Adam Hamilton

24 Stunden


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du barmherzig bist mit mir. Amen.

      5. Was ist dein Preis?

       Anschließend ging einer der zwölf Jünger, Judas Iskariot, zu den Hohenpriestern und fragte: »Was zahlt ihr mir, wenn ich euch Jesus verrate?« Sie gaben ihm dreißig Silbermünzen. Von da an suchte Judas eine günstige Gelegenheit, um Jesus zu verraten.

      (Matthäus 26,14–16)

      SCHON BEVOR DAS LETZTE ABENDMAHL stattfindet, hat Judas sich bereit erklärt, Jesus zu verraten. Jesus sagt diesen Verrat beim Essen voraus, und nach dem Mahl schickt er Judas fort mit den Worten: »Beeil dich, Judas! Erledige bald, was du tun willst!« (Johannes 13,27).

      Schon in ein paar Stunden wird Judas mit den Wachsoldaten des Hohenpriesters zurückkommen, die Jesus verhaften sollen.

      Warum verrät Judas Jesus? Das ist eine Frage, über die sich Christen schon seit fast zweitausend Jahren streiten.

      Die einen spekulieren, dass Judas ein Zelot ist, der Jesus anfänglich nachfolgt in der Hoffnung, dass er einen Aufstand gegen die Römer anführen wird, ihn dann aber aus Enttäuschung verrät, als sich herausstellt, dass Jesus das nicht vor hat. Andere behaupten, dass Judas Jesus durch sein Verhalten zwingen will, sich gegen die religiösen Führer und die Römer zu erheben. Vielleicht ist Judas, der sich von den anderen Jüngern bereits etwas absondert, auch beleidigt, weil Jesus ihn bei dem Essen in Bethanien in der Woche zuvor öffentlich kritisiert hat. Vielleicht ist für Judas in diesen Szenarien seine politische Einstellung wichtiger als sein Glaube und vielleicht ist es auch Judas’ Enttäuschung oder seine Verletztheit, die dazu führt, dass er dem Bösen erliegt.

      Das tiefste, eigentliche Motiv für Judas’ Verrat an Jesus werden wir wohl nie erfahren, aber die Evangelien berichten, dass auch Geld dabei eine Rolle spielt. Johannes berichtet, dass Judas, der für die Verwaltung der gemeinsamen Kasse von Jesus und seinen Jüngern zuständig ist, manchmal Geld aus dieser Kasse gestohlen hat (Johannes 12, 4–6), und bei Matthäus ist nachzulesen, dass Judas auf die Hohenpriester zugeht und sie fragt: »Was zahlt ihr mir, wenn ich euch Jesus verrate?« (Matthäus 26,15). Sie bezahlen ihm dreißig Silberstücke – das sind damals etwa fünf Wochenlöhne eines Arbeiters.

      Auf irgendeine seltsame Art macht Geld etwas mit uns. So schreibt Paulus denn auch: »Alles Böse wächst aus Habgier« (1. Timotheus 6,10). Als der Teufel Jesus am Anfang seines öffentlichen Wirkens in Versuchung führt, probiert auch er unter anderem, Jesus mit der Aussicht auf Reichtum zu verführen. Und Jesus predigt in der Zeit seines öffentlichen Wirkens regelmäßig darüber, wie sehr Menschen mit dem Wunsch nach Reichtum zu kämpfen haben. Und es ist ein Kampf, den wir Menschen bis heute führen. Das wird unter anderem auch an der Gier und Maßlosigkeit deutlich, die hinter der Wirtschaftskrise von 2008 steckte.

      Jesus spricht mehrmals mit Menschen, die mit ihrer Gier zu kämpfen haben. So sagt er beispielsweise zu dem Mann, der in der Bibel als der »reiche Jüngling« bezeichnet wird, dass die einzige Möglichkeit, sich von seiner Liebe zum Besitz zu befreien, darin bestehe, sich davon zu trennen und alles den Armen zu geben. Bei anderer Gelegenheit sagt er zu einem Mann, der ein Problem mit Gier hat: »Hütet euch vor aller Habgier; denn niemand lebt davon, dass er viele Güter hat« (Lukas 12,15; Lutherbibel). Ich habe diese Worte auswendig gelernt, denn auch ich bin immer wieder gefährdet, Besitz anzuhäufen.

