HENRY VAN DE VELDE
MEINE JAHRE
IN WEIMAR
Erinnerungen
1901–1917
Inhaltsverzeichnis
Weimar I - Auf der Höhe des Schaffens
Das »Kunstgewerbliche Seminar«
Inspektionsfahrten mit der Großherzoginmutter
»Laienpredigten« und Folkwang-Museum
Geistiges Leben in Schloß Belvedere
Schiffsbaupläne und Orientreise für die »Hamburg-Amerika-Linie«
Gründung des »Deutschen Künstlerbundes« 1903
Das tragische Ende der Großherzogin
Das Projekt eines Theaters für Louise Dumont
1905 in Paris – Gordon Craig in Weimar
Weimar II - Entscheidende Arbeiten und Ereignisse
Die Künstlerbund-Ausstellung in London 1906
Polemik um die Dresdner Kunstgewerbe-Ausstellung 1906
Die Weimarer Kunstgewerbeschule
Weimar III - Enttäuschungen und Katastrophe
»Théâtre des Champs-Elysées« in Paris
Zusammentreffen mit Gabriele d’Annunzio
Vor Beginn des Ersten Weltkrieges
Ein geplantes Nietzsche-Denkmal
Rücktritt, Kriegsbeginn und Ende der Weimarer Zeit
Das Ende der deutschen Periode
DIE BERUFUNG NACH WEIMAR
Inzwischen bahnten sich Ereignisse an, die meinem Leben und meiner Arbeit eine neue Wendung gaben.
Im Jahre 1901 hatte Wilhelm Ernst in Weimar als Nachfolger seines Großvaters, des Großherzogs Karl Alexander, den Thron bestiegen. Der junge Fürst war für die Bevölkerung von Sachsen-Weimar wie auch für ganz Deutschland ein unbeschriebenes Blatt. Als Leutnant der Potsdamer Garnison stand er völlig unter preußisch-militärischem Einfluß, dem die älteren regierenden Fürsten dreißig Jahre nach der Gründung des Deutschen Reiches immer noch mit gemischten Gefühlen gegenüberstanden. Zu Lebzeiten Karl Alexanders, der gerne daran erinnerte, daß er als Kind auf Goethes Knie gesessen hatte, kümmerte sich kein Mensch in Weimar oder gar in den intellektuellen Kreisen Deutschlands um den jungen Mann, der nun das schöne, aber schwere Erbe zweier außergewöhnlich ruhmvoller kultureller Epochen