Zugleich sagte sie sich aber — und sie empfand die Wendung selbst als etwas ihr Fremdes —, dass sie bis dahin wohl noch mehr zu beichten haben würde.
Ein ganz bestimmter Trotz hatte sich in ihr eingenistet. Kein Trotz gegen ihren Gatten persönlich. Nein, es war ein Groll gegen jene ganze „Clique“, die sich vermass, einen Menschen wegen einer Jugendverfehlung einfach aus der Liste der Lebenden zu streichen. Der in ihren Augen noch Lebenden.
Fritz von Succo konnte sie sich nun einmal nicht als „Verbrecher“ vorstellen. Was sie für ihn sofort eingenommen hatte, das war sein Humor. Sie war allen Menschen gut, die ein bisschen Humor besassen. Oder auch nur Humor verstanden. Selten genug waren sie ja. Und noch ein paar Züge, die sie an ihm kennengelernt hatte, so unwesentlich sie für einen andern sein mochten, gaben ihrem Urteil über ihn eine freundlichere Richtung. Sie dachte an die Geschichten von Achmed, an sein forsches Auftreten dem Neapolitaner gegenüber, an die nette Gesinnung, die sich in seinem Besuch bei den armen kleinen Marseillerinnen verraten hatte. Es war doch wohl etwas Feineres in ihm, als das, was ihr Gatte immer mit dem Spottwort „Humanitätsduselei“ abtat.
Sie fühlte Teilnahme für ihn. Weniger für seinen „Fall“. Dass Gustavs Darstellung der heiklen Angelegenheit streng aktenmässig gerecht wurde, daran trug sie nicht den geringsten Zweifel. Aber anderes verstand sie nicht; zum Beispiel dass die leibliche Mutter von Fritz sich bloss dieses leidigen Skandals halber von ihm losgesagt haben sollte. Und sie fragte sich: Wie war es möglich, dass er das überwinden konnte? Er — der als einziger von sämtlichen seefest gebliebenen Fahrgästen der armen kleinen Gefangenen aus der dritten Klasse gedacht hatte, der also doch Herz damit verriet?
Rätsel, Rätsel, wohin sie sah.
Und eine brennende Ungeduld erfüllte sie, diese Rätsel zu lösen.
Ihr Trotz wuchs insgeheim mit der Ungeduld. Er richtete sich auch gegen Stangenberg, der ebenso hoheitsvoll Fritz von Succo abgeurteilt hatte und sein bisschen Mitwisserschaft nun ausnutzen wollte, um eine gewisse Macht über sie auszuüben.
So kam’s, dass sie das unbewusst begonnene Versteckspiel bewusst fortsetzte — und dass es anfing, sie zu reizen, ja sie mehr und mehr auszufüllen.
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