entweder als bedeutsam verankert oder die Wirksamkeit bestehender Konsequenzen verringert oder vergrößert.
Der Prozess des Augmenting, der zu einem Adaptive Peak führt, zeigt, dass nicht alle psychologische Probleme mit Vermeidung zu tun haben. Viele Beispiele von wirkungslosem Verhalten sind Versuche, sich belohnenden Konsequenzen zu nähern. Die Patienten sitzen am Ende fest, weit weg von möglicherweise bedeutsameren Zielen. Recht haben wollen, Substanzen zur Leistungssteigerung konsumieren, intensive Wahrnehmungen haben oder alles unter Kontrolle haben wollen, sind Beispiele dafür, wo positive Verstärkung nur eingeschränkt zur Verfügung steht oder man einen hohen Preis dafür zahlt.
2.6 Sprache – Bedeutung in der Psychotherapie
2.6.1 Symbolische Beziehungen sind zentral für alle menschlichen mentalen Konzepte
Psychologie und Psychotherapie beinhalten viele Ideen über Mechanismen und Funktionen der menschlichen Psyche: Bewusstsein, Bedeutung, Sinn, Emotionen, Verstehen, Empathie oder Self-Compassion11 . Aus der Perspektive der Relational Frame Theory stehen diese Konzepte für psychologische Prozesse, die symbolische Beziehungen beinhalten. Wenn es der Leserin gelingt, diese Verbindung zu erkennen, kann sie die RFT-Prinzipien dafür nutzen, um zu verstehen, wie Entwicklung und Kontext symbolischen Verhaltens den spezifischen Fokus ihrer psychotherapeutischen Arbeit beeinflusst. Dies gilt unabhängig davon, welches therapeutische Verfahren sie anwendet.
Dieses Buch verfolgt nicht das Ziel, die Orientierung der Leser an bestimmten Verfahren zu ändern. Wir (die Autoren) selbst haben eine kontextuell-verhaltenstherapeutische Ausrichtung. Alle Verfahren der Psychotherapie haben Ideen zu psychischen Funktionen des Menschen, die zur Entwicklung wirksamer evidenzbasierter Therapien geführt haben. Alle diese Behandlungsmethoden sollten mit der Relational Frame Theory übereinstimmen – ansonsten wäre die Relational Frame Theory fehlerhaft.
2.6.2 Therapeuten können Sprache nicht vermeiden
Symbolische Beziehungen bestehen überall und sind für den Menschen von zentraler Bedeutung. Therapeuten können auch dann das Thema Sprache und Kognitionnicht vermeiden, wenn Sprache kein Schwerpunkt der verwendeten Behandlungsmethode ist. Es gibt Psychotherapiemethoden, die anstreben, Emotionen und Erfahrungen jenseits von Sprache zu erreichen. Die Relational Frame Theory erklärt, warum das möglicherweise eine gute Idee ist. Aber der Ansatz ist nicht deshalb gut, weil er Sprache und Kognition vermeidet, denn symbolische Beziehungen sind nicht nur »Worte« – es sind Beziehungen, die tief verflochten mit allem sind, was für Menschen bedeutungsvoll ist: Bilder, Erinnerungen und Körperwahrnehmung. Das Bewusstsein selbst beinhaltet symbolische Beziehungen. Symbolische Beziehungen bauen auf einer großen Zahl körperlicher und behavioraler Funktionen auf. Gleichzeitig ist der Mensch nicht nur durch symbolisches Handeln oder Exekutivfunktionen definiert. Dennoch können keine Therapiemethode und kein Versuch, menschliches Verhalten zu verändern, ohne eine gute Theorie über die Herstellung symbolischer Beziehungen erfolgreich sein.
Symbolisches Verhalten ist zunächst aus dem Kontingenzlernen hervorgegangen. Trotzdem nimmt es einen starken Einfluss auf alle Formen von Lernen. Symbolische Beziehungen können darüber entscheiden, was als Konsequenz, was als diskriminativer oder unbedingter Stimulus wirkt. Lassen Sie uns nochmals auf eines unserer Beispiele zurückkommen. Eine Person lernt, dass P > Q > R ist. Nun erhält die Person jedes Mal, wenn Q erscheint, einen unangenehmen elektrischen Reiz. Was wird wohl geschehen, wenn P erscheint? Wir kennen die Antwort: Die Person wird stärker reagieren, wenn P erscheint, als wenn Q erscheint, obwohl bei P niemals ein unangenehmer Reiz vorhanden war (Dougher et al., 2007). Diese Ergebnisse machen deutlich, dass kein noch so umfassendes Wissen über verhaltenswissenschaftliche Prinzipien ausreicht, um die menschlichen psychischen Funktionen zu verstehen, wenn symbolische Beziehungen nicht berücksichtigt werden. Das, was Menschen erlebt haben, ist wichtig – gleichzeitig können Therapeutinnen menschliches Verhalten nicht ausreichend verstehen, wenn sie nur die 520 Millionen Jahre alten Prozesse (operante oder klassische Konditionierung) oder solche, die noch älter sind (Habituation) berücksichtigen. Probleme bei Patienten beinhalten typischerweise eine Interaktion von symbolischem Verhalten und anderen erlernten und ungelernten Prozessen. Psychologische Diagnostik und Psychotherapie müssen also diese Wechselwirkungen berücksichtigen und konstruktiv in den therapeutischen Prozess einbeziehen.
