brachten sie den ungewaschenen, todmüden Buben zu Bett. Jochen rollte sich zusammen wie ein Igel und schlief sofort wieder ein.
Siegfried Werner zog seine Frau in die Arme und strich ihr über das wirre Haar. Es gab manches, was sie einander zu sagen hatten. Doch das hatte nun Zeit, viel Zeit.
Im Bad schüttete Lilo verstohlen das Glas aus, in dem sich inzwischen ein dicker weißer Bodensatz gebildet hatte. Sie spülte das Glas gründlich unter dem Wasserhahn aus. Es ist besser, Siegfried erfährt es nicht, dachte sie und schämte sich, weil sie den Mut fast verloren und darüber das Glück versäumt hatte.
»Unser Leben wird viel schöner werden, Lilo«, flüsterte Siegfried ihr zu, als sie sich an seiner Seite ausstreckte. Sie nahm seine Liebe hin wie ein kostbares Geschenk.
*
Klaus Magnus und Gerda Ahlsen statteten dem Haus in der Kastanienstraße am Sonntag gegen Mittag einen Besuch ab. Gerda hatte darauf bestanden. Es war ihr sogar gelungen, Klaus junior zum Mitkommen zu überreden. Jetzt saß der Junge hinten im Wagen und hielt Heinrich, die Katze, auf seinen Knien.
Das, was die drei in dem hübschen Einfamilienhaus vorfanden, entsprach durchaus nicht dem düsteren Bild, das Gerda entworfen hatte. Lilo Werner sah aus wie das blühende Leben und sprühte vor Fröhlichkeit. Jochen verkündete laut und ungefragt, dass sich seine Eltern die Sache mit der Scheidung anders überlegt hätten. Siegfried Werner hielt sich etwas verlegen im Hintergrund.
Noch ehe die Besucher sich von ihrem ersten Staunen erholt hatten, stürzte sich Theobald, der Spitz, wütend auf Heinrich. Unter Gelächter wurde er gebändigt und hinausgebracht. Heinrich stand mit krummen Buckel und gesträubten Haaren neben ihrem kleinen Herrn.
»Es ist eine hübsche Katze«, sagte Lilo freundlich. »Ich freue mich, dass du sie behalten kannst, Klaus. Ich hätte mir das besser überlegen sollen.«
Klaus nahm das Friedensangebot an. »Sie kommt mit uns nach Südafrika. Und Tante Gerda auch. Tante Gerda wird unsere neue Mutti. Findest du das nicht prima?«
Fragend schaute Lilo zu Klaus und Gerda, die einander an den Händen hielten und ihr zunickten.
»Herzlichen Glückwunsch«, rief Siegfried Werner aus. Er war sehr erleichtert, dass nun alles ins Lot kam. »Wollen wir nun ein Gläschen auf die Zukunft trinken?«
Lilo holte die Gläser, und Siegfried ließ den Sektkorken übermütig knallen. An Rita Hellmann dachte er mit keinem Gedanken mehr.
*
Vier Wochen später waren Klaus und Gerda verheiratet.
Die kleine glückliche Familie trat den weiten Flug in die neue Heimat an. Klaus junior, der nun den Namen Magnus trug, musste von Sophienlust Abschied nehmen.
»Vergiss uns nicht«, sagte Nick und schüttelte ihm die Hand. »Übrigens finde ich, dass du eine tolle Mutti bekommen hast.«
»Sie hat Daddy und mich sehr lieb«, erwiderte Klaus und fasste Heinrichs Deckkörbchen fester. »Und wir haben sie natürlich auch lieb«, fügte er hinzu. Seine Augen leuchteten. Aus dem scheuen Jungen war ein fröhliches aufgeschlossenes Kind geworden.
Der Wagen fuhr ab, und die Sophienluster Kinder winkten so lange, bis nicht einmal mehr ein Staubwölkchen zu sehen war. Denise von Schoenecker stand zwischen Nick und Henrik.
Ihr Herz war von Dankbarkeit erfüllt. Wieder einmal konnte sie ein Kind in eine gute Zukunft entlassen.
»Südafrika«, seufzte Nick. »Klaus hat wirklich viel Glück.«
»Und Heinrich auch«, fügte Henrik hinzu.
»Aber in Sophienlust ist es eben doch am schönsten«, mischte sich Pünktchen ein. »Ich möchte gar nicht nach Südafrika.«
Nick überlegte. »Recht hast du«, erklärte er schließlich freimütig. »Ich würde es in Südafrika vor Heimweh nach Sophienlust kaum aushalten.«
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