschte, konnte sie mit keinem Menschen sprechen. Dazu kamen die ungewohnten derben Speisen, die ihr Gemahl servieren ließ, keine Leckereien und Süßigkeiten, wie Eleonore sie in ihrer portugiesischen Heimat genossen hatte. Als die Kinder auf der Welt waren, bestand Friedrich darauf, dass man auch Maximilian, dem späteren Kaiser, und seiner Schwester Kunigunde diese schwere Kost verabreichte. Bei Eleonore führte dies zu ständigen Magenschmerzen, die von ihrem Gemahl kaum ernst genommen wurden.

      Mit der Zeit hätte Friedrich erkennen müssen, welchen Schatz er an seiner Seite hatte, denn Eleonore war es, die die diplomatischen Gespräche mit ausländischen Gesandten führte und glänzende Bankette gab, die ihr Gemahl absichtlich mied. Sie war diejenige, die in bewundernswerter Weise die schwierige Situation meisterte, als die Kaiserfamilie im Zuge der kriegerischen Auseinandersetzung mit dem ungarischen König Matthias Corvinus in der Wiener Hofburg gefangen war und kaum mehr das Nötigste zum Leben hatte. Eleonore versuchte ihrem Sohn Maximilian klarzumachen, dass sich die politische Lage bald ändern würde, um den Sohn davon abzuhalten, in der Zukunft für die erlittene Unbill Rache an seinen Untertanen zu nehmen.

      Obwohl man der Kaiserin den erforderlichen Respekt entgegenbrachte, geschah es doch ab und zu, dass man sich ihr gegenüber im Ton vergriff. So wurde ihr Tross bei Heiligenkreuz überfallen, wo die Kaiserin gebetet hatte. Man hatte die Kutschen nicht nur nach Gold und Silber durchsucht, sondern hatte auch persönliche Besitztümer der Kaiserin geraubt, unter anderem ihre herrlich bestickten seidenen Hemden, die sie aus Portugal mitgebracht hatte und die für sie eine unersetzliche Kostbarkeit darstellten. Als dies ihrem Gemahl zu Ohren kam, wollte er die Sache nicht weiter verfolgen. Eleonore bestand