tut gut daran, auch die Banalitäten des Alltags in den Blick zu nehmen und sich damit zu beschäftigen, nicht zuletzt deshalb, weil der Alltag so ein wunderbarer Lehrmeister ist.
Du findest in den Erzählungen zum Tod von Jesus auch aufschlussreiche Aspekte zum Thema »Der Schatten des Meisters«. Als Jesus gekreuzigt wurde, hat er sich recht standhaft gehalten. Dann gab es einen Moment, als der Satz »Oh, mein Gott, warum hast du mich verlassen?« plötzlich aus ihm herausbrach. Er fühlte sich von Gott, von allen guten Geistern und von seinem höheren Selbst abgeschnitten. Die Essenz der Meisterschaft besteht darin, dass du dein Gott-Selbst vollkommen verkörperst und verinnerlichst. In dem Moment der Verkörperung deiner Göttlichkeit verschwindet Gott im Außen und du fühlst dich abgrundtief verlassen. Du nimmst das göttliche Licht, das dich umgibt, in dich auf, verbindest dich mit ihm und gehst damit in die goldene Schwingung über, in die Schwingung der Meisterschaft des Seins. Dann scheint es, als wäre alles um dich herum dunkel. Nichts mehr ist greifbar, auf das du dich stützen kannst. Alles, wonach du suchst, findest du jetzt nur noch in dir selbst. Antworten, Weisheit, Anerkennung und Liebe findest du jetzt nur noch in dir selbst. Das realisierst du in einem Moment des Loslassens und der Integration. Ich kann es auch den Moment des Umstülpens nennen, während dem du alles, was dich im außen getragen hat, nach innen holst. Wenn du in der Freiheit der Meisterschaft stehst, gibt es ja auch keine Vereinbarungen mit anderen Seelen mehr, die deinem Leben Struktur geben. In deiner Umgebung gibt es niemanden mehr, der mehr weiß als du. Es gibt niemanden mehr, der dir helfen kann. Die Erkenntnis, allein zu sein, konkretisiert sich in diesem Moment für dich und lässt dich erschrecken. Dann besinnst du dich auf deine eigene Kraft und darin besteht die Auferstehung im wahrsten Sinne des Wortes.
Auf der Ebene der Meisterschaft gelten paradoxe Wahrheiten. Wenn du frei von Karma, von Vorherbestimmungen und schicksalhaften Fügungen lebst, wenn du in deiner eigenen Dimension in vollkommener Freiheit lebst, erst dann können die Engel dir wirklich helfen. Erst dann ist ihnen vollkommener Zugriff auf dein Leben gegeben, wenn du es wählst. Wenn du also zustimmst, dass du dich nur auf dich selbst stützt und alles in dir findest, was du brauchst, dann können die Engel des Lichts und der Liebe, die geistigen Helfer und die Aufgestiegenen Meister, die Goldenen, dich wirklich unterstützen. Dasselbe gilt für die Menschen auf dem Weg in die Meisterschaft. Nur wenn sie wirklich annehmen können, dass der Weg in die Meisterschaft ein individueller Prozess ist, den jeder allein durchlaufen muss, dann können sie sich gegenseitig wirklich unterstützen.
Der allgemeingültige Schatten des Meisters ist die reine, pure Dunkelheit. Als Aufgestiegener Meister bist du ein Träger des Lichts. Du bist ein Träger der goldenen Energie und du leitest sie weiter. Durch deine Präsenz in einer goldenen Schwingung verwandelst du die Welt um dich herum. Es ist deine Aufgabe, der Kanal des Lichts zu sein. Solange du in der Dualität der Welt lebst, findest du dich allerdings in vollkommener Dunkelheit wieder. Die Begegnung mit der vollkommenen Dunkelheit lehrt den Meister, auf Bewertungen und ganz allgemein auf die Definition von Licht und Schatten zu verzichten. Er gibt sich der Dunkelheit hin und gibt sie damit auf, so dass er weiß, dass Licht und Schatten eins sind. Die Begegnung mit vollkommener Dunkelheit ist als Erfahrung zumindest gewöhnungsbedürftig. Du musst dich daran gewöhnen, auf dem Weg in die Meisterschaft in vollständige Dunkelheit, ins Nichts, in die Leere herein zu geraten. In aller Neutralität nenne ich diese Erfahrung den Schatten des Meisters. Wenn du in die Dunkelheit hineingehst, lernst du, sie zu lieben. Die Erfahrung der Dunkelheit vereint sich mit den Erfahrungen des Lichts. Du findest dann das Licht in der Dunkelheit. Du findest dort echte Visionen. Doch wenn sich das Nichts in deinem Verstand, in deinem Körper, sogar in deinem Herz ausbreitet, dann fühlt es sich für das menschliche Ich immer wieder trostlos und verzweifelt an. Dann versuchst du, dagegen anzukämpfen. Aber du darfst zustimmen, den allgemeingültigen Schatten der Meisterschaft wirklich anzunehmen. Das reine Nichts ist eins mit der Vollkommenheit des Seins. Das reine Nichts eröffnet dir neue Lösungen, die unvermittelt aus der Dunkelheit auftauchen. Du wirst erleben, dass in einem Moment der Enttäuschung, der Frustration, des Schreckens, der Angst das Nichts in dir erscheint und dann genau aus diesem Raum der Leere Geistesblitze und heilsame Gelassenheit auftauchen.
