versuchte die Zentrale-Besatzung einen Kontakt mit dem TARA-Psi herzustellen. An diesem Kontakt hing alles und konnte alles scheitern. Der Roboter hatte die Aufgabe, die zweiköpfige Besatzung der Space-Jet in die FONAGUR zu schmuggeln.
Der Funkkontakt war wieder gestört. Die Zeiträume stabiler Verbindungen nahmen zu, doch die Durchhänger ließen sich nicht eingrenzen.
Cheyen Ho hatte nach wie vor Bedenken. Chiones Argumente konnte sie jedoch nicht von der Hand weisen. Die Cairaner in ihrer Übermacht würden nicht mit Gewalt gegen ein paar Terraner in einer augenscheinlich harmlosen Space-Jet vorgehen.
»Fünf Minuten bis zum Katapultstart«, informierte die Kommandantin.
Obioma befand sich auf dem Weg in den Hangar. Chione und er kannten Dancer, Schlafner und den TARA-Psi nicht. Es war unerlässlich, dass der Roboter sie in der Jet abholte.
»Noch keine Freigabe«, sagte Cheyen. »Die Funkverbindung hält nur für Sekundenbruchteile. Der TARA-Psi dürfte merken, dass jemand ihn erreichen will.«
»Wo bleibt Chione?«, fragte der Hyperphysiker.
»Sie rennt zu ihrer Kabine, sagte etwas wegen Wyrrdsteinen.«
»Oh je.«
»Lionel, wenn es nicht anders geht, fliegst du ohne sie.«
»In Ordnung.«
»Funkkontakt. Der TARA-Psi weiß Bescheid und bereitet sich vor.«
Obioma gab einen Seufzer der Erleichterung von sich.
»Noch eine Minute.«
Lionel Obioma betrat die Space-Jet und spurtete in den Steuerraum. Er warf sich in den Sessel des Kopiloten, dessen Gurte sich sofort um seinen Körper legten.
»Dreißig Sekunden.«
Er atmete hektisch. Der SERUN schloss den Helm.
»Fünfzehn Sekunden.«
Draußen rief jemand laut »Bahn frei!«
Sie kam. Zehn Sekunden vor dem Start erreichte sie die Schleuse und rannte weiter, während das Schott hinter ihr zuknallte.
»Fünf Sekunden.«
Chione McCathey wollte dem Pilotensessel-Automaten bei den Gurten behilflich sein und verhedderte sich. Im letzten Augenblick bekam sie ihre Arme frei. Die Gurte strafften sich.
Ein Ruck ging durch die Jet. Sie raste hinaus ins All, wo sie sich vom Katapultschlitten löste.
»Anfänger!«, sagte Obioma.
3.
Orsaidd
Im Garten
Zwischen den Kugelsegmenten der Wohnhäuser Orsaidds ballten sich Wolken aus Wasserdampf. Automaten bewegten sich über die Spiegelfläche des Tsumdaik-Platzes und versprühten das heiße Gemisch. Es breitete sich als weiß schimmernder Teppich aus und blähte sich zu dicken Wolkengebilden auf.
Das Panarchiv regelte die Menge nach der Größe der Gefahr.
Dieses Mal bestand höchste Gefahrenstufe, höher als an jedem anderen Einsatzort. Die Einnebelung begann früher und intensiver.
Dupa Emuladsu wusste, was es bedeutete. Das Sternenrad – mächtigstes Potenzial im Friedensbund – war erneut an einem Etappenziel seines weiten Weges angekommen.
Von den Begleiterscheinungen spürten sie auf Ecaitan nicht mehr als üblich. Die Schutzanlagen dämmten jeden physikalischen und hyperphysikalischen Einfluss. Die Folgen ließen sich jedoch erkennen. Risse im Boden, Sinklöcher und Veränderungen in der Tektonik.
Dupa Emuladsu betrat die dritte Ebene der Gartenanlage und ging zwischen den Alleen der makrobiotischen Pflanzen entlang. Sie schwenkten die Zweige in ihre Richtung. Die äußeren Blätter fächelten ihr warme Luft zu.
Die Cairanerin blieb kurz stehen und genoss die leichte Massage ihrer Kopfhaut durch die herabhängenden Zweige. Dann setzte sie den Weg ans Geländer an der Peripherie fort, wo der Park endete und es steil abwärtsging zum verspiegelten Platz.
