Klaus Stickelbroeck

Fesseltrick


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      Vom Autor bisher bei KBV erschienen:

       Fieses Foul

       Kalte Blicke

       Fischfutter

       Auf die harte Tour

       Schnell erledigt

       Schrott

       Blindgänger

       Haken dran!

       Blondes Gift

      Klaus Stickelbroeck wurde 1963 in Anrath geboren. Er lebt in Kerken am Niederrhein und arbeitet als Polizeibeamter in Düsseldorf. Seinen ersten Kurzkrimi veröffentlichte er im Jahr 2000. Sein erster Kriminalroman Fieses Foul erschien 2007. Sein Kriminalroman Fischfutter (2010) wurde für den Friedrich-Glauser-Preis als bester Kriminalroman des Jahres nominiert.

      2017 erschien mit Haken dran! eine Zusammenstellung seiner besten Kurzkrimis. Fesseltrick ist sein achter Kriminalroman mit dem smarten Privatdetektiv Hartmann (alle KBV).

      Stickelbroeck ist einer der fünf »Krimi-Cops«, deren sechs Kriminalromane, zuletzt Goldrausch (2018), ebenfalls im KBV-Verlag erschienen sind.

      www.klausstickelbroeck.de · www.krimi-cops.de

      Klaus Stickelbroeck

       Fesseltrick

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      Originalausgabe

      © 2020 KBV Verlags- und Mediengesellschaft mbH, Hillesheim

       www.kbv-verlag.de

      E-Mail: [email protected]

      Telefon: 0 65 93 - 998 96-0

      Fax: 0 65 93 - 998 96-20

      Umschlaggestaltung: Ralf Kramp

      Lektorat: Volker Maria Neumann, Köln

      Print-ISBN 978-3-95441-541-0

      E-Book-ISBN 978-3-95441-550-2

      »Ich bin kein Typ für Käfighaltung.«

      (Hartmann)

      Inhalt

       1. Tag

       2. Tag

       3. Tag

       4. Tag

       5. Tag

       Der Cocktail zum Krimi

       Soundtrack zum Krimi

       Danksagung

       1. Tag

      Das durfte doch nicht wahr sein. Die rote Sporttasche entglitt seinen Fingern. Fassungslos fand Hartmann Halt am Türrahmen. Entsetzt strich er sich durchs Haar, die Stirnader pochte.

      »Das gibt’s doch nicht.«

      Seine Bude. Seine Wohnung. Sein Wohnzimmerbüro. Es schnürte ihm die Kehle zu. Der Raum roch wie drei Tage Wacken und sah aus, als wäre eine von Dimitris Handgranaten explodiert. Nein, nix Handgranate. Der Ursprung allen Übels, dieses Massakers, trug einen anderen Namen.

      »Angie«, knödelte Hartmann und spürte Blutdruck.

      Nur mühsam gelang es ihm, einen weiteren, fassungslosen Schritt in den Raum hinein zu machen, denn der klebrige Fußboden hatte seine Schuhe bereits angesaugt. Die Turnschuhe ließen sich nur mit einem kraftvollen, feuchtschmatzenden Fompp vom eingesauten Laminat lösen.

      »Nicht zu fassen«, japste Hartmann.

      Der Wohnzimmertisch war mit leeren Bierflaschen zugestellt. Die beiden leeren Kästen dazu hatten als Sitzgelegenheiten gedient, denn sie standen auf der Seite mit der Öffnung nach vorne gleich davor. Zu den leeren Bierflaschen hatten sich zwei fröhliche Flaschen Jägermeister gesellt. Unter einem riesigen Haufen Kippen erahnte Hartmann einen Aschenbecher. Drei käseverklebte Pizzapappschachteln ließen vermuten, dass ein sehr, sehr durstiges Trio für das abenteuerliche Flaschenpotpourri verantwortlich war.

      Hartmann stelzte mit weitem Schritt über etwas dunkelblau Zusammengerolltes hinweg ans Fenster und riss es auf. Der Lärm vom Bahnhofsvorplatz dröhnte zu ihm hoch. Eine Straßenbahn dengelte durch den Gleisbereich, irgendwo heulte eine Alarmanlage, Taxifahrer hupten sich gegenseitig Dellen in den weißen Lack. Zischend entwich im Septemberwetter gewärmter Mief nach draußen.

      Hartmann schüttelte sich, er war doch nur eine einzige Nacht lang weg gewesen.

      Unter einem Berg Schmutzwäsche war Hartmanns orangefarbene Couch kaum mehr erkennbar und schimmerte an den sichtbaren Stellen ins grünfleckig Bräunliche. Von einem fiesen, hässlichen Fleck gleich darüber an der Tapete schien eine gebrauchte, schwarze Unterhose ablenken zu sollen, die den bestürzten Blick heischend das Sitzelement bethronte.

      »Angie, du Sack«, war alles, was Hartmann zornig über die knochentrockenen Lippen brachte.

      Drei Tage zuvor hatte sein Kumpel mitten in der Nacht bei ihm auf der Matte gestanden. Angie war aus seiner Wohnung rausgeflogen. Genau genommen war es natürlich nicht Angies Wohnung gewesen, sondern die von Serkan. Serkan hatte keinen Nachnamen, aber wegen bewaffneten Raubüberfalls auf eine Tankstelle dreieinhalb Jahre bekommen. Jetzt war er plötzlich wegen guter Führung vorzeitig aus der Haft entlassen worden, womit nun wirklich niemand hatte rechnen können.

      Irgendwas musste da schiefgelaufen sein.

      Serkan hatte Angies linkes Auge marmoriert, ihn sofort achtkantig rausgeworfen und Hartmann seinen Kumpel für eine Nacht aufgenommen. Für eine Nacht aufgenommen? In dieser Formulierung steckten mehr als ein Dutzend schlimme Fehler.

      »Wie kann man nur so blöd sein?«

      Er wusste doch, dass bei seinem im Grunde herzensguten, aber schwer drogensüchtigen Freund immer das komplette Chaos angesagt war, sobald er ihm Unterschlupf bot. Mit geregeltem Wohnraum konnte Angie einfach nicht umgehen. War vielleicht was Genetisches. Oder was aus der frühen Kindheit. Was eine feste Bleibe anging, war Angie seit einigen Jahren ja auch vollkommen aus der Übung.

      Vorsichtig tippte Hartmann mit der Turnschuhspitze gegen den blauen, zusammengerollten Schlafsack. Wenn da was Lebendes drin gewesen war, dann war es inzwischen tot.

      Roch zumindest so.

      Achtkantig hatte Serkan Angie aus seiner Wohnung geworfen? Hier würde Angie bei allernächster Gelegenheit auch rausfliegen. Aber neunkantig!

      Wie in Trance ergriff Hartmann die halbwarme Flasche Cola, die auf dem Wohnzimmertisch stand, setzte sie sich an den Hals und spülte den Ärger die trockene Kehle runter. Er hatte gestern bei einer Benefizveranstaltung in Köln-Porz seinen ersten Halbmarathon gelaufen und war noch ein paar Liter Flüssigkeit im Fehl. Das abschließende Bäuerchen wirkte befreiend