und Cammer-Componist des Salzburger Fürsterzbischofs Leopold Anton Freiherr von Firmian geworden, brachte es aber zu seinem großen Bedauern zeitlebens nicht über diese Stelle hinaus. Er verdiente wenig und war daher auf die einträglichen Reisen mit seinen Kindern angewiesen, für die er sich ausgiebige Urlaube gewähren ließ. Als er anlässlich einer Frankreich-Reise um Urlaub ansuchte, wurde er fristlos entlassen, später aber wieder angestellt.
Mozarts Vater war ein hochgebildeter Mann, sein Buch Versuch einer gründlichen Violinschule wurde in mehrere Sprachen übersetzt. In seinen späten Jahren verschlechterte sich das Vater-Sohn-Verhältnis, vor allem, weil Leopold dagegen war, dass Wolfgang nach Wien ging und Constanze Weber heiratete. Wohl auch, weil das Genie auf diese Weise aus seinem Einflussbereich verschwand.
Leopold Mozart blieb bis zu seinem Tod am 28. Mai 1787 Hof- und Cammer-Componist am Hof des Salzburger Erzbischofs.
Das Verzeichnis des Herrn von Köchel
Wolfgang Amadeus Mozarts guter Geist
Man kennt das Köchelverzeichnis, das sämtliche Werke Mozarts zusammenfasst. Wer aber war Herr Köchel?
Nun, Ludwig Köchel kam am 14. Jänner 1800 – acht Jahre nach Mozarts Tod – als Sohn eines kirchlichen Güterverwalters in Stein an der Donau zur Welt. Nach dem Jusstudium wurde er »Prinzenerzieher« der vier Söhne Erzherzog Karls, die er in dessen Stadtpalais – der heutigen Albertina – unterrichtete.
Als die Kinder groß waren, wurde Ludwig Köchel »ehrenvoll entlassen« und in den Adelsstand erhoben. 42 Jahre alt, begab sich der nunmehrige Ritter von Köchel auf eine fünfjährige Forschungsreise, von der er eine wertvolle Mineraliensammlung mitbrachte (die er dem Gymnasium in Krems schenkte).
Verzeichnete 626 Kompositionen Mozarts: Ludwig von Köchel
Als Köchel 1848 Schulinspektor in Salzburg wurde, begann er sich eingehend mit dem Schaffen des größten Sohnes der Stadt zu beschäftigen und gab 1862 das Chronologisch-thematische Verzeichnis sämtlicher Tonwerke W. A. Mozarts heraus – von den ersten Klaviersonaten des Wunderkindes bis zum Requiem (Köchelverzeichnis 626), Mozarts letzter Komposition.
Köchels musikalisches Interesse ging weiter. Er veröffentlichte Beethoven-Briefe und schrieb ein Buch über die Wiener Hofmusikkapelle.
Nach dem Verzeichnis der Mozart-Werke fasste er die Kompositionen des kaiserlichen Hofmusikers Johann Joseph Fux zusammen, der eine Generation vor Mozart gelebt hatte.
Allerdings wäre Köchel wohl durch die Aufarbeitung des Fux-Œuvres nicht ganz so berühmt geworden wie durch das Verzeichnis der Werke Mozarts. Blieb doch von Fux im Lauf der Jahrhunderte nicht viel mehr übrig als diese Anekdote: Fux musizierte am Hof Kaiser Karls VI., des Vaters der Maria Theresia. Der Kaiser war derart musikbegeistert, dass er es sich nicht nehmen ließ, die Oper Elisa seines Hofkompositeurs Johann Joseph Fux höchstpersönlich aus der Taufe zu heben.
Fux war von der Wiedergabe seines Werks mithilfe des kaiserlichen Dirigentenstaberls so angetan, dass er – das strenge Hofzeremoniell außer Acht lassend – nach der Uraufführung ausrief: »Wie schade, dass Eure Majestät kein Virtuose geworden sind!«
Worauf der Kaiser erwiderte: »Macht nichts. Mir geht’s auch so ganz gut!«
Auch wenn diese Anekdote keineswegs durch Herrn von Köchels Forschungsarbeit überliefert wurde, darf sie bei einer Würdigung seiner Person doch nicht fehlen. Der gute Geist der Mozart-Werke starb am 3. Juni 1877 im Alter von 77 Jahren in Wien.
