zu befreien«, versuchte der Butler die junge Dame zu beruhigen.
»Kann ich nicht mitfahren?« bat Kathy Porter. »Wenn ich hier untätig herumsitze und warte, werde ich noch verrückt.«
»Eine Entwicklung, die es zweifellos zu verhindern gilt, Miß Porter«, zeigte Parker Verständnis für ihr Anliegen. »Dennoch würde man es unter den obwaltenden Umständen begrüßen, wenn Sie sich bereitfinden könnten, eine andere Aufgabe zu übernehmen.«
»Welche denn, Mister Parker?«
»Unmittelbar nach der hoffentlich erfolgreichen Befreiung von Miß Auckhill plant Mylady, Mister Omar Ben Abbas ihre Aufwartung zu machen«, gab der Butler Auskunft.
»Das ist der Bursche, bei dem angeblich die anderen zwölf Mädchen untergebracht sind?« vergewisserte sich die junge Dame.
»So ist es, Miß Porter«, bestätigte Parker.
»Und das soll noch in dieser Nacht ablaufen?«
»Gewisse Anzeichen scheinen darauf hinzudeuten, daß das Schiff mit den jungen Damen an Bord vorzeitig auslaufen könnte, Miß Porter.«
»Dann ist wirklich Eile geboten«, meinte die attraktive Kathy. »Und was macht Lady Simpson im Moment, Mister Parker?«
»Mylady widmet sich der Pflege ihres Kreislaufs«, ließ der Butler verlauten.
»Und Sie befürchten, daß Mylady diese Pflege so gründlich betreiben könnte, daß sie im entscheidenden Moment nicht einsatzbereit ist, Mister Parker?«
»So könnte man die Bedenken, die meine Wenigkeit hegt, in der Tat umschreiben, Miß Porter.«
»Also soll ich Mylady wecken?«
»Wer anders als du könnte diese heikle Aufgabe übernehmen?« warf Rander spöttisch ein.
»Immer ich«, maulte Kathy Porter. »Bin ich denn Myladys Babysitter?«
»Du siehst das einfach zu eng, Kathy«, hielt der Anwalt entgegen. »Die Aufgabe erfordert eben ein Maß an Fingerspitzengefühl, das Männer nicht aufbringen.«
»Ich geh’ ja schon«, schickte Myladys Gesellschafterin sich ins Unvermeidliche und steuerte ihren Mini-Cooper an, der ein paar Schritte weiter am Straßenrand parkte.
*
»Schon geschlossen«, bemerkte Rander, als der Butler wenig später sein hochbeiniges Monstrum an der Diskothek »Flashlight« vorbeirollen ließ. Die Leuchtreklame über dem Eingang war verloschen. Das Gebäude machte einen verlassenen Eindruck.
Hinter der nächsten Straßenecke stellte Parker sein altertümliches Gefährt ab. Niemand begegnete den Männern, als sie sich zu Fuß der Hofeinfahrt näherten. Randers Armbanduhr zeigte inzwischen kurz nach zwei.
Schon von der Straße aus war zu erkennen, daß im rückwärtigen Teil des Hauses noch Licht brannte.
»Am besten würden wir wohl von der Hofseite her eindringen, Parker«, schlug Rander vor. »Dort gibt es einen Nebeneingang, durch den man direkt zu Marberts Büro und zu seiner Wohnung gelangt.«
»Auch meine bescheidene Wenigkeit würde den Weg über den Hof vorziehen, falls die Anmerkung erlaubt ist, Sir«, willigte Parker ein. »Allerdings sollte man unbedingt damit rechnen, daß Mister Marbert Wachposten aufgestellt hat.«
Der Hof selbst war von der Straße aus nicht einzusehen. Auf leisen Sohlen pirschten Rander und Parker durch die Toreinfahrt und spähten um die Ecke.
Die gepflasterte Fläche war unbeleuchtet. Im schwachen Lichtschein, der aus zwei beleuchteten Fenstern fiel, waren zwei parkende Autos zu erkennen.
»Doch keine Wache an der Tür«, flüsterte Rander und wollte schon weitergehen, aber der Butler hielt ihn am Arm zurück.
Wortlos deutete Parker auf einen der beiden Wagen, einen schwarzen Daimler. Sekunden später sah auch der Anwalt, wie in dem Fahrzeug ein rotes Fünkchen aufglomm und wieder verlosch.
Die Männer brauchten keine Worte, um sich zu verständigen. Parker bückte sich, hob einen Kieselstein vom Boden, drückte ihn Rander in die Hand und zeigte auf die Batterie von Mülltonnen an der gegenüberliegenden Hofseite.
