Louisa May Alcott

Kleine Frauen, Band 3: Kleine Männer


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Er stellte einen Wassereimer auf einen Baum, befestigte an dessen Griff ein kleines Band, und wartete, bis Daisy, angezogen von der knallbunten Luftschlange, versuchte, daran zu ziehen; die darauf folgende Dusche ruinierte nicht nur ihr sauberes Kleid, sondern verletzte auch ihre kleinen Gefühle sehr. Er steckte raue, weiße Kieselsteine in die Zuckerdose, und als die alte Großmutter zum Tee kam, fragte sich die alte Dame, die zu höflich war, um etwas dazu zu sagen, warum diese nicht in ihrer Tasse schmolzen. Er ließ in der Kirche Schnupftabak herumgehen, so dass fünf der Jungen so heftig zu niesen begannen, dass sie rausgehen mussten. Im Winter legte er Pfade frei, um sie dann heimlich zu bewässern, damit die Leute ausrutschen mussten. Er trieb den armen Silas fast zum Wahnsinn, als er seine großen Stiefel an sehr auffälligen Stellen aufhängte, denn seine Füße waren riesig, und er schämte sich sehr dafür. Er überredete den kleinen Dolly, einen Faden an einen seiner lockeren Zähne zu binden, und die Schnur aus seinem Mund heraushängen zu lassen, wenn er schlafen ging, damit Tommy den Zahn herausziehen konnte, ohne dass Dolly den gefürchteten Eingriff spürte. Aber der Zahn löste sich nicht beim ersten Ruck, und der arme Dolly wachte nicht nur unter großen Seelenqualen auf, sondern verlor von diesem Tag an auch jegliches Vertrauen in Tommy. Der letzte Streich bestand darin, den Hühnern mit Rum getränktes Brot zu verabreichen, was sie beschwipst machte und das ganze andere Geflügel irritierte, denn die ehrbaren, alten Damen taumelten umher, pickten und gackerten auf die albernste Weise, während sich die Familie vor Lachen über ihre Kapriolen schüttelte, bis Daisy Mitleid mit ihnen hatte und sie im Hühnerstall einschloss, damit sie dort ihren Rausch ausschlafen konnten.

      Das waren also die Jungs, und sie lebten so glücklich zusammen, wie das bei zwölf Burschen möglich war, lernten und spielten, arbeiteten und zankten, kämpften gegen ihre Fehler an und veredelten ihre Tugenden auf die gute altmodische Weise. Vermutlich lernten die Jungen aus anderen Schulen mehr aus Büchern, aber weniger von der Lebensweisheit, die gute Männer ausmacht. Latein, Griechisch und Mathematik waren gut und schön, aber nach Meinung von Professor Bär waren Selbsterkenntnis, Selbsthilfe und Selbstbeherrschung wichtiger, und er versuchte, diese Tugenden sorgfältig zu lehren. Die Leute schüttelten manchmal den Kopf über seine Ideen, obwohl sie zugeben mussten, dass sich die Jungs prächtig entwickelten, was Manieren und Moral anging. Aber es war ja auch, wie Mrs. Jo zu Nat sagte, eine "seltsame Schule".

      III. SONNTAG

      In dem Moment, als am nächsten Morgen die Glocke läutete, flog Nat förmlich aus dem Bett und zog sich mit großer Genugtuung die Klamotten an, die er auf dem Stuhl vorfand. Sie waren nicht neu, da es sich um bereits halb abgetragene Kleider eines der wohlhabenderen Jungs handelte; aber Mrs. Bär behielt all diese ausgerupften Federn für die ausgesuchten Rotkehlchen, die sich in ihr Nest verirrten. Kaum war Nat angezogen, als Tommy mit perfekt sauberem Kragen erschien und Nat zum Frühstück hinunterbegleitete.

      Die Sonne schien ins Esszimmer auf den gut gedeckten Tisch und die Herde hungriger, ausgelassener Jungs, die sich um ihn herum versammelt hatten. Nat bemerkte, dass sie viel gesitteter waren als in der Nacht zuvor, als jeder schweigend hinter seinem Stuhl stand, während der kleine Rob, der neben seinem Vater am Kopf des Tisches wartete, die Hände faltete, ehrfürchtig seinen Lockenkopf neigte und in der frommen, deutschen Art und Weise, die Mr. Bär liebte und die er seinen kleinen Sohn zu ehren lehrte, leise ein Tischgebet wiederholte. Dann setzten sich alle hin und genossen das sonntägliche Frühstück, das statt der Brot- und Milchkost, mit der sie normalerweise ihren jungen Appetit stillten, mit Kaffee, Steak und gebackenen Kartoffeln bestückt war. Es gab viele fröhliche Unterhaltungen, während die Messer und Gabeln lebhaft klapperten, denn es sollten bestimmte sonntägliche Lektionen gelernt, der Sonntagsspaziergang beschlossen und auch die Pläne für die Woche besprochen werden. Während er zuhörte, dachte Nat, dass dieser Tag sehr angenehm werden würde, denn er liebte die Ruhe, und über allem lag eine heitere Art von Stille, die ihm sehr gefiel – denn trotz seines unsteten Lebens besaß der Junge die einfühlsamen Nerven, die zu einem musikliebenden Wesen gehören.