Das Musikgenie und der Korse
Beethoven distanziert sich von Napoleon
Wien war nicht nur das Zentrum der internationalen Politik, sondern auch das der Musikwelt. Das musste so sein, damit der Wiener Kongress sprichwörtlich »tanzen« konnte. Dominiert wurde die Musikstadt aber nicht von einem Unterhaltungsmusiker, sondern vom Genie Ludwig van Beethoven. Der auch ein zutiefst politisch denkender Mensch war und sich daher intensiv mit dem Phänomen Napoleon auseinandersetzte. Der Kongress wurde ja 1814 wegen Napoleon einberufen – weil nach den von ihm so zahlreich geführten Kriegen die Grenzen Europas neu gezogen werden mussten.
Beethoven und Napoleon haben eine gemeinsame Geschichte, die in der Eroica, Beethovens dritter Sinfonie, ihren Ausdruck findet. Beethoven hatte das von 1802 bis 1804 entstandene Monumentalwerk zwar seinem Mäzen, dem Fürsten Lobkowitz, gewidmet (der ihm dafür 400 Gulden zahlte), doch führte die Eroica ursprünglich den Titel Bonaparte.
Beethoven verehrte den Korsen in diesen Jahren, weil er hoffte, dass er die Ideale von Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit in Europa durchsetzen und »den Grund zu einem allgemeinen Weltenglück legen würde«. Der Komponist dachte ernsthaft daran, von Wien nach Paris zu übersiedeln und Napoleon die Noten der dritten Sinfonie persönlich zu überreichen.
Als er aber im Mai 1804 von Napoleons Plan erfuhr, sich zum Kaiser der Franzosen krönen zu lassen, war Beethoven dermaßen entsetzt, dass er das Wort »Bonaparte« am Titelblatt der dritten Sinfonie ausradierte. Und das so heftig, dass dort, wo auf dem Papier Napoleons Name stand, nur ein Loch übrig blieb. Das Handexemplar der Noten ist heute (samt Loch) im Besitz der Wiener Gesellschaft der Musikfreunde.
Radierte das Wort »Bonaparte« vom Titelblatt der dritten Sinfonie: Ludwig van Beethoven
Der Zeitzeuge und Beethoven-Schüler Ferdinand Ries schreibt in seinen Erinnerungen: »Sowohl ich, als mehrere seiner Freunde haben diese Sinfonie – schon in Partitur abgeschrieben – auf Beethovens Tisch liegen gesehen, wo ganz oben auf dem Titelblatte das Wort ›Bonaparte‹ und ganz unten ›Louis van Beethoven‹ stand. Ich war der erste, der ihm die Nachricht brachte, Bonaparte habe sich zum Kaiser erklärt, worauf er in Wut geriet und ausrief: ›Ist der auch nichts anderes wie ein gewöhnlicher Mensch! Nun wird er auch alle Menschenrechte mit Füßen treten, nur seinem Ehrgeize frönen; er wird sich nun höher wie alle Anderen stellen und ein Tyrann werden!‹«
Das Jahr, in dem Napoleon sich zum Kaiser krönte, war für Beethoven auch von persönlicher Tragik gekennzeichnet, wurde dem 34-jährigen Genius doch mitgeteilt, dass er sein Gehör vollends verlieren würde.
Als zehn Jahre später der Wiener Kongress tagte, hatte Beethoven mit dem Kapitel Napoleon (der mittlerweile im Exil auf Elba saß) längst abgeschlossen.
»Von 9–12 und von 4–6«
Beethoven verkauft Eintrittskarten
Ludwig van Beethoven musste im Jahr 1815 sämtliche Konzertauftritte wegen seiner immer schlimmer werdenden Schwerhörigkeit aufgeben, drei Jahre später war er vollkommen taub. Bereits 1802 hatte er sein Heiligenstädter Testament verfasst, in dem er der Welt verzweifelt zurief: »O, ihr Menschen, die ihr mich für … Misantropisch haltet …, wie unrecht thut ihr mir, ihr wisst nicht die geheime ursache von dem, was euch so scheinet … Bedenket nur, dass seit 6 Jahren ein heilloser Zustand mich befallen … O wie hart wurde ich durch die verdoppelte traurige Erfahrung meines schlechten Gehör’s dann zurückgestoßen, und doch war’s mir noch nicht möglich, den Menschen zu sagen: sprecht lauter, schreit, denn ich bin taub!«
Man kann also davon ausgehen, dass Beethoven bereits 1814 an einer erheblichen Hörschwäche litt, sodass er kaum noch in der Lage war, seine eigenen Kompositionen zu hören. Dennoch komponierte er unermüdlich weiter, und er trat noch ein Jahr lang als Dirigent auf. Das Erstaunliche ist aber, dass Beethoven die Karten für seine Veranstaltungen höchstpersönlich in seiner Wohnung verkaufte. So fand sich ein Theaterzettel, der eine Akademie vom 29. November 1814 mit diesen Worten ankündigt: