R.L. Stine

Fear Street 53 - Eingeschlossen


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kleinen Landgasthäuser? Mir ist so kalt, dass ich wie eingefroren bin, Douglas. Ich fühle mich echt wie betäubt.“

      „Vielleicht sollte ich kurz anhalten und dir eine Massage geben“, sagte Douglas und grinste frech.

      „Ich meine es ernst!“, protestierte Shannon.

      Ich starrte immer noch aus meinem Seitenfenster.

      Als ich wieder nach vorne schaute, sah ich einen Lastwagen auf uns zukommen.

      Es war ein riesiger roter Umzugswagen. Trotz des Schneetreibens konnte ich ihn durch die Windschutzscheibe erkennen.

      Und dann lief alles wie in Zeitlupe.

      Der LKW hupte; es war ein tiefes Dröhnen, das zusätzlich vom Schnee gedämpft wurde.

      Er steuerte direkt auf uns zu.

      Die Straße war schmal – zu schmal, um aneinander vorbeizufahren.

      Douglas trat auf die Bremse. Wir kamen ins Schleudern, und das Auto rutschte direkt in die Fahrspur des Lastwagens.

      Ich presste die Augen zu.

      Wieder hörte ich das Hupen des Lastwagens. Diesmal war es viel lauter. Der Lärm war ohrenbetäubend und ließ meine Knochen vibrieren. Ich klammerte mich an die Rücklehne von Shannons Sitz und bereitete mich auf den Zusammenstoß vor.

      Doch dann spürte ich nur das Dröhnen des LKWs, als er an uns vorbeirollte.

      Es war, als hätte der Seitenwind des Lastwagens unser Auto aus dem Weg gedrückt.

      „Jetzt kann uns nichts mehr passieren!“, erklärte Douglas mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht.

      Das Auto rollte noch ein paar Meter weiter, dann fing der Motor an zu stottern, und wir blieben endgültig stehen.

      3

      Keiner rührte sich. Dann fingen wir an, alle durcheinander zu reden.

      „Wir haben genug Benzin“, sagte Douglas und betrachtete prüfend die Benzinanzeige. „Also kriegen wir das Auto wieder in Gang.“

      „Versuch es“, schlug Marc vor und steckte den Kopf zwischen die Vordersitze, um auf das Armaturenbrett zu schauen. „Wenn es nicht anspringt, steige ich aus und schau mir den Motor an. Wie ich schon gesagt habe, ich kenne mich gut mit Autos aus.“

      „Hey, kümmere dich um deine eigenen Angelegenheiten, Mann. Ich weiß, was ich tue“, fauchte Douglas und sah Marc wütend an.

      Marc lehnte sich zurück und hob entschuldigend die Hände hoch. „Ich will doch bloß helfen, Boss.“

      „Das kannst du am besten, indem du die Klappe hältst!“, gab Douglas zurück.

      „Douglas, reg dich ab“, sagte Shannon und versetzte ihm einen harten Schulterstoß. „Lass es nicht an Marc aus.“

      Douglas war zwar schon von Natur aus ein Hitzkopf, doch jetzt war er noch gereizter als sonst. Wer konnte es ihm übel nehmen?

      „Ich komme nie mehr heim, nie mehr!“, heulte Shannon.

      Ich streckte die Hand aus und tätschelte ihre Schulter, um sie zu beruhigen. Sie zitterte am ganzen Körper.

      Douglas versuchte wieder, den Wagen zu starten. Ein lautes, heiseres Knirschen ertönte. Der Motor hustete ein paarmal – dann sprang er an.

      Das Aufheulen des Motors war eines der angenehmsten Geräusche, die ich jemals gehört hatte. „Vielleicht sollten wir anhalten und uns noch ein paar Pullover und warme Sachen überziehen“, schlug ich vor.

      „Ich will nicht noch einmal anhalten“, sagte Douglas verärgert und starrte geradeaus. „Ich habe Angst, dass der Motor wieder ausgeht, und dann würdet ihr Weicheier richtig ausflippen.“

      „Sieh dir die Temperaturanzeige an“, sagte Marc und runzelte besorgt die Stirn. „Der Motor ist überhitzt. Da liegt das Problem.“

      „Danke für die brillante Analyse, Herr Automechaniker“, antwortete Douglas sarkastisch.

      „Überhitzt? Wie kann sich etwas in dieser Kälte überhitzen?“, stieß Shannon aus.

      Marc ignorierte Douglas’ Feindseligkeit. „Wir werden nicht weit kommen“, verkündete er düster.

      „Es muss hier irgendwo ein Dorf geben“, jammerte Shannon. „Sie hätten doch keine Straße gebaut, wenn die nicht zu einer Ortschaft führen würde, oder?“

      Der Himmel verdunkelte sich. Es schneite immer noch, und die riesengroßen Schneeflocken wurden vom Wind in alle Richtungen geblasen. Ich konnte nichts mehr außer hohen Kiefern erkennen. Nichts, außer weiß bedeckten Kiefern, die sich ins Unendliche erstreckten.

      Wieder stotterte der Motor. Douglas gab Vollgas.

      „Ich fürchte, ich habe mich wohl in der Straße geirrt“, sagte Marc. Er starrte aus dem Fenster und schützte seine Augen vor dem grellen Licht, indem er die Hand über die Stirn hielt. „Sie ist auch nicht besser als die Bundesstraße.“

      „Wenigstens sind wir aus dem Gebirge heraus“, sagte ich, um etwas Aufmunterndes beizusteuern.

      „Aber wir sind nirgendwo“, protestierte Shannon. „Wir sind im Niemandsland!“

      „Wartet einen Augenblick!“, rief Marc. Seine plötzliche Aufregung ließ uns zusammenzucken. „Da oben im Wald steht ein Haus. Wir sollten anhalten.“

      „Was? Aber wir müssen doch heute noch nach Hause kommen“, gab Douglas zurück. Trotzdem bremste er und hielt an, ohne den Motor abzustellen.

      „Mit diesem Auto werden wir es nicht schaffen“, sagte Marc nüchtern, während er mit seinen Augen den Wald absuchte. „Damit werden wir irgendwo mitten in der Pampa stecken bleiben. Und dann könnten wir sogar erfrieren.“

      „Das bin ich längst“, sagte Shannon und steckte die Hand in ihre Stiefel, um sich die Füße warm zu reiben.

      „Marc hat recht“, stimmte ich zu. „Es wird bald dunkel werden. Ich habe überhaupt keine Lust, auf dieser verlassenen Landstraße ohne Heizung, Essen oder sonst was stecken zu bleiben.“ Ich wandte mich Marc zu. „Wo ist das Haus?“

      „Dort oben.“ Er zeigte auf einen bewaldeten Hügel. Von meinem Platz aus konnte ich nur Schnee und Baumstämme erkennen. Es überraschte mich, dass Marc es von der Straße aus überhaupt entdeckt hatte.

      „Das Haus steht oben auf dem Hügel. Sieht aus wie eine Skihütte oder so was. Es wirkt ziemlich groß“, sagte er. „Sicher groß genug, um uns für die Nacht aufzunehmen.“

      „Und die Leute haben bestimmt ein Telefon“, sagte ich aufgeregt. „Wir könnten unsere Eltern anrufen und ihnen sagen, wo wir sind.“

      „Das ist das Ende“, sagte Shannon düster. „Mein Leben ist vorbei.“

      „Warum bist du dir so sicher, dass die Leute uns aufnehmen werden?“, fragte Douglas Marc herausfordernd.

      „In dieser Gegend sind die Leute sehr gastfreundlich“, antwortete Marc. „Ich hab euch doch gesagt, dass ich hier aufgewachsen bin. Ich weiß noch, wie nett hier alle waren, als ich noch klein war. In so einem Schneesturm würde uns keiner die Nase vor der Tür zuschlagen.“

      „Es ist wohl einen Versuch wert“, sagte ich zögernd.

      „Ja. Wir sollten es versuchen“, schlug Douglas vor und wischte die Innenseite der Windschutzscheibe mit einem zerknüllten Taschentuch ab. „Ich könnte zwar weiterfahren. Mir macht es nichts aus. Aber ich sehe, dass ihr völlig erschöpft seid. Außerdem hat das Auto schon fast seinen Geist aufgegeben.“

      Aus heiterem Himmel fiel mir Sam wieder ein.

      „Hoffentlich genießt du dein Basketballspiel in deinem warmen Haus“, dachte ich wütend.

      Ich