      "Auf jetzt, meine Freunde, erledigt eure morgendlichen Pflichten und macht euch dann bereit für die Kirche, bis der Bus kommt", sagte Vater Bär, der mit gutem Beispiel voranging, indem er ins Klassenzimmer ging, um die Bücher für den nächsten Tag vorzubereiten.

      Jeder kümmerte sich nun um seine Aufgabe, denn jeder Junge hatte tägliche Dienste zu verrichten, und es wurde erwartet, dass er diese pflichtbewusst erfüllte. Einige holten Holz und Wasser, fegten die Treppenstufen oder erledigten Besorgungen für Mrs. Bär. Andere fütterten die Haustiere und arbeiteten mit Franz im Stall. Daisy spülte die Becher und Demi trocknete sie ab, denn die Zwillinge arbeiteten gerne zusammen, und Demi war schon zu Hause beigebracht worden, sich nützlich zu machen. Sogar Baby Teddy hatte kleinere Dinge zu erledigen und trottete hin und her, legte Servietten zusammen oder schob Stühle zurück an ihren Platz. Eine halbe Stunde lang schwirrten die Burschen wie ein Bienenvolk umher, dann kam der Bus; Vater Bär, Franz und die acht älteren Jungs quetschten sich hinein, und los ging es mit der etwa fünf Kilometer langen Fahrt zur Kirche in der Stadt.

      Wegen des lästigen Hustens zog es Nat vor, mit den vier kleineren Jungs zu Hause zu bleiben, und verbrachte stattdessen einen fröhlichen Morgen in Mrs. Bärs Zimmer, hörte sich die Geschichten an, die sie ihnen vorlas, lernte das Kirchenlied, das sie ihnen beibrachte, und klebte anschließend in aller Ruhe Bilder in ein altes Album.

      "Das ist mein Sonntagsschrank", sagte sie und zeigte ihm Regalböden mit Fotoalben, Farbkästen, Zeichenblöcken, kleinen Tagebüchern und Schreibutensilien. "Ich möchte, dass meine Jungs den Sonntag lieben, dass sie ihn als einen friedlichen, wohltuenden Tag empfinden, an dem sie sich vom gemeinsamen Lernen und Spielen ausruhen können, aber auch stille Vergnügen genießen und auf einfache Weise Lektionen lernen, die wichtiger sind als die, die in der Schule gelehrt werden. Verstehst du mich?", fragte sie und beobachtete Nats aufmerksames Gesicht.

      "Sie meinen, gut zu sein?", sagte er nach einer Minute des Zögerns.

      "Ja, gut zu sein – und gerne gut zu sein. Es ist manchmal richtig schwer, das weiß ich sehr gut; aber wir helfen uns alle gegenseitig, und so machen wir Fortschritte. Das ist eine der Arten, auf die ich versuche, meinen Jungs zu helfen", erwiderte sie, nahm ein dickes Buch, das halb voll geschrieben zu sein schien, und schlug eine Seite auf, auf der oben nur ein Wort stand.

      "Aber das ist doch mein Name", rief Nat, der überrascht und gleichzeitig interessiert aussah.

      "Ja, ich führe eine Seite für jeden Jungen. Ich schreibe ein paar Dinge auf, wie er sich in der Woche betragen hat, und zeige ihn am Sonntagabend meine Aufzeichnungen. Wenn sie schlecht ausfallen, tut es mir leid und ich bin enttäuscht, wenn sie gut sind, bin ich froh und stolz; aber was immer da steht, die Jungs wissen, dass ich ihnen helfen will, und sie versuchen aus Liebe zu mir und Vater Bär ihr Bestes zu geben.

      "Da bin ich mir absolut sicher", sagte Nat, als er einen Blick auf Tommys Namen, dessen Seite seiner gegenüber lag, erhaschte und sich fragte, was wohl darunter geschrieben stand.

      Mrs. Bär bemerkte seinen Blick, schüttelte den Kopf und sagte, während sie ein Blatt umdrehte:-

      "Nein, ich zeige meine Aufzeichnungen nur demjenigen, den sie jeweils betreffen. Ich nenne dies mein 'Gewissensbuch'; und nur du und ich werden jemals wissen, was auf der Seite unter deinem Namen geschrieben steht. Ob du dich darüber freuen oder deswegen schämen wirst, wenn du am nächsten Sonntag darin lesen darfst, hängt von dir selbst ab. Ich denke, es werden freundliche Worte sein; auf jeden Fall werde ich versuchen, es dir an diesem neuen Ort leicht zu machen, und werde sehr zufrieden sein, wenn du unsere wenigen Regeln einhältst, glücklich mit den Jungs lebst und etwas lernst.

      "Ich werde es versuchen, Ma'am." In Nats schmalem Gesicht spiegelte sich die Aufrichtigkeit seines Wunsches, Mrs. Bär "froh und stolz" zu sehen, und nicht "traurig und enttäuscht". "Es muss viel Arbeit machen, über so viele Jungs zu schreiben", fügte er hinzu, als sie ihr Buch mit einem ermutigenden Schulterklopfen schloss.

      "Nicht für mich, denn ich weiß wirklich nicht, was ich lieber mag, das Schreiben oder die Jungs", sagte sie und lachte, als sie sah, wie Nat sie ob ihres letzten Wortes mit großem Erstaunen