Michael Bussmann

Westböhmen & Bäderdreieck Reiseführer Michael Müller Verlag


Скачать книгу

einmieten kann: in einer Blockhütte im Böhmerwald beispielsweise oder in ei­ner familiären Pension auf der Hoch­ebene des Erzgebirges. Und auch an schmu­cken Kleinstädten mit viel Natur drum herum mangelt es nicht.

      Schlösser, Museen, Lost Places

      Die Kurbäder gleichen Frei­licht­museen. Drum herum, in den rauschenden Wäldern und auf dem bäuerlichen Lande gibt es aber noch eine ganze Menge mehr zu sehen. Sie werden überrascht sein!

      Nicht vergessen: Das Gros aller Museen hat montags geschlossen!

      Aschenbrödel und Schlossgeister

      Kein Wunder, dass die Tsche­chos­lo­wa­kei für ihre Märchen- und Kinderfilme mit Zwergen, Burgfräuleins, Rittern und Gespenstern so berühmt war - wo sonst findet man dafür so viele Kulis­sen? Kaum ein Hügel ohne Burgruine, kaum eine Stadt ohne Schloss und kaum ein altes Gemäuer, über das es kei­ne gru­se­li­ge Legende zu erzählen gä­be. Schlös­ser- und Burgenfreaks könn­ten ganze Jahre in Westböhmen ver­brin­gen, wä­ren viele Anlagen nicht ver­fallen, in Pri­vatbesitz oder zweck­ent­fremdet. Auf jeden Fall einen Aus­flug wert sind die Wasserburg Švihov (hier wurde Drei Nüs­se für Aschen­brö­del ge­dreht), die Burg Rabí (Rit­terfest im Som­mer), das Empire­schloss Kynžvart (mit einem Ku­rio­si­täten­ka­bi­nett), das Re­nais­sanceschloss von Horšovský Týn ( feudal, feudal!) sowie das Klos­ter Kladruby (eine der beein­dru­ckend­sten Klos­ter­an­lagen Böhmens).

      Orte wie aus dem Bilderbuch

      West­böhmen besitzt ein paar überaus ma­le­ri­sche Ortschaften abseits der gro­ßen Bä­der. Die bizarr-schöne Lage des Städt­chens Loket über der Eger zieht viele Aus­flügler an. Das im Wald versteckte Rabštejn nad Střelou besitzt nur 20 stän­dige Ein­woh­ner und bezeichnet sich daher selbst gerne als kleinste Stadt Mittel­europas. Im schmucken Bečov nad Tep­lou lohnt das Barock­schloss samt Reliquienschrein des Hl. Maurus einen Besuch. In der ehe­ma­li­gen Reichs­stadt Cheb, in Do­maž­li­ce , Kašperské Horý , Klatovy oder Kadaň begeis­tern Marktplätze mit perfekt restaurierten Bür­ger­häusern. Um die traumhaften Altstadtkerne grup­pieren sich zwar zuweilen uni­forme Betongürtel - aber was ist schon ohne Makel.

      Auf Goethes Spuren

      Zählt man all seine 17 Kuraufenthalte zu­sammen, verbrachte Johann Wolf­gang von Goethe rund drei Jahre in West­böh­men. Das Ergebnis: 326 Goethe­-Ge­denk­tafeln und 18 Goethe-Denk­mäler! So wundert es nicht, dass das städ­ti­sche Museum von Marienbad auch als Goethe­-Gedenkstätte dient. In Marien­bad ver­lieb­te sich der damals schon be­tagte Dich­terfürst 1823 un­glücklich in die gerade mal 19-jährige Ulrike von Levetzow. In Karlsbad lädt das „Kleine Ver­sailles“, seinerzeit Goe­thes Stammlokal, zur Einkehr ein. Oder be­stei­gen Sie den Kammerbühl, einst ein Feuer speiender Vulkan, heute ein harm­lo­ses Hügel­chen. Goethe er­forsch­te ihn in seiner Funktion als Na­tur­wis­senschaftler. Und in Pilsen schließ­lich kann man sich auf die Suche machen nach der witzigen Gedenktafel mit der In­schrift: „In diesem Haus hat Johann Wolfgang von Goethe nie gewohnt, nie über­nachtet. Er blieb nie hier stehen und trank in diesem Haus niemals eine einzige Tasse Kaffee.“

      Die besten Museen im Überblick

      Kunstgalerie in Karlsbad: Josef Čapek, Emil Filla & Co - hier begegnet man den Big Names der tschechischen Kunst­szene des frühen 20. Jh.

