Edi Graf

Lieblingsplätze Schwarzwald


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      Seewald: Oberes Nagoldtal

      Die Sage von Urnagold berichtet von der Rettung der verirrten Tochter des Grafen von Nagold durch einen gutherzigen Köhler. Zuvor hatte das Mädchen gelobt, dort, wo sie auf einen Menschen treffe, zum Dank eine Kirche zu errichten. Der Graf baute beim Nagoldursprung in »Inrenagelt«, das später »Ur­nagold« genannt wurde, ein Kirchlein. Heute ist das Obere Nagoldtal rings um die Nagoldtalsperre Landschaftsschutzgebiet, roter Fingerhut blüht an den Hängen, junge Grasfrösche huschen über die Wege.

      Auf der Hochebene bei Kälberbronn stehen im Bannwaldgebiet die mächtigsten Bäume des Schwarzwalds. Viele der »großen Tannen« (bis zu 51 Meter hoch) sind inzwischen abgestorben. Als sie wuchsen, haben Schwarzwaldflößer das Leben unten an der Nagold geprägt.

      An diesem wolkenverhangenen Junitag paddeln eine Handvoll Schlauchboote über das grün schimmernde Wasser der Nagoldtalsperre. Fast hat man das Gefühl, irgendwo in Kanada zu sein. An sonnigeren Sommertagen werden sich zahlreiche Besucher hier einfinden, denn die beiden Seen sind ein Paradies für Wasserratten, wobei die Vorsperre den Schwimmern, die Hauptsperre den Seglern und Surfern vorbehalten ist.

      Auch Angler zieht es hierher. In der Hauptsperre sind Zander, Karpfen, Barsch, Schleie und Rotauge angesagt, in der Vorsperre mit Verbindung zum oberen Lauf der Nagold die Bachforelle. Angelkarten gibt es beim Kreisforstamt Freudenstadt. Nagoldabwärts liegen die Angelteiche Neumühle und im Zinsbachtal, idyllisch und rollstuhlgerecht, die Gewässer des Angelparks Letscher. Angler mit und ohne Schein haben hier Chancen auf Regenbogen- und Lachsforelle, Karpfen und Stör. Bezahlt wird entweder nach Gewicht oder über eine Tageskarte. Angeln können ausgeliehen werden, als Köder gibt’s Mais. Im Schlachthaus wird der Fang gewogen, geputzt und verpackt. Und wer nichts fängt, kann seinen Alibifisch auch kaufen. Petri heil!

      Flößerführungen oder Wanderwoche »Auf den Spuren der Flößer« mit der Flößerzunft Oberes Nagoldtal in Altensteig. Alle zwei Jahre (gerade Zahl) findet am letzten Ferienwochenende ein Flößerfest mit Floßfahrt statt.

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      Oberes Nagoldtal

      Startpunkt: Parkplatz Nagoldtalsperre an der L362 (Seestraße) aus Richtung

      72297 Seewald-Erzgrub

      Gemeindeverwaltung

      und Seewald Touristik

      Wildbader Straße 1

      72297 Seewald

      07447 946011

       www.seewald.eu

      Ebhausen: Freizeitpark Rotfelden

      Das Streichelgehege ist der erklärte Lieblingsplatz von Anni und Mia. Die beiden Schwestern, fünf und sieben Jahre alt, haben sich rasch mit den schwarz-weißen und braunen Ziegen und Schafen angefreundet, die sich geduldig kraulen lassen und etwas ungestüm den frischen Löwenzahn aus der Hand fressen. »Das sind alles Mädels«, sagt Besitzerin Simone Sennert, »die lassen sich gerne von den Kindern striegeln, streicheln und hübsch machen.«

      Am späten Vormittag dürfen die Kamele ins Freie, natürlich unter Beteiligung der Kinder. Die bekommen lange Stöcke in die Hand und bilden eine Art natürlichen Zaun, als die Trampeltiere (im Gegensatz zu den einhöckrigen Dromedaren haben diese zwei Höcker) ungestüm aus dem Stall auf die Koppel rennen. Am späten Nachmittag findet das Kameltreiben noch einmal in umgekehrter Richtung statt. Dann ist auch Kamelfüttern angesagt und wer mag, darf den Tieren frisches Heu direkt aus der Schubkarre reichen.