2.6.3 Die Ergebnisse sind komplex, die Prozesse aber viel simpler
Aus der Perspektive der Relational Frame Theory bestehen symbolische Fertigkeiten darin, Beziehungen zwischen Ereignissen abzuleiten und ihre Funktionen mit Hilfe kontextueller Steuerung zu verändern. Das ist alles. Es ist also möglich, eine Vielzahl von Beziehungen herzustellen. Anschließend können Ereignisse in diese Beziehungen eingeordnet werden – ungefähr so, wie Fotos in Rahmen platziert werden können. Daher der Begriff Bezugsrahmentheorie. Im weitesten Sinn ist es das Ziel empirischer Methoden in der Psychotherapie, Therapeuten in die Lage zu versetzen, das Verhalten ihrer Patienten vorherzusagen, aber auch zu beeinflussen, was sie tun, und somit die Ziele der Therapie zu erreichen. Dieses Buch stellt sich der Herausforderung, die RFT als ein Werkzeug zu präsentieren, das Therapeuten in die Lage versetzt, genau dies zu tun, und zwar unabhängig davon, welche therapeutische Methode sie einsetzen. Wenn das gelingt, zeigen wir damit auch, dass die menschliche Komplexität möglicherweise einer nur kleinen und handhabbaren Anzahl relationaler Prozesse entspringt.
Der strukturelle Rahmen und die Werkzeuge, die wir aus diesen Prozessen ableiten, werden im nächsten Kapitel genauer beschrieben. Mit vielen der vorgestellten Techniken sind Sie möglicherweise bereits vertraut. Dies gilt jedenfalls dann, wenn Sie eine erfahrene und mit einer Vielzahl an Behandlungsmethoden vertraute Therapeutin sind. Das Ziel besteht nicht darin, eine neue Behandlungsmethode vorzustellen. Die Relational Frame Theory ist eine universelle Sprache, die Sie in die Lage versetzen soll, Techniken aus unterschiedlichen Psychotherapiemethoden in einen kohärenten strukturellen Rahmen zu integrieren. Damit können Sie mit größerer Sensibilität und Präzision Ihren Patienten Techniken anbieten, die funktionieren. Das Ziel ist, Sie dabei zu unterstützen, Sprache als therapeutisches Werkzeug einzusetzen, indem Sie die wissenschaftlichen Erkenntnisse aus der Relational Frame Theory anwenden.
2.6.4 Sprache verändert die Kontextsensitivität
Symbolische Beziehungen verändern die Funktion psychologischer Ereignisse und beeinflussen das Verhalten. Sie können die Sensitivität gegenüber Elementen des Kontextes vergrößern oder verringern. Eine einfache Anweisung wie: »Pass auf« richtet die Aufmerksamkeit auf eine potentielle Gefahr, verringert gleichzeitig die Sensitivität gegenüber anderen Erfahrungen, die in demselben Moment weniger relevant sind. Im therapeutischen Kontext kann die Therapeutin den Patienten auffordern, seine körperlichen Wahrnehmungen zu beobachten, oder darüber nachzudenken, was ihm im Leben wichtig ist. Diese symbolischen Interventionen werden genutzt, um die Sensitivität des Patienten gegenüber Schlüsselthemen in seinem psychologischen Leben zu verändern. Die Auswahl der Interventionen hängt davon ab, was im gegebenen Kontext am nützlichsten ist (z. B. Motivation zu erhöhen, Vermeidungsverhalten zu reduzieren).
Therapeuten setzen Sprache ein, um Veränderungsprozesse bei ihren Patienten zu unterstützen. Dabei müssen sie berücksichtigen, dass Sprache jedoch auch eine herabgesetzte Kontextsensitivität erzeugen kann. Dieses Phänomen hat sehr wahrscheinlich bereits bei der Entstehung und Aufrechterhaltung der psychologischen Probleme des Patienten eine wichtige Rolle gespielt. Die Anwendung von Regeln und Anweisungen kann hilfreich sein, wenn sie Patienten in die Lage versetzen, neues Verhalten schneller zu erlernen. Gleichzeitig können Regeln zu einer Generalisierung und Veränderungsresistenz von uneffektivem Verhalten führen. Wenn die Therapeutin Sprache aber so einsetzt, dass sie den Patienten auf Kontingenzen hinweist, die sein Verhalten beeinflussen (z. B. durch Fragen, aktives Zuhören oder Metaphern), dann kann er seine eigenen Schlüsse ziehen und Fertigkeiten erwerben, die auf eigener Erfahrung basieren. Er wird dadurch flexibler und selbstständiger (