1. GI: »Er tut ja auch viel für sie. Junge, der Alte hat sich bestimmt ne Menge Arbeit gemacht, um die Sachen für seine Weihnachtssammlung zusammenzubekommen.«
4. GI: »Gehste zur Feier, Tom?«
1. GI: »Kann sein. Hab sonst nix vor.«
2. GI: »Die kleinen Spaghettifresser riechen ganz schön übel, wenn viele davon im selben Raum sind. Waschen sich wohl nie.«
3. GI: »Komischer Kerl, erzählt uns, wir sollen den Feind nicht hassen und so. Wir sind schließlich im Krieg. Was stellt der sich denn vor? Sollen wir uns in die Krauts verlieben?«
3. GI: »Junge, vor ein paar Tagen habe ich Bilder gesehen, von ein paar WACs der Krauts in Frankreich – in die könnt ich mich schon verlieben. D i e würd ich nicht hassen!«
1. GI: »Euer Problem ist, dass ihr beim Denken den Kopf in die Gosse steckt. Warum könnt ihr nicht ein paar höhere Ziele haben, so wie ich?«
Man hört wilde Rufe anderer GIs – sie rennen durch den Matsch und schwenken ihr Essgeschirr: »Los! Essen fassen!«
4. GI: »Hört ihr das, Jungs? Essen! Das ist mein höchstes Ziel seit dem Frühstück!«
2. GI: »Wir müssen zum Zelt, unser Geschirr holen.«
1. GI: »Im Laufschritt marsch!«
Sie rennen davon, dass der Matsch nur so spritzt. Dabei stimmen sie in den allgemeinen Schlachtruf ein: »E s s e n f a s s e n!«
5. INNEN, KAPELLE …: Der Vordergrund ist leer, die Tür geschlossen. Im hinteren Teil des Raums – der GENERAL, der COLONEL, der KAPLAN sitzen in Sesseln in der Nähe des Weihnachtsbaums. Der SERGEANT mit der Brille spielt auf dem Harmonium leise Musik.
GENERAL: »Ich will Sie nicht kritisieren, Kaplan, ist das klar?«
KAPLAN: »Mir wäre lieber, Sie täten es, General.«
GENERAL: »Nun, frei heraus – ich könnte es gar nicht, selbst wenn ich wollte. Für religiöse Fragen bin ich nicht zuständig: Ich habe nicht das Recht, Ihnen in die Quere zu kommen. Ich will Ihnen auch gar nicht in die Quere kommen, ganz ehrlich, Kaplan. Wenn es einen gibt in dieser ganzen Truppe, dem ich vollkommen vertraue, ohne Einschränkung, dann sind Sie das, Martin. Das wissen Sie.«
KAPLAN: »Danke, Sir.«
GENERAL: »Nur diese eine Sache in Ihrer Predigt heute hat mich verwirrt. Ich sage nicht, dass ich anderer Meinung bin. Sie verwirrt mich – das ist alles. Sie wissen, was ich meine.«
KAPLAN: »Mein Satz über die Feinde – und dass wir sie nicht hassen sollten?«
GENERAL: »Genau. Damit komm ich nicht klar. Nicht, dass ich glaubte, der Hass wäre etwas Edles oder Besonderes – natürlich nicht. Ich weiß, dass Hass etwas Scheußliches ist, er ist unchristlich. Aber trotzdem, ich frage mich …«
KAPLAN: »Was fragen Sie sich, General?«
GENERAL: »Nun, sehen Sie … Ich weiß nicht, wie ich es sagen soll … Ich finde nun einmal, die Krauts sind auch nicht gerade besonders christlich.«
KAPLAN: »Nein, das sind sie nicht. Deshalb bekämpfen wir sie; deshalb müssen wir sie besiegen.«
GENERAL: »Aber wird es uns gelingen, sie zu besiegen – ohne Hass? Das ist die Frage, Martin. Das verwirrt mich.«
KAPLAN: »Wir müssen, General – wir m ü s s e n ! Welchen Sinn hätte es, den Antichrist zu besiegen, wenn es in einem unchristlichen Geist geschieht?«
GENERAL: »Ist es denn unchristlich, den Antichrist zu hassen?«
KAPLAN: »Es ist unchristlich zu hassen.«
GENERAL: »Ich weiß, aber …«
KAPLAN: »Ich gebe zu, es ist ein Dilemma.«
GENERAL: »Meinen Sie nicht, dieses ›Dilemma‹, wie Sie es nennen, könnte sich ziemlich … nun ja, ziemlich nachteilig auf den Kampfgeist unserer Soldaten auswirken?«