      Auf dem Gelände des ehemaligen Kamelhofs, der 2013 abbrannte, gibt es jetzt neben der kleinen Arche Noah einen großzügigen Spielplatz mit Barfußpfad, Kletterparcours und Matschanlage und in der warmen Jahreszeit eine Strohburg.

      Das Angebot des 2017 eröffneten Freizeitparks ist perfekt auf Familien abgestimmt: Während sich die Kleinen im »Streichelzoo« bei Hasen, Ziegen und Minischweinen vergnügen, tummeln sich die Älteren auf der 18-Loch-Fußballgolfanlage und die Eltern relaxen in der Open-Air-Lounge. Hunger und Durst können im Imbiss-Biergarten und an den Grillstellen beim Fußballgolf sowie in der Gaststätte Zur Eule im Freizeitpark mit Gartenlokal und Eulenstüble gestillt werden. Doch zuvor haben Mia und Anni einen neuen Freund gefunden und sie gehen voller Stolz mit Lama Diego an der Leine »Gassi«. Nach einem Ausflug in die Spielscheune wollen die beiden unbedingt noch einmal zu den Ziegen und den Meerschweinchen. Vielleicht übernachten sie ja beim nächsten Mal im Familienzimmer oder im Heuhotel?

      Gaststätte und Biergarten können unabhängig vom Park besucht werden, für Freizeitpark und Fußballgolf gelten extra Eintrittspreise.

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      Freizeitpark Rotfelden

      Kamelweg 1

      72224 Ebhausen-Rotfelden

      0173 5950860

       www.freizeitpark-rotfelden.de

      Altensteig: Wirtschaft Bäck-Schwarz

      Es ist, als ob die Zeit stehen geblieben wäre, wenn man die alte Gaststube in dem historischen Fachwerkbau betritt. Fast alles ist hier »original« geblieben, die Wandtäfelung, die Möbel, die Türrahmen und die leicht gewölbte Stubendecke über dem Tresen. Durch die schiefen Fenster gelangt Sonne in den niederen Raum. »Und das Klavier funktioniert auch noch, wenn jemand drauf spielen will«, sagt Inhaberin und Köchin Christa Brakopp schmunzelnd.

      Neben der schwäbischen Vesperkarte mit Maultaschensuppe, Wurstsalat, Schmalzbrot und Fleischkäse bietet sie ihren Gästen in wechselnden Aktionswochen Flammkuchen oder »Pizza, Beerda & Co.« und Zwiebelkuchen, die Spezialität des Hauses. Für den Hefeteig nimmt die Bäckerin 250 Milliliter Milch, 60 Milliliter Öl, 1 Würfel Hefe, 1 Prise Zucker, 500 Gramm Mehl und 20 Gramm Salz. Die Füllung besteht aus einem Kilogramm Zwiebeln, etwas Butter, 900 Gramm Crème Fraîche, 200 Gramm süßer Sahne, 8 Eiern sowie Salz und Pfeffer. Das gibt nach 45 Minuten bei 180 ° zwei runde Bleche.

      Das 1459 erbaute Haus ist eines der ältesten in Altensteig, ein alemannischer Fachwerkbau, mit Weiden-Lehm-Geflecht ausgefacht. Über dem Eingang zur Wirtschaft grüßt der »altdeutsche Mann«, eine Fachwerkfigur, die wie Kopf, Rumpf, Arme und Beine eines Strichmännchens geformt ist. Auffällig ist die Wohneckstube im ersten Stock, in Bohlenständerbauweise erstellt, einer besonders in Süddeutschland und der Schweiz verbreiteten Fachwerkform.

      Seit 1991 führt Christa Brakopp die Gaststube Bäck-Schwarz, die zu den ältesten Wirtschaften in Deutschland zählt. Früher gab es hier, wie der Name verrät, auch eine Bäckerei. In der urtümlichen Gaststube stehen nur fünf Tische. »Bei uns sitzt man zusammen«, erklärt Christa Brakopp. An den Wänden hängen historische und auch neue Fotos, unter anderem von Kaiser Wilhelm und Karl-Herzog von Württemberg, der sogar schon einmal hier gewesen sein soll. Und von Udo Lindenberg. »Der war wirklich da!«, strahlt die Wirtin.

      »Riabl aiziage sonschd hauschd de Meggl nah« – die originale Stubendecke ist in der Tat sehr niedrig, ab eins siebzig ist der Kopf in Gefahr.

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      Bäck-Schwarz

      Historische Wirtschaft