Gabriele Praschl-Bichler

"...von dem müden Haupte nehm' die Krone ich herab"


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hervor, die sich auf vorher gegebene Anweisungen Elisabeths beziehen: »Ich habe Valérie (der jüngsten Tochter des Kaiserpaars) Deine Aufträge ausgerichtet, habe Dein Badezimmer praktisch gefunden, nur steht der neue Abschwemmarnyékszék (ungarisch für Wasserklosett) vollkommen öffentlich im Zimmer. Das Wasser kommt, wie mir Zellner sagte, aus der Wasserleitung am Jainzen, mittels eines in der Nähe des Cottage neu errichteten Reservoires.« (Ischl, 2. Juli 1896)

      Nach dem Geschmack der Kaiserin ließ auch die andere Einrichtung der Hofburg zu wünschen übrig, obwohl Erzherzogin Sophie, die Mutter Kaiser Franz Josephs, anläßlich der Hochzeit ihres Sohnes die Appartements für das junge Paar hatte vollständig überholen lassen (die Räume waren allesamt mit neuen Möbeln, Tapeten und Vorhängen versehen worden). Nicht geändert werden konnte das Beheizungssystem, das sich in den frühen fünfziger Jahren des 19. Jahrhunderts auch noch nicht wesentlich von dem vorhergehender Zeiten unterschied. Die Öfen in dem vom Kaiserpaar bewohnten Trakt der Hofburg stammten zum Großteil aus dem 18. Jahrhundert. Es waren weiße Stücke aus Fayence mit Barock- oder Rokokoverzierungen, die in den bewohnten Räumen standen und von den Garderoberäumen und Korridoren, wo sich die Ofentüren befanden, beheizt wurden. Diese Öfen erregten – wie die ungenügend ausgestatteten Badezimmer – die besondere Unzufriedenheit der jungen Kaiserin. Sie brachten in den zugigen Räumen nicht die gewünschte Wärme zustande, weshalb Elisabeth in einigen ihrer im Amalientrakt der Hofburg gelegenen Zimmer zusätzliche Kachelöfen einbauen ließ, die bis heute – in ihrem großen Salon zum Beispiel – einen aus dem 17. Jahrhundert stammenden, offenen Kamin flankieren. Es entsprach dem zeitweils unsteten Naturell der Kaiserin – bei gegebenem Anlaß – in denselben Räumen winters die Hitze nicht zu ertragen, wie aus einer poetischen Tagebucheintragung des Griechischlehrers der Kaiserin (Constantin Christomanos) hervorgeht: »Über die roten, samtweichen Teppiche, die den Boden bedeckten, schritten wir (während des Studierens) auf und ab … zwischen den stillen Wassergründen der Spiegel, in einer Luft, die so rein und kühl war, wie die auf den Gipfeln der Berge – weil die Fenster (im Dezember!) alle offen standen – und lasen die Odyssee.« (ders., S. 54)

      Dieselben Räume der Hofburg waren im Sommer wegen des Hitzestaus, der sich dort bildete, kaum bewohnbar. Dem Kaiser mußte zur Verbesserung des Raumklimas ein elektrischer Ventilator aufgezwungen werden, und die Kaiserin floh die Hofburg ohnehin schon bald, nachdem sie sie bezogen hatte. Zunächst hielt sie sich an heißen Sommertagen in einem eigens für sie in der Meierei der Fasanerie des Schönbrunner Schloßparks eingerichteten ungarischen Bauernzimmer auf. Das Zimmer stand ausschließlich zu ihrer persönlichen Verfügung, das sie als eines der ersten zu einem ihrer Elfenbeintürme erkor. Wenn sie es verließ, sperrte sie es mit einem goldenen Schlüssel ab, über den sie alleine verfügte, und kehrte meist wenig später – die Hofgesellschaft fliehend – wieder dorthin zurück.

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       »… im Sommer zog sie die Schuhe über die nackten Füße und trug das Kleid unmittelbar auf dem nackten Körper.«

      (Gräfin Larisch-Wallersee über ihre Tante, die Kaiserin)

       Die Garderobe der Kaiserin

      Als Herzogin Elisabeth in Bayern kurz vor ihrer Vermählung stand, erhielt sie wie jede andere Prinzessin oder hohe Bürgertochter von den Eltern eine entsprechende Aussteuer (im Wert von 50 000 Gulden, das entspricht einem heutigen Wert von knapp über sechs Millionen Schilling), die aber zu spät und deshalb sehr hastig zusammengestellt werden mußte, da man zunächst darauf vorbereitet gewesen war, die ältere Tochter Helene (Néné) mit Kaiser Franz Joseph zu verheiraten. Auf ihre Ausstattung hatte man viel Zeit und Mühe aufgewendet, da sie seit langem als kaiserliche Braut ausersehen war. Deshalb stellte die Garderobe Elisabeths zum Zeitpunkt ihrer Hochzeit noch kein vollständiges, dem höfischen Zeremoniell am Habsburgerhof entsprechendes Ensemble dar. Es mußte erst in den Monaten nach der Hochzeit und unter Mithilfe des Wiener Hofstaates ergänzt und vervollkommnet werden.

