Stephanie Aurelia Staab

Odenwald Reiseführer Michael Müller Verlag


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gibt es also nicht, aber gut verteilt zahl­reiche architektonische und kul­tu­rel­le Kost­bar­kei­ten. Besuchermagnet ist die Mathil­den­hö­he mit ihrem be­rühm­ten Jugend­stilensemble, das zwi­schen 1901 und 1914 ent­stand und auf dem Weg zum UNESCO-Welt­kul­tur­erbe ist.

      Wei­te­re High­lights sind das wie­der­auf­ge­bau­te Re­sidenz­schloss, das Prinz-Georg-Pa­lais, die Oran­gerie oder das Jagd­schloss Kra­nich­stein. Eine archi­tek­tonische At­trak­tion neu­e­ren Datums ist die Wald­spirale von Frie­dens­reich Hun­dert­was­ser im Bürger­park­viertel. Eine ausge­spro­chen auf­fäl­li­ge Form hat auch das Wis­senschafts- und Kon­gress­zentrum darm­stadtium - die Darm­städ­ter ha­ben es „Schepp’ Schach­tel“ (schie­fe Schachtel) getauft.

      Im be­nach­barten Herrngarten ge­nie­ßen auf den Wie­sen viele, überwiegend jun­ge Leute den­ Sonnenschein. Im Pla­tanenhain auf der Ma­thil­denhöhe und in der Orangerie tref­fen sich Boule-Spie­ler, im­ Prinz-Emil-Gar­ten pickni­cken Familien, Spazier­gän­ger zieht es an Wo­chen­enden auf die Rosenhöhe, das an­gren­zende Ober­feld oder auf die Lud­wigs­höhe. Im Süden und Osten der Stadt er­öff­net sich zudem der Oden­wald. Darm­stadt ist von einem groß­zü­gi­gen Stadt­wald umgeben, der aller­dings durch den Dürre­sommer 2018 ziem­lich gelitten hat.

      Auch kulturell betrachtet, kann sich Darmstadt herzeigen: Jazzfreunde kom­men voll auf ihre Kosten. Das Jazz­insti­tut im historischen Kavaliers­haus in Bessungen genießt einen Ruf, der über Deut­schlands Gren­zen hinaus­reicht. Re­gel­mäßig lädt das In­ter­na­tio­nale Mu­sik­ins­titut Darmstadt Mu­siker aus aller Welt zu den Darm­städter Fe­rien­kur­sen ein. Und dazu gibt es Thea­ter und Kon­zerte - im späten Frühjahr und Som­mer auch Festivals - für jeden Ge­schmack.

      Was anschauen?

      Mathildenhöhe: der kul­turelle Hö­he­punkt der Stadt. Das Jugend­stilen­sem­ble mit dem mar­kan­ten Hoch­zeits­turm, dem Museum Künstler­ko­lo­nie und den dazu­gehörigen Häu­sern ist einzig­artig.

      Rosenhöhe: Die letzte Ruhestätte der groß­herzog­li­chen Fa­mi­lie ist zugleich ein herrlicher Land­schafts­park mit schö­nem Rosari­um und imposanten Bäu­men wie der Blut­buche, dem Kali­for­nischen Mam­mut­baum oder der Gur­ken-Magnolie.

      Hessisches Landesmuseum: Hier kann man auf Zeitreise gehen und die Viel­falt der Welt erleben - von der Ur-Geschichte bis in die Moderne, vom Mas­to­don bis Beuys ...

      Ludwigshöhe: Versteckt im Wald hat man den schöns­ten Blick über die Stadt - bis nach Frank­furt und in den Tau­nus. Bei Ver­an­staltungen kann man mit­unter auf den Ludwigs­turm stei­gen. Dort reicht der Blick bis in den Pfäl­zer­wald und die Vo­ge­sen.

      Was unternehmen?

      Baden à la Jugendstil: ein altes Volks­bad aus der Jugendstilzeit neu inter­pretiert: In der modernen Bade- und Sauna­land­schaft lässt es sich genuss- und stilvoll ent­spannen.

      Mitfeiern beim Heinerfest: Wer die Darmstädter in ih­rem Element erleben will, sollte die Stadt am ersten Juli-Wochenende be­suchen.

      Besuch im Kikeriki-Theater: Seit 1979 bespaßt das außergewöhnliche Pup­pentheater klei­ne, aber vor allem große Zuschauer. Stü­cke für Erwachsene sind z. B. „Faust“, „Nos­fe­ratu“ oder das „Ur-Rum­pelstilzje“ - neu interpretierte Klas­siker und Märchen, oft auf Süd­hes­si­sch, gelegentlich zotig, aber immer lustig.

