Lilly Grünberg

Dein, Sein, Mein


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zu verbergen.

      »Ich bin gut, Herr, wirklich. Ich kann das. Ich werde alles geben, Ihnen zu gefallen. Sie werden sehr zufrieden mit mir sein. Ganz bestimmt.«

      Sophie neigte frustriert den Kopf. Sie hatte die Worte in aller Hast herausgestoßen. Die Art, wie er das Gespräch führte, sein berechtigter Vorwurf, sie denke doch eigentlich nur an sich, hatten sie völlig aus dem Konzept gebracht. Das hätte nie passieren dürfen. Hatte sie noch eine Chance? Trotz allem hoffte sie inständig auf sein Ja.

      Aber vergeblich. Es kam nicht.

      »Das genügt mir nicht, Sophie. Du suchst jemanden, der dich zu immer neuen Abenteuern und Höhepunkten trägt. Würdest du aus freiem Willen dein Bestes geben, um deinen Top zufrieden zu stellen, hättest du schon längst deinen Herrn gefunden – oder er dich. Kurz gesagt: dein Angebot reizt mich nicht und ich habe nur deshalb diesem Gespräch zugestimmt, um dir das zu sagen und zu verhindern, dass du auch weiterhin nach mir suchst.«

      Sophie fühlte Tränen aufsteigen und wie die Enttäuschung sie lähmte. Sie war bei weitem keine Heulsuse, aber sie hatte all ihre Energie in diese Suche gesteckt, Tag und Nacht an nichts anderes mehr gedacht. Es durfte nicht sein, dass die Chance ihres Lebens vorbei war, ehe sie begonnen hatte. Was sollte sie denn nun machen? Wie und mit wem sollte sie in Zukunft ihren Spaß und ihre Befriedigung ausleben?

      »Bitte, Herr, bitte, geben Sie mir wenigstens eine kleine Chance, eine einzige, ein paar Tage, eine Probezeit. Bitte.« Sie erinnerte sich nicht, jemals um irgendetwas so gefleht zu habe.

      »Nein.« Seine Stimme klang freundlicher als zuvor, ohne diese gewisse Strenge. »Nein, keine Probezeit. Ganz oder gar nicht. Genau deswegen kennt niemand meine Identität. Wenn ich an einer Sub Interesse habe, dann spreche ich diese selbst an. Man rennt mir nicht hinterher. Die Erniedrigung dieser Unterhaltung wäre vermeidbar gewesen.«

      Das traf absolut den Kern der Sache. Sophie fühlte sich erniedrigt wie noch nie. Ihr Puls gab ein trommelndes Kommando, die Aufforderung zu einem letzten Aufbäumen von sich.

      »Aber Herr, ich blühe auf, wenn ich erniedrigt werde. Ich bin eine absolute Masochistin«, gab Sophie zurück und wagte es, wieder in den Spiegel zu sehen. »Bitte, lassen Sie es mich beweisen.«

      »Masochismus? Ich glaube, du kennst nicht einmal die exakte Definition dieses Wortes, sonst würdest du es schon längst ausleben, egal mit welchem Dom«, donnerte es vorwurfsvoll aus dem Lautsprecher.

      Sophie schwieg. Ihre Enttäuschung verwandelte sich allmählich in Wut und es wäre taktisch unklug, dieser nachzugeben und zu widersprechen. Solange er sie nicht vor die Tür setzte, bestand noch der Funken einer Hoffnung, das Ruder herumzureißen.

      Als seine Stimme nach Sekunden der Stille erneut erklang, wirkte sie beherrschter und freundlicher. »Ich gebe dir eine letzte Möglichkeit, mir zu begründen, warum ich dich annehmen sollte. Du willst mir beweisen, dass du devot bist? Wie?«

      Ein alarmierendes Kribbeln setzte in Sophies Nacken ein. Falls er sie in einem der Clubs beobachtet oder sich über sie erkundigt hatte, so wusste er ganz genau, dass ihr Verhalten meistens die nötige Höflichkeit und Unterwürfigkeit vermissen ließ. Sie war zu aufmüpfig und widersprach viel zu häufig, statt anzunehmen und gehorsam auszuführen, was der Dom von ihr erwartete.

      »Nun, ich warte nicht ewig. Hat es dir die Sprache verschlagen?«

      Sophie suchte fieberhaft nach einer plausiblen Begründung. »Wie – wie kann ich devot sein, wenn mein Herr keine Dominanz ausstrahlt?«, erwiderte sie patziger, als sie beabsichtigte. Ihr Temperament und ihr Dickschädel schienen die Oberhand zu gewinnen. Schnell senkte sie den Kopf und versuchte sich wieder zu sammeln. »Jemand muss mir befehlen, der stärker ist als ich. Der mir die Freiheit nimmt und über das, was ablaufen soll, mit fester Hand bestimmt«, fügte sie hinzu. »Ich will mich unterwerfen, ich sehne mich von ganzem Herzen danach, aber ich kann es nur, wenn ich vor jemandem Achtung habe, zu meinem Herrn aufsehen kann. Ich muss es spüren, dass er mir nichts durchgehen lässt, dass er mich hart bestraft, wenn ich nicht gehorche.«

      »Weiter«, befahl er mit tiefem Knurren und Sophies Schoß reagierte auf diese sexy Stimme mit einem sehnsüchtigen Prickeln.

