Joe Barry

Privatdetektiv Joe Barry - Johnnys neue Masche


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      Joe Barry

      Privatdetektiv Joe Barry - Johnnys neue Masche

      Saga

      Privatdetektiv Joe Barry - Johnnys neue MascheCopyright © 1963, 2019 Joe Barry und SAGA Egmont All rights reserved ISBN: 9788711668979

      1. Ebook-Auflage, 2019

      Format: EPUB 2.0

      Dieses Buch ist urheberrechtlich geschützt. Kopieren für andere als persönliche Nutzung ist nur nach

      Absprache mit SAGA Egmont gestattet.

      SAGA Egmont www.saga-books.com und Lindhardt og Ringhof www.lrforlag.dk – a part of Egmont www.egmont.com

      1. Kapitel

      Johnny Combo war nicht der feinsten einer, aber er hatte Geld in rauhen Mengen. Seine Konten waren gepolstert wie eine Filmdiva nach sechs Monaten Schlagsahne. Es gab keine Bank, in der man ihn nicht freudestrahlend willkommen geheißen hätte Gewisse kleine Staaten — Steuerparadiese auf dieser traurigen Welt — waren allein durch Johnny und seine Finanztransaktionen groß geworden. Denn Johnny pflegte sein Geld ständig umzuschaufeln.

      Wovon er lebte, wußte keiner.

      Wie er lebte, das wußten alle.

      Und von ihm lebten eine Menge.

      Johnny hatte in seinem vierzigjährigen Leben vermutlich eine Menge Dinger gedreht. Es gab wenig, was ihm uhbekannt geblieben war. Zu dem wenigen gehörte eine Zuchthauszelle, beispielsweise.

      Denn Johnny liebte die Eleganz.

      Und Zuchthäuser sind unelegant; öde Einrichtungen mit mangelhaften sanitären Anlagen, fand Johnny. Er mied sie.

      Als sein vierzigster Geburtstag herannahte, faßte Johnny Combo einen Entschluß. Und er verstieß zum erstenmal gegen seine Prinzipien: Er teilte einer erstaunt aufhorchenden Umwelt seinen Entschluß mit.

      Der fußte auf einer einfachen Überlegung. Er hatte fünfundzwanzig Jahre hart gearbeitet, um zu Geld zu kommen — sagte er. Denn Klein-Johnny hatte schon mit fünfzehn Jahren begonnen, als er eine Nadel auf der Straße fand. Da am einen Ende dieser Nadel ein massiver Brillant hing, war es ein verheißungsvoller Start gewesen. Johnny hatte es auch geschafft, den Apparat für nicht weniger als fünfzehn Prozent des wahren Wertes zu verscheuern.

      So hatte es begonnen und fünfundzwanzig Jahre angedauert; ein Vierteljahrhundert harter Arbeit, wie Johnny sich ausdrückte. Dann hatte er zu rechnen begonnen und festgestellt, daß mindestens die doppelte Zeit nötig war, um all den Zaster wieder auszugeben. Nach dieser Rechnung wäre Johnny Combo dann neunzig. Er fand, daß bis dahin nicht mehr lange Zeit war. Vor allem hatte er nicht die Absicht, irgend etwas zu hinterlassen, denn von fröhlichen Erben hielt er nichts.

      Und so faßte er seinen Entschluß.

      Er wollte nur noch dem Vergnügen leben.

      Die Welt staunte.

      Es gab eine Menge Leute, die fragten, was, zum Teufel, Johnny denn bisher getan habe, außer seinem Vergnügen zu leben?

      Es gab andere, die waren schlicht und einfach sauer. Dazu gehörte die Abteilung im Police Center von New York, die Johnnys Akte pflegte. Seit Jahren wartete man dort darauf, daß sich endlich eine Chance bot, „Johnny das Handwerk zu legen“, — wie Attorney Brown es nannte.

      Naturgemäß mußte Johnnys Entschluß, sich ins Rentnerdasein zurückzuziehen, im Center Enttäuschung auslösen. Denn zu den Dingen, die einen biederen Cop allemal aufregen, gehört, wenn er sehen muß, Wie ein Gangster sein Geld zu sechs Prozent anlegt und sich einen schönen Tag macht. Vor allem, wenn der Cop weiß, daß dieses Geld auf alle nur denkbaren krummen Touren erworben wurde, es aber beim besten Willen nicht beweisen kann.

      Johnny aber faßte unbeirrt seinen Entschluß und sorgte dafür, daß er in die Zeitungen kam.

      Manche, die das lasen, hatten ihre eigene Meinung, die sie allerdings für sich behielten. Sie fragten sich, welche neue Masche diesmal dahintersteckte. Zu diesen wenigen gehörten einige, die Johnny besser kannten.