      Retro Muzeum in Cheb: Hier wird tsche­choslowakischer Alltag liebevoll dokumentiert. Nebenan gibt es mit der Galerie der bildenden Kunst ein wei­teres sehenswertes Museum.

      Brauereimuseum in Pilsen: Das meist­besuchte Museum Pilsens.

      Katakomben in Kla­tovy: Kein Muse­um im eigentlichen Sinn, sondern ei­ne gruselige Aus­stel­lung von ca. 30 Mu­mi­en in der Krypta der Kirche am Markt­platz.

      Bergsynagoge in Hartmanice: Die klei­ne Dorfsynagoge be­her­bergt eine span­nen­de Aus­stellung zum einstigen deutsch-jüdisch-tschechischen Leben.

       Lost Places

      Kaiserbad in Karlsbad: Das einst präch­tigste Kurbad der Stadt steht seit 1990 leer. Während seiner Restaurierung sind Besuche erlaubt.

      Kyselka: Im 19. Jh. ein kleiner, feudaler Kurort, heute ein spannender Lost Place, wo noch immer Quellen spru­deln.

      Barocke Reitschule und Kirchenruine in Světce: In einem stillen Vorort von Ta­chov wartet ein Schmankerl auf Freun­de der Ruinenliebe.

      Schlossruinen in Podhradí: Reste von Ummauerungen und Terrassen, dazu Kel­lergewölbe, in denen es spuken soll.

      Klosterruinen in Pivoň: Im tsche­chi­schen Wald gammeln die Relikte eines einst gewaltigen Klosters vor sich hin.

      Spa & Spaß

      Tschechen sind sportverrückt und außerdem überaus natur­ver­bunden. In Mas­sen bevöl­kern sie in den warmen Mona­ten die Wanderwege und im Win­ter die Loi­pen und Skilifte der Mittelgebirge.

      Sportequipment wie Fahrräder (auch E-Bikes) oder Skier kann vielerorts geliehen werden und muss nicht mitgebracht werden. Verleiher sind in vielen der entsprechenden Orts­kapitel aufgeführt.

      Schnabeltasse und Moorpackung

      Die böhmischen Bäder haben gegen je­des Leiden ein mehr oder weniger fies schmeckendes Quellwässerchen parat. Erfolgreich werden zudem balneo­thera­peu­tische Behandlungen, Re­ha­bi­li­ta­tions­pro­gramme und Schön­heits­ope­ra­tio­nen durchgeführt. Ein außer­ge­wöhn­licher Reichtum an Naturheil­quel­len, Quellgas, Heilschlamm so­wie unterschiedlichsten Mineralwässern und dazu eine jahrhundertealte Kur­tra­di­tion haben dem Bäderdreieck den Ruf eines Kurparadieses eingetragen.

      Da die Kurgastzahlen rückläufig sind - übrigens ein weltweiter Trend -, setzt man in den Kurorten mehr und mehr auch auf Beauty- und Wellness­ange­bo­te. Der Rückgang der Kurgastzahlen ist übrigens der medizinischen Ent­wick­lung geschuldet. Gegen so man­che Lei­den, die in den Heilbädern früher über Wochen behandelt wurden, helfen heu­te Medikamente oder Reha-Einrich­tun­gen ums Eck. Mehr zum Kuren .

      Weite Wälder, weite Felder. Zum Rad­fah­ren und Wandern laden v. a. der Kai­serwald, das Erzgebirge und der Böh­merwald ein. Insbesondere Letzt­ge­nann­ter hat vielerorts noch nichts von seinen verwunschenen Reizen ver­lo­ren, die Adalbert Stifter (1805-1868) in sei­nem literarischen Werk verewigte. Da die Tschechen selbst mit Be­geis­te­rung per pedes oder Rad ihre Heimat er­kunden, sind die Wege bestens mar­kiert.

      Die schönsten Radwege verlau­fen rund um die Kurorte, entlang der Fluss­täler und durch den Böhmerwald. Der bekannteste Radweg der Region ist der rund 300 km lange Egerradweg (in Tsche­chien durchgängig mit Nr. 6 mar­kiert), der von der Egerquelle im bay­e­ri­schen Fichtelgebirge bis nach Lito­mě­řice führt, wo die Eger in die Elbe fließt. In West­böh­men passiert er Cheb, Lo­ket, Karlsbad und Kadaň. Mehr Tipps und Infos zum Radfahren .

      Zum Nationalsport wurde Wandern während der kommunistischen Ära (außerhalb des eigenen Landes konnte man ja nicht viel erkunden). Dem­ent­spre­chend durchziehen das Land per­fekt markierte