hatten und auf die Erfolge in den USA sowie die Möglichkeit zur Selbstfindung der teilnehmenden Frauen verwiesen. Obwohl wir das ursprüngliche Konzept mit Blick auf die kulturellen Bedingungen in Deutschland etwas veränderten, hätte ich damals besser entscheiden sollen, auf den Produktionsauftrag zu verzichten. Soziale Anerkennung durch eine selbstdefinierte Physis, mehr Freunde finden mit gestrafften Wangen und aufgespritzten Lippen: Das waren nach meiner Einschätzung fragwürdige Botschaften eines Unterhaltungsformats, die zudem das Risiko einer Imageschädigung für Sender und Produzent bargen. Wir haben The Swan nach einer Staffel beendet und nie wieder etwas Vergleichbares versucht.
Mein weiter Bogen von Holocaust bis The Swan zeigt zweierlei: wie komplex, vielfältig und unvermeidbar unsere Verantwortung ausfällt, wenn wir Geschichten für ein breites Publikum erzählen; aber ebenso, dass wir es hier nicht nur mit gesellschaftlicher Pflichterfüllung zu tun haben, sondern auch mit einem geschäftlichen Imperativ. Für mich steht es außer Frage, dass der langfristige Erfolg von Medienmarken maßgeblich von der Authentizität und Glaubwürdigkeit ihrer Inhalte abhängt. Gerade in der schier unübersichtlichen Angebotsvielfalt des digitalen Medienzeitalters ist das eine große Chance für zuverlässige Marken, die ein klares Profil haben. Ein Profil, das die soziale Verantwortung sichtbar mit einbezieht und das auf dem Boden eines klar umrissenen Wertekosmos steht.
Die UFA wird 100: Wolf Bauer und sein Nachfolger Nico Hofmann begrüßen im September 2017 Politgrößen wie Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, der die Festrede hält.
Filmkunst von Weltgeltung: Ernst Lubitschs Carmen (1918) mit Pola Negri und Fritz Langs Metropolis (1927) mit Brigitte Helm zählen zu den frühen Meilensteinen der alten Ufa.
Bewegte Bilder mit Wirkungsmacht: Das Experiment 4 Wochen ohne Fernsehen (1976) und die Serie Holocaust (1978) lenken Wolf Bauers Blick auf die Verantwortung der TV-Macher.
Früher Mentor: Hanns Werner Schwarze, Erfinder von Kennzeichen D und Leiter des Berliner ZDF-Studios von 1963 bis 1988, gibt dem jungen Wolf Bauer seinen ersten Job als Reporter.
Gemeinsame Erfolgssträhne mit Action-Comedy: Wolf Bauer und Dieter Hallervorden drehen 1985 im Rahmen ihrer »Didi«-Filmreihe Didi auf vollen Touren, hier am Set in Südfrankreich.
»Ich brauche mehr Details«: Die Verwechslungskomödie Didi – Der Doppelgänger (1984), in der Hallervorden einen Baulöwen und einen Kneipenwirt spielt, genießt bis heute Kultstatus.
Junge Zarin: Die 25-jährige Catherine Zeta-Jones spielt 1995 Katharina die Große in einer Produktion der UFA International, die Holocaust-Macher Marvin J. Chomsky inszeniert.
Filmerfolge auf Englisch: Die Thriller Contaminated Man (2000) mit William Hurt und Hostile Waters (1997) mit Rutger Hauer stehen für die Koproduktionsstrategie der UFA International.
Grundpfeiler der UFA-Strategie: 2002 kann die Unternehmensgruppe ihr 85-jähriges Bestehen mit 17 langlaufenden Programmmarken feiern. Als Wolf Bauer 2017 ausscheidet, sind es 26.
Großer Umsatzsprung: Über Jahrzehnte gehört die UFA zu den kleinen Produzenten. Das Wachstum beginnt 1991 und wird durch neue Genres im jungen Privatfernsehen ausgelöst.
Meilenstein: Deutschlands erfolgreichste Daily Soap, Gute Zeiten, schlechte Zeiten, feiert 2017 ihr 25-jähriges Jubiläum. Wolf Bauer stößt mit dem Ensemble darauf an.
Die Spötter irren: Zwar startet GZSZ (mit Frank-Thomas Mende, Angela Neumann, Andreas Elsholz) 1992 mit schwachen Quoten, wird jedoch bald für RTL zum systemrelevanten Format.
20 Jahre im Ersten: Obwohl das australische Vorbild eine nach 250 Folgen abgeschlossene Geschichte erzählt, bringt es Verbotene Liebe zwischen 1995 und 2015 auf 4.664 Episoden.
Explizit eskapistisches Genre: Mit Verliebt in Berlin (Sat.1) und Bianca – Wege zum Glück (ZDF) etabliert die UFA als erster Produzent ab 2004 Telenovelas im deutschen Fernsehen.
Kino fürs Fernsehen: Das 1998 gegründete UFA-Label teamWorx unter Leitung von Nico Hofmann wird zum Meister historischer TV-Events wie Dresden, das 2006 im ZDF läuft.
Konfrontation mit der eigenen Geschichte: Der teamWorx-Dreiteiler Unsere Mütter, unsere Väter regt 2013 einen Dialog zwischen Generationen über das Grauen des Krieges an.
Tragische Historie: Joseph Vilsmaier inszeniert für die UFA Fernsehproduktion den Zweiteiler Die Gustloff (2008), der vom Untergang des Flüchtlingsschiffs im Januar 1945 erzählt.
Friedlicher Widerstand: Veronica Ferres spielt im Zweiteiler Die Frau vom Checkpoint Charlie (2007) eine fiktionalisierte Version von Jutta Gallus, die gegen das SED-Unrecht protestiert.
Krimi-Dauerbrenner: Bis zum Serienfinale im Dezember 2020 bringt es SOKO München (mit C. v. Beau, B. Hein, G. Silberbauer, M. Husagic, J. Kiefer) auf stolze 42 Bildschirmjahre.
Primetime-Ermittlungen: Der Erfolg der Vorabend-SOKO führt dazu, dass 2001 zusätzlich die SOKO Leipzig (mit S.Schroeder, M. Marschke, M. Girnth, A. Mußul) am Freitagabend startet.