Der Anwalt nickte und sah dem Butler nach, wie er lautlos von Mauervorsprung zu Mauervorsprung auf den Daimler zuglitt. Die Insassen saugten derweil ahnungslos an ihren Zigaretten. Selbst wenn sie in Parkers Richtung geblickt hätten, wären sie nicht aufmerksam geworden. Tiefe Schlagschatten verschluckten die schwarzgekleidete Gestalt des Butlers.
Bis auf wenige Schritte hatte Parker sich dem Wagen genähert, als Rander den kleinen Stein schleuderte. Klappernd hüpfte der Kiesel über die Deckel mehrerer Tonnen, ehe er mit leisem Klicken auf den gepflasterten Boden fiel und liegenblieb.
Das Geräusch war den Männern nicht entgangen. Angestrengt blickten sie zu den Mülltonnen hinüber, drückten ihre Zigaretten aus und entsicherten die Automatikwaffen, die auf ihren Knien lagen.
Parker hatte inzwischen ein kleines Kunststoffröhrchen aus der Tasche gezogen, das auf den ersten Blick an einen Kugelschreiber erinnerte. Mit zwei schnellen Schritten war der Butler neben dem Auto, verdrehte die beiden Hälften des Röhrchens gegeneinander und ließ seinen Gruß an die Wachmannschaft durch das halbgeöffnete Seitenfenster in den Wagen fallen.
Lautlos und unbemerkt, wie er gekommen war, tauchte Parker wieder im Schatten unter.
Währenddessen verteilte sich die glasklare Flüssigkeit aus dem Röhrchen auf dem Wagenboden und bildete eine kleine Pfütze, die schon im nächsten Augenblick eine außerordentlich heftige Verbindung mit dem Sauerstoff der Luft einging.
Dem unterdrückten Husten und Keuchen war zu entnehmen, daß der feine Nebel sich schon im Innenraum verteilt hatte. Ein Insasse versuchte mit letzter Kraft die Tür aufzustoßen und ins Freie zu gelangen, doch mitten in seinen Bemühungen verließen ihn die Kräfte.
Als Parker und Rander näher traten, waren die Männer schon ins Reich der Träume hinübergeglitten. Selig lächelnd lagen sie in den Polstern und atmeten friedlich.
Kurz entschlossen zogen der Butler und der Anwalt die schlummernden Wächter aus dem Wagen und wiesen ihnen Plätze in zwei fast leeren Mülltonnen an. Die Deckel sicherte Parker mit zähem Paketklebeband, von dem er stets eine Rolle bei sich führte.
Auch die Waffen verschwanden in einer Tonne, bevor Parker und Rander sich dem Gebäude zuwandten.
*
»Da oben liegt Marberts Privatwohnung«, erläuterte der Anwalt im Flüsterton und deutete auf das helle Fenster im zweiten Obergeschoß. »Das erleuchtete Fenster im Hochparterre muß zu seinem Büro gehören.«
»Möglicherweise sollte man versuchen, zunächst einen Blick durch das Bürofenster zu werfen, ehe man zu Mister Marbert vordringt, Sir«, schlug der Butler vor, und Rander nickte.
Parker erklomm die Sprossen einer Feuerleiter, die dicht am Bürofenster vorbeiführte. Eine Hand an der Leiter, neigte er sich langsam zum Fenster hinüber.
Der Mann am Schreibtisch, der dem Butler den Rücken zukehrte, mußte Disko-Chef Fred Marbert sein. Aber er war nicht allein. Der Besucher, mit dem er sich angeregt unterhielt, war in einen arabischen Burnus gekleidet. Ein dichter, schwarzer Vollbart und kleine, listig blinkende Augen prägten sein dunkelhäutiges Gesicht.
Bedächtig griff Parker in die linke Außentasche seines schwarzen Covercoats und zog ein Stethoskop heraus, wie Ärzte es zum Abhören ihrer Patienten verwenden. Vorsichtig drückte er die Gummimuschel mit dem hochempfindlichen Mikrofon gegen die Fensterscheibe, bis sie sich an der glatten Fläche festsaugte. Immer noch auf der Leiter stehend, steckte er sich die Hörer in die Ohren und lauschte auf die Stimmen, die nun klar und deutlich zu vernehmen waren.
»Hadsch Brahim hat dafür gesorgt, daß die ›Fatimah‹ vorzeitig ausläuft«, hörte Parker einen der Männer sagen. Dem fremdländischen Akzent nach mußte es sich um Marberts Besucher handeln.
»Ist