Gabriele Praschl-Bichler

"...von dem müden Haupte nehm' die Krone ich herab"


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Fette) einreiben (Elisabeth wurde aber auch, wenn sie sich nicht auf Kuren befand, bis zu zweimal täglich mit den verschiedensten Essenzen massiert). Danach folgte ein laues Bad in ausschließlich destilliertem Wasser und – während der Kuraufenthalte – eine weitere Massage, wobei der Körper diesmal mit Puder eingerieben wurde. Ein leichtes Frühstück mit Zwieback und Kräutertee (die Kaiserin trank niemals schwarzen Tee oder Kaffee) und ein etwa zweistündiger Spaziergang beendeten das morgendliche Pflegeprogramm. Anschließend ruhte die Kaiserin auf einem Sofa, für die Füße standen warme Ziegelsteine bereit.

      Während der Kuraufenthalte wurden abends Fichtennadelvollbäder und Wechselfußbäder genommen. Viermal wöchentlich ließ die Kaiserin einen Leibwickel bereiten, den sie in der Nacht während drei Stunden anbehielt.

      Eigener Pflegeprogramme und Vorbereitungen bedurfte es auch vor den Ausritten, die mit einer besonderen Mahlzeit eingeleitet wurden: »Ehe es zur Jagd ging, genoß Elisabeth eine seltsame Suppe. Sie bestand aus einer Mischung von Rindfleisch, Huhn, Reh und Rebhuhn, alles durcheinander gekocht. Dieser Extrakt war stärker als die stärkste Kraftbrühe. Zu der Suppe trank sie zwei Glas Wein …« (Wallersee, S. 43) Was den Speiseplan der Kaiserin betrifft, so hielt sie sich dabei an das Menuprogramm der englischen Jockeys, die als Hauptnahrungsmittel beinahe rohes Beefsteak zu sich nahmen und denen Mehlspeisen verboten und Brot nur in geringen Mengen erlaubt waren. Im Reitzeug führte die Kaiserin stets eine mit Fleisch gefüllte Silberbüchse mit, die in einem ledernen Futteral steckte.

      Vor der Reitermahlzeit nahm Elisabeth gewöhnlich ein Bad, das mit einem aus Korfu stammenden Extrakt versetzt wurde. Die Schwester der Kaiserin (Marie Sophie, Königin von Neapel) bezeichnete es gern als »Gladiatorenbad«, da dieses Spezialöl die beste Wirkung in extrem heißem Badewasser entfaltete, das der Badende gerade noch imstande war zu ertragen. Dem Bad folgte eine Massage mit sogenanntem Muskelwasser, das etwaige Spannungen lösen sollte. Captain Middleton, der bevorzugte englische Jagdbegleiter der Kaiserin, versorgte ihren Haushalt mit etlichen Fässern dieses Wassers.

      Entgegen allen Erwartungen schlug Kaiserin Elisabeth das sportliche Leben nicht gut an, das sie bis zum Exzeß betrieb: Der Reitsport, bei dem sie sich dem Trainingsprogramm der Jockeys unterwarf, die Schwitzkuren, die zahlreichen Diäten, das Fechten, das Mehr-Laufen als Spazierengehen schädigten allmählich den Körper und das Nervensystem der Kaiserin, was schwere Schweißausbrüche an Händen und Füßen zur Folge hatte. Während man dieses Übel mit einer Mischung aus Lärchenschwamm- und Ysoptee (Ysop ist ein im Mittelmeerraum vorkommender Strauch, der früher als Heil- oder Gewürzpflanze kultiviert wurde) bekämpfen konnte, gab es wenige Heilungsmethoden für die körperlichen Schäden (Ischias, Rheuma, starke Gliederschmerzen), weshalb Elisabeth mit zunehmenden Jahren vor allem auf den regelmäßig betriebenen Reitsport verzichten mußte.

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