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"Ein Wort, ein Satz…"


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      Das eine hat das andere befruchtet und notwendig gemacht, und das eindeutige Etikett – überflüssig.

      Im Übrigen will ich gar nicht so genau wissen, wer oder was ich bin.

      Es wäre nicht gut für meine Ohren.

       ich habe einen Idyllendichter

       in einem Steinhaus so lange

       mit Kehricht gefüttert und er

       narrt mich mit einer Blüte

       strenger Poesie!

      Dass ich mich nicht endgültig entscheiden muss, ist eine Freude, keine Schwäche.

      Sondern die kopflos brabbelnde Zukunft, die eben auch ein bunter Hund ist.

      Brauchen meine magischen verschwiegenen Schäfchen überhaupt Zukunft?

      Es belastet mich nicht, dass sie so eigensinnig sorglos sind.

       so lange schreit man Weihnacht! bis sie kommt

      Es braucht keine Ewigkeit, um Dauer zu fühlen.

      Die reine Dauer der Emotion ist selbstgenügsam.

      Ich liebe das Muster in allem, ich mag das Hybride, Unreine, Gesprenkelte, Gefleckte, Gescheckte, Geäderte, Gemaserte, Narbige, Gemischte, das universale Durcheinander, die Rumpelkammer des Weltalls.

      Ich mag es mit hinterlistiger Fröhlichkeit, dass die Gabeln und Messer aus völlig verschiedenen Sets stammen, Laken und Kissenbezüge aus unterschiedlichen Epochen meines Lebens.

      So schlafe ich mich durch meine alten Träume.

      Gemachte Betten haben mich nie interessiert.

      Brauchen die Schläfen jetzt den Schlaf? Eher selten.

      Jedes lebt sein Eigenleben.

      Alle meine Schafe sind gläubige goldene Buddhisten.

      Ob sie Dauer brauchen? Darin lauert doch nur Trauer.

      Es ist nicht ganz, was nicht bricht.

      Der Verlag ist ein Mithüter der kleinen rosigen Herde, und er ist bestimmt ebenso ein bunter Hund, der viele Tiere, jedenfalls: Lebewesen, zusammenhalten muss.

      Natürlich Schafe.

       sie gehn zu Tausenden – bewegen Beine

       mit zotteligen Knien wie aus Draht

       und schütteln sich: ein lockenhaftes Schäumen,

       den Losen gleich, in einem großen Rad.

      Bin dankbar, dass meine halluzinierenden Schafe zusammenbleiben dürfen, sonst wäre die Chaos-Herde noch unübersichtlicher.

      Aber sie wollen keinen Stall. Keine Enge.

      Oder dann: einen Stall aus Stille.

      Gehen in nassem, zottigem Fell durch die Landschaft meiner Vorstellung.

      Sie sind obdachlos, weil auch der Hirte keins hat.

      wir schlafen stehend, dichte Nacht,

       unter der Mütze, warm, aus Schaffell

      Ist der Lektor ein Mithirte, der vor sich hin summt, schneckenfühlerhafter Mindcontroller mit rotleuchtendem Stift, der weiß, dass die Schafe manchmal ausschweifen und deshalb Ermahnung brauchen?

      Keine Zügelung, aber den roten Hirtenstab des fluoreszierenden Schreibzeugs immer zur Hand.

      Schafe und Hirte, also Hund.

      Aber Dauer und Kontinuität?

      Nur in den Einbrüchen, den Aufbrüchen.

      Kopfunter schreiben, das wäre was.

      Einen Dichter liebe ich für diesen einen Vers:

       Ich hänge als Zwergfledermaus meines eigenen Ichs

      Wie Bücher ohne Ewigkeit, aber voller Dauer.

      Also nach dem Wirrwarr, den wir anstellen.

      Dem Wortkarneval.

      Dem Zeit-Heu auf den Gabeln.

      Es ist nicht ganz, was nicht bricht.

      Mögen die Hirten alt werden, die Schafe verjüngen sich immerzu.

      Jedes Buch ein Lamm mit vielen Seiten.

      Und es wird immer jünger.

      Der Hirte des Abschieds möchte Flügel bekommen.

      Die Schafe kreisen sowieso weiter.

      Es gibt ja noch den Hund.

      Wenn überhaupt.

      In meinen Träumen identifiziere ich mich noch mit jedem angefahrenen Straßenigel oder jedem geschlagenen Hund.

      In Mexiko auf einer staubigen Straße zwischen Uxmal und Mérida, unweit von Muna, ist mir einer mit glatter grauer Haut in vollem Galopp vor den Wagen gelaufen.

      Resthungrig!

      Aus dem verrückten Rückspiegel hinkend.

      Meine Seele steckte in ihm, also musste ich ihn suchen.

      Wie die Bilder entstehen, weiß später keiner mehr.

      Der Gläserne spricht mit dem Unsichtbaren.

      Sein Schweigen muss er für eine Stärke halten.

      Zum Gläsernen und Unsichtbaren tritt der Stumme.

      Lass die Hände sprechen, sie haben ihr eigenes Gedächtnis.

      Hallo, ist jemand da?

       bewohnt habe ich immer nur eine Stimme

       sie ist ein Zelt: wo alle Nacht sich verkriecht

       lass ich für dich schnurstracks! Herzblut blühen

      Dabei habe ich noch nicht vom Unsichtbarwerden gesprochen.

      Jetzt muss ich allein mit meinen Schafen reden, sie hegen und pflegen.

      Sie dürfen nicht vorlaut werden.

      Sie müssen ebenso gläsern werden wie der Hirte.

      Aber der Hirte hat einen Helfer, es ist der Bruder des Unsichtbaren.

      Nur hat er eine Stimme, also kann sie Rettung bringen.

      Als ob es nicht genug Geräusch gäbe, will ich die Stimme hören im Kradem der Welt.

       komm schon Stimme fernmelde dich

       sprich in den mobilen Hörer der gottgleich nackt

       auf dem Küchentisch liegt

      lûte dich heiteriu stimme daz dich die

      unmüezegen vernemen

       welche Unruhigen? wer wenn du wie ich?

       geh schon hervor süßer Ton

      ganc her vür süezer tôn daz

      die vernemenden dich loben

       winde dich : heb dich auf : wirble mit deiner Stille

       bring die Welt zum Schweigen

       allen Krachradaukrakeel

      hebe