      Irgendwann kommt es unweigerlich zum Konflikt zwischen dem Geld und der Liebe zu Gott. Im Fall von Judas gewinnt dabei die Liebe zum Geld. Langsam und stufenweise rechtfertigt er seinen Griff in die Gemeinschaftskasse und letztlich auch seinen Verrat an Jesus. Erleben Sie es auch manchmal so, dass Ihr Glaube und Ihre Finanzen im Widerstreit miteinander stehen? Sind Sie bereit abzugeben, von dem, was Sie haben, so wie Gott es will? Sind Sie absolut ehrlich in finanziellen Dingen, zum Beispiel bei der Steuererklärung? Gehen Sie Kompromisse ein in Bezug auf Ihre Werte, um ein Schnäppchen zu machen, ein Geschäft unter Dach und Fach zu bringen oder eine Gehaltserhöhung zu bekommen?

       HERR, BITTE VERGIB MIR, WO ich Kompromisse in Bezug auf meinen Glauben eingegangen bin, um mehr zu haben. Hilf mir, daran zu denken, dass »niemand davon lebt, dass er viele Güter hat« und dir mit allem, was ich bin und habe zu dienen. Amen.

      6. Ich gehe, um euch einen Platz bereit zu machen

       »Seid nicht bestürzt, und habt keine Angst!«, ermutigte Jesus seine Jünger. »Vertraut Gott, und vertraut mir! Denn im Haus meines Vaters gibt es viele Wohnungen. Sonst hätte ich euch nicht gesagt: Ich gehe hin, um dort alles für euch vorzubereiten. Und wenn alles bereit ist, werde ich kommen und euch zu mir holen. Dann werdet auch ihr dort sein, wo ich bin«.

      (Johannes 14,1–3)

      Am Abend des letzten Abendmahls spricht Jesus mit seinen Jüngern ganz ähnlich als jemand, der sich auf seinen Tod vorbereitet. Er hat ihnen noch so viel zu sagen. Die Zukunft seines Auftrags liegt dann nämlich in ihren Händen, und er will sie auf das vorbereiten, was auf sie zukommt. Sie werden ihn sterben sehen und auch selbst verfolgt werden.

      Im Johannesevangelium gibt es den vollständigsten Bericht darüber, was Jesus an diesem Abend sagt. Fünf der einundzwanzig Kapitel seines Evangeliums widmet Johannes dem, was Jesus bei diesem letzten Zusammensein seinen Jüngern mit auf den Weg gibt. Darunter sind ein paar der beliebtesten Bibelstellen aller Evangelien. An diesem Abend beim Letzten Abendmahl verspricht Jesus, dass er die Jünger nicht allein lässt, sondern ihnen den parakletos (»Tröster«, »Ratgeber«), den heiligen Geist, schicken wird. Er fordert sie auf, in ihm zu »bleiben« wie eine Rebe am Weinstock. Er befiehlt ihnen, »einander zu lieben«, aber wohl die beliebtesten seiner Worte, die er an diesem Abend sagt, sind: »Seid nicht bestürzt, und habt keine Angst! Vertraut Gott, und vertraut mir! Denn im Haus meines Vaters gibt es viele Wohnungen. Sonst hätte ich euch nicht gesagt: Ich gehe hin, um dort alles für euch vorzubereiten. Und wenn alles bereit ist, werde ich kommen und euch zu mir holen. Dann werdet auch ihr dort sein, wo ich bin« (Johannes 14,1–3).

      Ich habe diese Worte schon oft Sterbenden vorgelesen und dabei die Erfahrung gemacht, dass sie wirklich getröstet waren. Wenn ich über Vertrauen zu Jesus spreche, erzähle ich oft von meinen Kindern. Als sie noch klein waren, kletterten sie auf einen Baum oder fünf Stufen die Treppe hinauf, und riefen dann: »Fang mich auf, Papa!« Und dann stand ich unten an der Treppe, und sie stürzten sich von oben, kreischend und kichernd und vor Freude juchzend, kopfüber in meine Arme. Am Fuß der Treppe war der Fußboden gefliest, und wenn sie gefallen wären, hätten sie sich richtig verletzen können; aber sie hatten nie Angst, weil sie wussten, dass ihr Papa stark genug war und sie so lieb hatte, dass er sie nicht fallen lassen würde. Schon oft habe ich sterbenden Menschen gesagt, dass so Vertrauen aussieht. Ich lade sie dann ein, die Augen zu schließen und sich vorzustellen, wie sie sich in Gottes Arme stürzen und darauf vertrauen, dass er stark genug ist, um sie zu beschützen, und sie so lieb hat, dass er sie nie wieder loslässt.

      Als Jesus sich auf seinen eigenen Tod vorbereitet, verspricht er, dass er einen Platz für uns vorbereitet, damit wir eines Tages für immer bei ihm sind.

       HERR, HILF MIR, DARAUF ZU vertrauen, dass du mich liebst; dass du mich nicht loslässt, und dass du einen Platz für mich vorbereitet hast, an dem ich im Reich Gottes bei dir sein kann, wenn mein Leben hier auf der Erde zu Ende ist. Amen.

      2Amyotrophe