      Einer davon war Joe Barry, Privatdetektiv aus Bronx, ein Mann, dessen Foto, in gewissen Straßen des östlichen Manhattan aufgehängt, genügte, um dort die Kriminalität um dreißig Prozent zu senken.

      Joe Barry, der unter dem Markenzeichen Kommissar X bekannt geworden war, kannte Johnny Combo ziemlich gut. Er wußte, daß alle Ganoven gleich sind, manche aber gleicher als die anderen, und zu denen gehörte Johnny Combo.

      Außerdem war Joemit Combo persönlich bekannt. Diese Bekanntschaft datierte aus dem Jahr 1957, als Joenoch ziemlich am Anfang seiner Karriere stand. Damals hatte er einen Versicherungsfall gehabt. Es ging um eine ziemlich große Summe.

      Um es kurz zu machen, es gelang Jo, den Betrag wieder herbeizuschaffen. Es gelang ihm auch, den Mann zu überführen, der fremdes Geld mit eigenem verwechselt hatte. Damit wäre der Fall zu Ende gewesen, und Joehatte auch ein warmes Dankschreiben plus Honorar von der Versicherung bekommen.

      Aber manchmal war er eigensinnig wie ein Wasserbüffel. Er hatte festgestellt, daß zwischen dem überführten Ganoven und Johnny Combo gewisse Querbeziehungen bestanden. Er war diesen Beziehungen nachgegangen.

      Bereits da war Johnny sauer auf ihn geworden.

      Es wurde ein hartes Ringen, und es ging unentschieden aus. Das, was Walker dem gerissenen Fuchs Johnny Combo nachweisen wollte, war nicht zu beweisen. Joewar von der Richtigkeit seiner Theorie überzeugt, und hätte er sie beweisen können, wären Johnny fünf Jahre in Scranton oder Fort Dorset sicher gewesen. Aber er hatte nur seine Überzeugung, und die kaufte ihm kein Schwurgericht ab.

      Dafür gelang es Jo, etwas anderes nachzuweisen. Eine Kleinigkeit nur: unerlaubter Waffenbesitz. Bei einem Mann wie Johnny immerhin ein Grund, ihn zu fünf Monaten zu verurteilen. Es gab Bewährung; Johnny brauchte nicht zu sitzen; seine Anwälte waren immer erstklassig gewesen.

      Aber es war doch ein Schönheitsfleck, über den Johnny sich lange geärgert hatte. Seitdem durfte er sich nicht die geringste Kleinigkeit erlauben, oder er hätte die fünf Monate absitzen müssen.

      Das hinderte ihn nicht daran, große Dinger zu drehen; aber bei den Kleinigkeiten mußte er vorsichtig sein. Er durfte niemals die Höchstgeschwindigkeit im Verkehr überschreiten oder falsch parken. Und das konnte einem Mann, der den Stall voller Spezialchryslers mit fünfhundertpferdigen Maschinen hatte, schon an den Nerv gehen.

      Das alles lag lange zurück. Aber es hatte dazu geführt, daß Johnny Combo Kommissar X als den prominentesten Kriminalisten der ganzen Ostküste ansah. Er stand übrigens nicht allein mit dieser Meinung.

      Kurz nach seinem Prozeß hatte Johnny Combo, der Gangster, Joe Barry, den Privatdetektiv, aufgesucht. Er hatte sich ziemlich deutlich ausgedrückt.

      „Wenn du mir noch mal in die Quere kommst, Walker …“ Er hatte den Satz nicht ausgesprochen, aber seine gummikauenden Leibgorillas mit den Ausbuchtungen unter der linken Schulter waren ein deutliches Symbol gewesen.

      Jos Antwort hatte an Deutlichkeit ebenfalls nichts zu wünschen übriggelassen.

      „Ich sehe das so, Johnny: Von mir aus unternehme ich nichts, aber ich habe einen Job, den ich ernst nehme. Ich kläre im Auftrag Kriminalfälle auf, auch unangenehme. Und wenn du mir dabei in die Quere kommen solltest …“

      Sie hatten sich angesehen und waren sich darüber klargewesen, daß es ein heißer Kampf werden würde.

      Bisher war er vermieden worden.

      Als Joejetzt in der Zeitung las, daß Johnny sich vom Geschäft zurückziehen wollte — der „Evening Standard“ war sehr stolz darauf, diese Formulierung gefunden zu haben —, schob er die Brauen zusammen. Er glaubte einfach nicht daran. Johnny war eine Spielernatur. Der Bursche brauchte den ständigen Nervenkitzel, den immer höheren Einsatz — und den Gewinn. Es war