alarmiert die anderen Panzer.
Deutsche im Panzergraben!
Von allen Seiten rollen die Sowjetpanzer heran, während sich in der Todesfalle ein Drama entwickelt.
Von den zehn Mann aus Lechners Gruppe sind vier tot, zwei leicht und zwei schwer verwundet. Der Rest stürzt im Graben zurück und stößt auf Lehmanns Gruppe, die den Lärm gehört hat und nun ihrerseits versucht, zurückzulaufen oder rechts weg aus dem verfluchten Graben zu kommen.
„Da vorn ist was passiert“, sagt Emmes zu seinen Leuten. Er ist mit seiner Gruppe noch am weitesten zurück.
„Nichts wie raus hier!“, keucht Willi und wetzt bis zum nächsten Ausstieg, der hundert Meter weiter zurückliegt.
Emmes, mit dem MG auf der Schulter, rennt hinter ihm her, die anderen ebenfalls.
Da kracht es wieder von links oben herab. Ein Panzer feuert in den Graben.
Zum Glück laufen die acht Mann im toten Winkel. Die Splitter der Panzergranate fauchen in den Beton, die MG-Garben prasseln und zischen hinter den Flüchtenden her.
Endlich haben sie den Ausstieg erreicht.
„Wohin jetzt, Emmes?“, keucht Willi.
„In die Stadt rein!“
„In die Stadt …?“ Willi zögert.
„Los – mach schon … renn, sonst ist alles aus!“, keucht Emmes und springt voran.
Willi bleibt Emmes auf den Fersen. Der taucht jetzt zwischen den zu Ruinen zerschossenen Häusern unter, läuft geduckt durch eine mit Schutt und Trümmern halb versperrte Gasse und hält schließlich in einem finsteren Torbogen, aus dem Brandgeruch weht. Willi stolpert heran und lässt sich niedersinken, wischt sich über das Gesicht und horcht.
Am Stadtrand krachen noch immer Panzerkanonen und heulen schwere Motoren. Dazwischen kleckert MG-Feuer. Jetzt rattert ein MG 42. Dann kracht es so laut, dass den beiden im Torbogen Hockenden Putz und Mörtel ins Genick fallen. Ein matter Blitz zuckt durch die Gasse.
„Jetzt haben s’ aan erledigt“, sagt Emmes.
Die beiden sind allein. Weiß Gott, wo die anderen sechs herumlaufen.
Es ist jetzt keine Zeit, darüber nachzudenken. Jeder muss sehen, wie er seine Haut retten kann.
Der hastige Atem der beiden verflacht.
„Pass auf, Willi“, sagt Emmes, „wir schaun jetzt, dass wir durchkommen. Zu zweit haben wir da mehr Chancen als mit dem ganzen Haufen.“
„Mensch“, flüstert Willi, „den müssen sie ganz schön durcheinander gebracht haben.“
„Ja, ganz schön“, murmelt Emmes und lehnt das MG an die Mauer, nimmt den Stahlhelm ab und setzt ihn daneben. „Wen wird’s alles erwischt haben?“
Sie schweigen.
Das Geschieße verstummt plötzlich, man hört mahlende Panzergeräusche.
Sowjetpanzer ziehen sich gewöhnlich dann zurück, wenn sie merken, dass der Gegner panzerbrechende Waffen besitzt. Das rumpelnde Geräusch verebbt. Nur noch der ferne Artilleriedonner hält an.
„Was jetzt, Emmes?“, fragt Willi ratlos.
„Na – was schon, Willi? Zu zweit werden wir tigern … wie die Füchs, immer schön die Ohren spitz halten. Irgendwo finden wir schon ein Loch, wo wir durchkommen.“
„Sollen wir nicht versuchen, die anderen zu finden?“
Der Steiermärker schweigt. Er wägt die Chancen ab. Sein klarer Kopf arbeitet ein paar Sekunden.
„Naa, Willi – bleiben wir allein. Ich hab das Gefühl, als wär das besser.“
Willi grinst. „Du hast einmal gesagt, im Krieg soll man sich nicht zu viel auf Gefühle verlassen.“
„Jetzt schon, Spezl – jetzt schon.“ Emmes sucht in den Taschen seiner gesteppten Tarnjacke nach der Feldmütze, findet sie und setzt sie auf. „Schmeiß die Hurratüt’n weg, Willi, wir brauchen sie nimmer. ’s MG lass ich auch da.“
„Du bist verrückt.“
„Dann schlepp du es, wenn du Lust hast.“
Als sie leise die Gasse entlangschleichen, bleibt das MG im finsteren Torbogen zurück. Nur mit einem Karabiner und einer 08 sind die beiden bewaffnet. Sie wollen ihren Weg aber nicht mit der Waffe, sondern mit dem Verstand und dem Glauben an ein bisschen Glück erkämpfen.
Ohne Nahrungsmittel, ohne Zagen treten sie ihre Flucht an und ahnen noch nicht, was ihnen bevorsteht, und wie lang der Weg sein wird, den sie eingeschlagen haben.
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