      Wandern am Sieben-Hügel-Steig: Auf ihm kann man in Darmstädter Sehens­wür­digkei­ten und den Stadtwald ein­tau­chen. Der 13 km lange Wander­weg führt u. a. über die Rosenhöhe, die Lud­wigshöhe und Eberstädter Streu­obst­wiese. → www.wanderbares-deutschland.de/touren

      Wo ausgehen?

      Die Menschen in Darmstadt gestal­ten ihre Stadt gerne mit und bereichern so das Angebot, insbesondere das kul­tu­relle. In nahezu allen Stadtteilen gibt es Bühnen für Konzerte, Theater oder Ka­barett. Wer einfach nur das pure Nacht­leben ken­nenlernen will, findet vor allem im Martinsviertel und natürlich in der In­nen­stadt viele Bars und Kneipen.

      Darmstadt wurde im 8. oder 9. Jh. vermutlich von den Franken gegrün­det und als „Dar­mundestat“ gegen Ende des 11. Jh. erst­mals ur­kundlich erwähnt. Wie der Na­me entstand, ist bis heute nicht geklärt.

      Die Mathildenhöhe mit ihrem reizvollen Jugendstilensemble

      Eine frühe Deutung aus dem 19. Jh. ver­mu­tet, dass ein Wildhübner (Forst­beamter) namens Darimund oder Dar­mund die Siedlung gegründet hat, der im Wildbann Dreieich die kaiserlichen Jagd­rechte wahrte. Die neuere For­schung nähert sich der Namens­ent­ste­hung auf etymologi­sche Weise: Danach steht „stat“ für Stätte und „munde“ bzw. „mundi“ für Schutz oder Schutz­ver­hältnis, also ein „Ort mit Schutz­funk­tion“. Viel gerätselt wird wei­ter­hin über den Wortbestandteil „dar“.

      Der Ort gewann an Bedeutung, als 1259 der Bischof von Würzburg sowohl Darm­stadt als auch das benachbarte Bes­sungen an die Grafen von Katze­neln­bogen als Le­hen gab. Als kirchli­ches Zentrum spielte Bessungen zu die­sem Zeitpunkt allerdings die wich­ti­ge­re Rolle. Die Grafen bevorzugten je­doch Darmstadt und erbauten an der Stel­le, an der sich heute das Schloss be­findet, eine Wasserburg.

      1479 starb das Geschlecht der Kat­ze­neln­bogener aus und die Landgrafen von Hes­sen betraten die geschichtliche Büh­ne. Ihr Herrschaftsschwerpunkt lag zu­nächst in Kas­sel und Marburg. Erst als Landgraf Philipp der Großmütige 1567 starb und seine Besitztümer unter sei­nen vier Söhnen aufgeteilt wurden, er­lebte die Stadt eine enorme Ent­wick­lung. Der jüngste Erbe, Georg I., baute Darm­stadt zu seiner Resi­denz aus und von da an trug die Landgrafschaft den Na­men Hessen-Darm­stadt. Er ließ das Hes­sische Ried für den Ackerbau nutz­bar machen und verbesserte die Was­ser­versorgung. Die Stadt vergrößerte sich und die ehemalige Burg verwan­del­te er in ein prächtiges Renaissance­schloss, das im Laufe weiterer Gene­ra­tio­nen Stück für Stück vergrößert wur­de.

      Die schönen Künste fassten in Darm­stadt Fuß, als Elisabeth Dorothea von Hes­sen-Darm­stadt 1678-88 die vor­mund­schaftliche Regierung für ihren Sohn Ernst Lud­wig­ übernahm. Sie ließ das erste Darmstädter Theater bauen. Noch größeren Ein­fluss­ auf das kultu­rel­le Leben nahm allerdings Karoline Hen­riette von Hessen-Darm­stadt. Sie hol­te u. a. Merck, Herder und den jun­gen Goethe in ihren „Kreis­ der­ Emp­find­samen“ und machte die Stadt da­mit zum intellektuellen Zentrum. Goe­the gab ihr gar den Beinamen „Die gro­ße Landgräfin“. Auch Matthias Clau­di­us verweilte eine Zeit in der Stadt und schrieb hier sein berühmtestes Ge­dicht, „Der Mond ist aufgegangen“. Ka­ro­line Hen­riettes Mann und Regent der Stadt, Lud­wig IX., hielt es dagegen eher mit dem Militär. Er zog in Kriege, grün­dete Pir­masens, das­ von ihm zur Gar­ni­sons­stadt ausgebaut wurde, und be­glückte auch Darmstadt mit einem Exer­zier­haus.

      1806 trat die Landgrafschaft