Bisher hast du, wenn sich in deinem Leben etwas Schwieriges ereignet hat, nach einer Lösung gefragt. Du hast dich selbst, andere Menschen oder die Engel um Unterstützung gebeten. Du hast dann eine Weile gebraucht, um Wege aus der Krise zu finden und dich wieder auszubalancieren. In der Zukunft wirst du erleben, dass der Moment der Enttäuschung und das Erscheinen ungeahnter neuer Potenziale sich vereinen. Diese Erfahrung ist verbunden mit einer Erfahrung von vollkommener innerer Leere und vollkommener Verlassenheit. So erschaffst du eine neue Ebene des Seins, auf der sich die neue Christusenergie entfalten kann. Das Nichts gebiert die goldene Schwingung. Du kannst einmal deine Aufmerksamkeit darauf richten, dass du die Erfahrung der vollkommenen Dunkelheit in zahlreichen Geschichten der Aufgestiegenen Meister findest. Universelles Licht und vollkommene Dunkelheit gehören zum Leben des Meisters als zwei Seiten einer Medaille. Die Dunkelheit löst sich immer wieder auf und dennoch verschwindet sie nicht. In der goldenen Schwingung der Meisterschaft verflüchtigt sich allerdings auch die vollkommene Tafelrunde der Seele. Du kannst an dem Beispiel von Jesus sehen, dass die Berührung mit absoluter Verlassenheit und der ganz physische Tod unter schrecklichen Umständen das Durchgangsportal in die Meisterschaft bilden.
Ich möchte dir mit meinen Worten auch die Angst vor dem Gefühl vollkommener Losgelöstheit nehmen. Du kannst diese Erfahrung auch Freiheit nennen. Du trittst in eine bisher nicht gekannte Schwingung der Freiheit ein. Auch auf energetischer Ebene warst du bisher daran gewöhnt, in Verbindung mit anderen zu leben, aber diese Verbindungen lösen sich auf.
Dass in dem Moment, in dem man dem Leid begegnet, auch neue Potenziale der Verwandlung auftauchen, erzählen auch viele der Heilungsgeschichten von Jesus. Jesus sieht einen gelähmten Menschen und sagt zu ihm »Nimm dein Bett und geh!« Beim Anblick des Gelähmten erteilt er ihm einfach den Befehl zu laufen. Er sieht das Potenzial, dass der Lahme seine Krankheit einfach loslassen kann, weil sie sich überlebt hat. So kann der Meister auch in seinem eigenen Leben in dem Moment der Frustration, der Angst und Ratlosigkeit sofort die Unendlichkeit der Potenziale sehen.
In der Geschichte waren die Aufgestiegenen Meister oft extremer Bedrohung ausgesetzt. Jesus wurde verfolgt und brutal getötet. Warum das geschah, kannst du dir sehr konkret vorstellen: Wenn jemand mit der Schwingung der Meisterschaft einem Menschen begegnet, dann passiert es automatisch, dass sich das Herz des Gegenübers öffnet. Sein Herz öffnet sich gleichzeitig für sich selbst und für die anderen. Wenn diese Herzöffnung bei der Begegnung mit dem Meister innerhalb weniger Sekunden stattfindet, dann wird die Seele auch überschwemmt von bisher ausgegrenzten Gefühlen. Wenn die Selbstliebe ansteigt, wird einem plötzlich bewusst, was man in der letzten Zeit erlitten hat. Man bemitleidet sich in diesem Moment selbst. Gleichzeitig eröffnet sich dem Menschen in der Begegnung mit dem Meister auch eine verstärkte Empathie für seine Mitmenschen, die ihn mit persönlicher Schuld konfrontiert. Man fühlt sich zum Beispiel auf einmal schuldig für die Machtspiele, die man in seinem Leben am Laufen hält. Dass einem gleichzeitig die eigene Misere und unterschwellige Schuld- und Reuegefühle ins Bewusstsein kommen, kann einen schon aus der Bahn werfen. Wenn er dann dem Meister, dem er begegnet ist, sein Unwohlsein anlastet, dann hat er sogar Recht. Unbewusst möchten die Menschen in diesem Moment unbedingt wieder ihr Herz verschließen und den alten Zustand der Verdrängung zurückgewinnen. Das kann dazu führen, dass sie den Aufgestiegenen Meister, dem sie begegnet sind, aus ihrem Leben verbannen möchten. In früheren Zeiten wurde dann der Prophet, der Seher, der Heiler oder der Meister umgebracht. In der heutigen Zeit passiert das nicht so schnell, aber es kann natürlich eine heftige Gegenreaktion geben. Wenn du ehrlich mit dir selbst bist, dann kannst du dich erinnern, schon oft Zurückweisungen erlebt zu haben, die du dir nicht recht erklären konntest. Du konntest in solchen Situationen wahrscheinlich immer wieder ein rettendes Ufer erreichen. Manchmal muss der Meister einfach eine Situation verlassen. Oft hast du dir sogar vorgegaukelt, dass du freiwillig das Feld geräumt hast.
Du darfst den spezifischen Schatten des Meisters annehmen und Sicherheit als Meisterattribut verkörpern. Du kannst dir selbst jetzt versprechen, deine Meisterschaft in vollkommener Balance zu leben. Der Meister ist sicher, weil er gleichzeitig vollkommen souverän und vollkommen vernetzt lebt. Wann du die Erde verlassen möchtest, entscheidest allein du selbst.