      »Ich mache das schon zulange, um eine normale Beziehung mit durchschnittlichem Sex zu führen. Meine Gedanken kreisen Tag und Nacht darum, den einen zu finden, der streng genug ist, mich nach allen Regeln der Kunst zu unterwerfen. Ihm zu dienen soll mein Lebensinhalt werden, ich würde alles dafür geben, alles, und ich habe so sehr gehofft, Sie würden derjenige sein.«

      Es fiel ihr nichts mehr ein, was sie noch anzubieten hatte. Der Lautsprecher schwieg. Kein Kommentar.

      Die Zeit tröpfelte träge dahin und strapazierte ihre Ungeduld. Es hatte wohl keinen Sinn, noch länger auf eine positive Antwort zu warten. Diese Schlacht hatte sie verloren. Ein merkwürdiges, deprimierendes Gefühl.

      Sophie stand langsam auf, strich ihren Rock glatt, trat nah an den Spiegel heran und musterte ihr Erscheinungsbild. Sie hatte eine attraktive Figur, ein schönes Gesicht, sinnlich geschwungene Lippen. Sie war vieles, vielleicht sogar klug, aber eines war sie gewiss nicht: demütig. Das war bestimmt der Grund, warum er sie nicht akzeptierte. Sie gab nur vor, devot zu sein, in Wirklichkeit wäre es nötig, ihr eine Lektion zu erteilen, damit sie es schaffte, dies zu leben.

      Die Enttäuschung über ihre Niederlage konnte sie in ihrem Gesicht nicht verbergen, aber das spielte nun keine Rolle mehr, sie hatte nur keine Ahnung, wie es weitergehen sollte. Sie würde sich sinnlos betrinken und – Sophie schluckte, ja, vielleicht wollte sie ihren Frust diesmal sogar in ihren Kissen ausheulen. Morgen war auch noch ein Tag um darüber nachzudenken, was sie falsch gemacht hatte und wie es weiter gehen sollte. Im Augenblick fühlte sie nur eine lähmende Energielosigkeit.

      »Vielen Dank, Herr, dass Sie mich angehört haben, auch wenn Sie mich nicht als Ihre Sub annehmen«, brachte sie mühsam heraus. Das einzige was ihr nun noch blieb, war einen professionellen Abgang zu machen, um ihren Ruf zu retten. »Es war wohl vermessen von mir zu glauben, ich wäre gut genug für Sie. Es tut mir leid, wenn ich Ihre Zeit vergeudet habe. Bitte entschuldigen Sie. Ich wünsche Ihnen eine gute Nacht.«

      Dann drehte sie sich auf dem Absatz um und ging zur Tür auf der gegenüberliegenden Seite, ein wenig steif, mit dem beklemmenden Wissen, dass er ihr dabei zusah.

      »Warte. Ich habe dir nicht erlaubt zu gehen.«

      Seine Stimme hieß sie innehalten, eine aufrechte Haltung annehmen. Das sinnliche Kribbeln in ihrem Unterleib meldete sich zurück.

      »Vielleicht finde ich dich interessant genug, um meine Entscheidung zu überdenken.«

      Sophies Herz fing an zu rasen, ihr Unterleib ging in Flammen auf. Sie drehte sich langsam um und sah in den Spiegel. »Sie akzeptieren mich also doch als Ihre Sub?«, fragte sie überrascht.

      »Nein, nicht als Sub.«

      Kapitel 2 image

      Seine leisen, aber deutlich artikulierten Worte ließen Sophie von Kopf bis Fuß erbeben. Was sollte diese widersprüchliche Aussage bedeuten? Sie verstand kein Wort.

      »Nicht als Sub, Sophie. Auch nicht als One-Night-Stand oder für ein Intermezzo von ein paar Tagen oder Wochen oder auf Probezeit. Du willst Dominanz und so wie ich das sehe, hast du sie auch dringend nötig. Du bist eingebildet und anmaßend. Aber ich kann dir zeigen, was Dominanz und Unterwerfung wirklich bedeutet, wenn du bereit bist, dich auf meine Bedingungen einzulassen.«

      Sophie vergaß fast zu atmen. Seine Worte und der Ausdruck in seiner Stimme versprachen genau das, wonach sie sich sehnte. Welche Bedingungen? Sie würde jede akzeptieren, ganz gewiss jede, wenn sie dafür ihr Ziel erreichen könnte.

      »Wenn ich mich dazu bereit erkläre, dich anzunehmen, dann kann das nur auf eine Weise geschehen, Sophie. Als meine Sklavin.«

      Sophie schritt an den Stühlen entlang, bis sie ganz nah vor