      Zunächst wurden vierzehn Dutzend Paar (168 Stück) Strümpfe, zwanzig Paar verschiedener Handschuhe, sechs Paar Lederstiefel sowie 113 Paar Schuhe (im Gesamtwert von 700 Gulden, mehr als 85 000 Schilling, was bedeutet, daß ein Paar Schuhe um die S 760 kosteten) aus Samt, Atlas, Seide oder »Zeug« (Leinen) angeschafft, da die Kaiserin von Österreich ein Paar Schuhe oder ein Paar Handschuhe nur wenige Male tragen durfte. Bei feierlichen Anlässen mußten sie sogar mehrmals täglich gewechselt werden. »Elisabeth mußte lernen, daß eine Kaiserin zu jeder Stunde des Tages tadellos gekleidet zu sein hatte, auch wenn sie sich auf dem Lande aufhielt (das bezieht sich vor allem auf die erste Zeit nach der Hochzeit, als das kaiserliche Paar in Schloß Laxenburg wohnte) und niemand außer ihren Hofdamen sah; sie mußte lernen, daß eine Kaiserin nie ohne Handschuhe erscheinen und ein Paar Schuhe höchstens sechsmal anziehen durfte; danach standen sie ihren Zofen zu.« (Haslip, S. 87) In späteren Jahren hat sich die Kaiserin von allen Vorschriften freigemacht, die ihr nicht nur lästig gefallen waren, sondern die auch – was das Tragen immer neuer Schuhe betraf – dem Zustand ihrer ohnehin problematischen Beine und Füße nicht förderlich waren.

      Der Kaiser zeigte sich von Beginn der Ehe an als großzügiger Gemahl. Laut eines Vertrags vom 4. März 1854 hatte Elisabeth von ihrem Vater 50 000 Gulden (rund 6 Millionen Schilling) Mitgift erhalten, die Kaiser Franz Joseph mit 100 000 Gulden (rund 12 Millionen Schilling) »kompensierte«. Außerdem erhielt die junge Kaiserin am Tag nach der Hochzeitsnacht zwölftausend Dukaten Morgengabe (Dukaten waren kein Zahlungsmittel, weshalb der Wert schwer umzurechnen ist), die der Kaiser der Gemahlin kraft eines alten Brauches für die eingebüßte Jungfernschaft »schuldete«. An »Spenadelgeld« (Budget für Kleider und wohltätige Spenden) waren 100 000 Gulden (rund 12 Millionen Schilling) vorgesehen, die »während der Ehe zu Ihrem eigenen Gebrauche und freien Verwendung alljährlich … in monatlichen Raten bar« auszubezahlen waren. Diese Summe sollte »lediglich für Putz, Kleider, Almosen und kleinere Ausgaben dienen, indem alle übrigen Kosten und Auslagen für Tafel, Wäsche und Pferde, Unterhalt und Besoldung der Dienerschaft und sämmtliche (sic) Hauseinrichtung von Seiner Majestät dem Kaiser bestritten« wurden. Außerdem kam Kaiser Franz Joseph für die Kosten der Reisen auf, die die Kaiserin ab dem Jahr 1860 unternahm und die sich – wegen des zahlreich mitfahrenden Personals und der hohen Mietkosten für ganze Schlösser und Wirtschaftsgebäude – immer zwischen sechzig- und achtzigtausend Gulden (rund 4,8 bis 9,6 Millionen Schilling) – beliefen. An sonstigen großzügigen Geschenken erhielt Elisabeth zahlreiche Reitpferde zu ihrer privaten Verfügung und die Kosten, die sich aus dem Bau und der Einrichtung des Achilleons (der schloßartigen Villa der Kaiserin in Korfu) ergaben, erstattet, wenn man davon absieht, daß ihr zu Ehren die Villa in Ischl umgebaut und die Villa Hermes in Lainz als Privatwohnsitz errichtet worden waren.

      Wesentlich weniger Geld benötigte die Kaiserin für ihre Garderobe, die entgegen der Moden der Zeit, schlicht, praktisch und elegant zu sein hatte. Allfällige Galaroben wurden nur für bestimmte Zwecke angeschafft, und auch der Handschuh- und Schuhluxus entsprang nicht dem persönlichen Wunsch Elisabeths, sondern war – wie die Wartung der Stücke – Bestandteil der Hofetikette. Die Glacéhandschuhe (aus feinem, glänzenden Zickel- oder Lammleder) wurden von den Putzerinnen der Hofburg ständig gereinigt und in weiße Kartons verpackt. Ein bestimmter Koffer enthielt 120 Paar Handschuhe, die farblich aufeinander abgestimmt waren (weiße, schwarze und graue Stücke befanden sich zum Beispiel in einem Behälter). Zum Reiten waren stärkere, lederne Handschuhe in Verwendung, mitunter trug die Kaiserin drei Paare übereinander, um die Hände vor etwaigen Einschnitten durch die Zügel zu schützen.

      Elisabeth trug auffallend schmale, handgesteppte, meist schwarze Atlasschuhe mit niederen Absätzen, die an der Seite mit Schnürbändern versehen und am oberen Rand mit schwarzer Spitze verziert waren. Bei kalter Witterung stülpte sie gamaschenartige, mit lila Seide gefütterte Lederstutzen über Schuhe oder Stiefletten. Um das Jahr 1861 bevorzugte die Kaiserin weiße Atlasschuhe mit Spitzenrosetten und Gummibändern, die die Schuhe fest zusammenhielten, oder Schnürstiefletten, die in Genf, München oder Wien maßangefertigt wurden und mit sechs Knöpfen versehen sein mußten. Ihre Seidenstrümpfe bezog Elisabeth bei der englischen Firma Swears & Wells in London.

      Wahrscheinlich ab den sechziger