Hin und wieder nahm sie winzige Lichtblitze wahr, mit denen die Sonden der Parkaufsicht ihre Positionen signalisierten. Manche Lichter blendeten.
Dupa schloss ihre Pupillen ein Stück.
»Dupa Emuladsu«, hörte sie eine Stimme aus dem Blätterwerk. »Deine Kinder spielen sich in Gefahr. Arsla hat vorgeschlagen, hinunter auf den Platz zu springen.«
Ein Energieschlag hätte die Cairanerin nicht schlimmer treffen können. Sie spurtete los. Ihre langen Beine trugen sie in kurzer Zeit bis zum Geländer. Mit Mühe bremste sie rechtzeitig und fing den letzten Schwung an der Haltestange ab.
Auf dem komplett verspiegelten Platz unter ihr bewegten sich zwei ihrer Kinder. Dupa identifizierte die beiden an ihren Bewegungen. Mit einem leichten Schlag ihrer linken Außenhand aktivierte sie den Individualfunk.
»Pelga, Omla, was ist mit euch? Wo sind die anderen?«
»Wir spielen Gesichterfangen, Dupa«, erhielt sie zur Antwort. »Wo die anderen sind, wissen wir nicht.«
Die Sicherheitssysteme ließen nicht zu, dass etwas passierte. Dennoch reichte es aus, Dupa Emuladsu in inneren Aufruhr zu versetzen.
»Aufseher!«, rief sie laut. »Wo sind meine Kinder?«
»In den unteren Etagen der Wohnkugel. Sie suchen nach Aipu.«
Die gelassene Stimme des Roboters besänftigte die Kosmopsychologin ein wenig.
»Das ist gut. Hilf ihnen, den Jungen zu finden.«
Sie schaute weiter hinab auf die spielenden Mädchen. Gesichterfangen nannten Cairaner die Jagd nach den wiederkehrenden Abbildern ihrer Köpfe in den quadratischen Spiegelflächen des Platzes.
In diesen Momenten ballten sich die Wolken aus Wasserdampf über dem Boden, von den Spiegeln vervielfacht. Sie verwandelten den Platz in einen flauschigen Teppich.
Dazwischen ragten die schlanken Stiele der Gebäude auf, hin und wieder unterbrochen von Quadern und Kugeln. Deren Streben trugen ebenfalls Spiegel, die in unterschiedlichen Winkeln das Licht der Bodenspiegel aufnahmen und es an die Umgebung weiterreichten. Pelga und Omla nutzten diesen Effekt und brachten ihre Gesichter durch schnelle Bewegungen in immer neue Positionen. Die schwenkbaren Spiegel der Gebäude nahmen die Bilder auf und schickten sie zum Boden zurück.
Die Mädchen brachten ihre vier Hände dazwischen. Jeder Teil eines Gesichts auf einer Hand zählte. Die Automaten der Platzaufsicht bildeten die Treffer in einer Spedd-Holokugel dreidimensional ab. Ziel des Gesichterfangens war ein sanftes und oft unbemerktes Heranführen an schnelleres Denken und gutes Merken.
Die Erwachsenen wussten es und beobachteten die Entwicklung ihres Nachwuchses voller Zuneigung.
Dupa sah ihnen eine ganze Weile zu. Die beiden Kugelhälften des Garten-Hauses empfingen ebenfalls Bilder in der dritten oder vierten Spiegelung und aus unterschiedlichen Richtungen.
Sie entdeckte die anderen Jungen und Mädchen. Ein paar Darstellungen wurden seitenverkehrt in den Einschnitt der Gartenebenen übertragen. Die Automaten des Steuersystems bemerkten es ebenso schnell wie Dupa und korrigierten den Laufweg der Bilder.
»Parko!«, sagte Dupa. »Habt ihr eine Spur von Aipu?«
»Bisher nicht. Er hat sein Funkmodul abgeschaltet. Warum?«
»Er beschäftigt sich mehr mit den Gedanken in seinem Kopf als mit der Welt draußen.«
»Nicht beim Funk. Jemand hat ihm gesagt, wie er damit umgehen muss.«
»Das war ich, Parko.«
»Mutter, du bist Spezialistin und weißt, was du tust.«
Ein Spiegel unter der Decke drehte sich. Die Steuerung erzeugte ein Aufmerksamkeitssignal. Einen Augenblick sah Dupa Emuladsu