COLONEL: »Es ist nicht so sehr das Dilemma selbst, was zu Beeinträchtigungen führen könnte – wenn Sie mir die Bemerkung erlauben, General –; es hängt eher davon ab, wie man es anspricht und interpretiert. Meiner Meinung nach ist es nicht notwendig und vielleicht sogar gefährlich, gewisse heikle Themen in einer Predigt vor der kämpfenden Truppe zu sehr hervorzuheben.«
GENERAL: »Ich vermute, der Colonel hat nicht so ganz unrecht. Sehen Sie, Kaplan – ein Soldat der kämpfenden Truppe ist ein rauer, einfacher Kerl, der ein raues, einfaches Leben führt. Über subtile moralische Fragen, wie Sie sie in Ihrer heutigen Rede aufgeworfen haben, macht er sich nicht viele Gedanken, ich denke da besonders an die Unterscheidung zwischen dem Feind als menschlichem Wesen und als Repräsentant gewisser böser Ideen. Für den schlichten kämpfenden Soldaten ist der Feind nichts als der Feind – mehr hat es damit nicht auf sich.«
KAPLAN: »Ich werde gründlich darüber nachdenken, was Sie gesagt haben, Sir. Vielleicht haben Sie Recht. Vielleicht war meine kleine Ansprache heute nicht … nicht psychologisch durchdacht. Mir scheinen diese Dinge vollkommen einfach. Ich befasse mich ständig mit Problemen dieser Art, deshalb rede ich darüber, als ob alle anderen das ebenfalls täten. Das ist vielleicht ein Fehler. Wenn ich in meiner Rede etwas gesagt habe, das einen schlechten Einfluss auf die Moral Ihrer Männer haben könnte, tut mir das leid, glauben Sie mir, General.«
GENERAL (sehr jovial): »Machen Sie sich keine Gedanken, Martin, alter Junge – wirklich, kein Grund zur Sorge! Es war eine schöne Rede – voller Denkanstöße, sehr inspirierend und erbaulich. Und was diese eine Sache angeht – über brüderliche Liebe und die Gefährlichkeit des Hasses – nun, vielleicht gehen Sie in Ihren zukünftigen Predigten etwas weniger ausführlich darauf ein.« (Er blickt auf die Uhr und springt auf.) »Herrje, schon zwölf Uhr! Höchste Zeit, dass ich zu meinen Landkarten und Berichten zurückkehre.«
KAPLAN (der ebenfalls aufgestanden ist, zugleich mit dem GENERAL und dem COLONEL): »Kein Feiertag für Sie, General?«
GENERAL: »Nein, Kaplan, auf mich wartet leider eine Menge Arbeit. Aber vielleicht mache ich auf dem Rückweg einen Abstecher in die Offiziersmesse und genehmige mir einen Drink mit den Jungs. Kommen Sie mit, Kaplan?«
KAPLAN: »Vielen Dank, Sir, aber ich trinke nicht. Außerdem muss ich zur Weihnachtsfeier im Dorf – Sie erinnern sich, für die hiesigen Kinder: Die Gattin des Majors rechnet mit mir als Weihnachtsmann, Zeremonienmeister, Hilfskellner und wer weiß was noch alles.«
GENERAL (lächelnd): »Aber haben Sie nicht gesagt, die Feier beginnt um drei Uhr?«
KAPLAN: »Das stimmt. Aber die Vorbereitungen! Nun, mein Freund Jack hier und ich –« (er zeigt auf den SERGEANT am Harmonium) – »wir müssen den Raum noch dekorieren, damit er ein wenig nach Weihnachten aussieht. Keine leichte Sache, Sir – das können Sie mir glauben!«
Sie gehen zur Tür.
COLONEL: »Wo wir vom Dorf reden, Kaplan – da fällt mir etwas ein, das ich mit Ihnen besprechen wollte. Sie verstehen sich mit den Spaghettis ganz gut, oder?«
KAPLAN: »Ja, ich glaube, das kann man sagen – zumindest mit einigen. Sehen Sie, die Leute haben ihren Priester verloren. Armer Kerl: versuchte, ein paar von unseren Jungs zu verstecken; wurde von der SS geschnappt. Sie haben ihn aufgehängt – mitten auf dem Marktplatz. Als abschreckendes Beispiel.«
GENERAL: »Schweinehunde.«
KAPLAN: »Dadurch hat die Gemeinde jetzt keinen Priester: deshalb versuche ich hin und wieder zu helfen. Nicht, dass ich für solch einen Job besonders qualifiziert wäre – im Gegenteil, mein Italienisch ist nämlich recht dürftig. Aber als befristeter ›Ersatz-Padre‹[7]