Roy Rockwood

Bomba im Herzen Afrikas


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aus in den afrikanischen Busch führen soll, als die schönste Vorbereitung zu einem spannenden Erlebnis genossen.

      Bomba dringt mit seinen Gefährten in eine fremdartige, geheimnisvolle Welt ein — und er spürt wieder den Pulsschlag der ungebändigten, freien Natur, mit der er sich so innig verbunden fühlt. Er begegnet seltsamen wilden Tieren und Menschen des Urwaldes, und der Atemhauch dunkler Gefahren schlägt ihm erneut aus den Dschungeln und Savannen entgegen.

      Ein besonders reizvolles Abenteuer erlebt Bomba in Band 11 — Bomba bei den Pygmäen. Es gelingt ihm, durch kühnen Wagemut und blitzschnelles Handeln im Kampf mit einem rasenden Orang-Utan die Freundschaft eines Häuptlings vom rätselhaften Zwergenvolk der Pygmäen zu gewinnen. Diese kleinen, tapferen Krieger helfen Bomba bei seinem Vorstoß in das Gebiet wilder Stämme und begleiten ihn auf einem weiten Stück seines abenteuerlichen Weges.

      Unermesslich groß ist der geheimnisvolle Kontinent Afrika, und unerschöpflich ist die Fülle von Abenteuern, die Bomba auch weiterhin in dem dunklen Erdteil erwarten. Einen Teil dieser fesselnden Geschehnisse erleben wir mit Bomba im vorliegenden Band, während wir ihn auf der Fährte jener Wilden begleiten, die seinen Vater verschleppt haben.

      1 Nächtliche Wache

      Es war Nacht im Herzen Afrikas.

      Hoch wölbte sich der sternenbestickte Himmel über der Steppe, und der Rand des Dschungels war wie eine dunkle Wand, die die dämmrige Weite mit den pilzartig aufragenden Feigenbäumen begrenzte. Verstohlene Schritte tappten durch das hohe Gras — und dann erhob sich die tiefe, grollende Stimme aus der Dunkelheit: die Stimme Simbas, des Löwen, des Königs aller Tiere.

      Ein Mann in einer Buschhütte am Rande des Dschungels fuhr von seinem Lager empor.

      „Hörst du es, Bomba? Der Löwe ruft wieder!“

      Gibo, Bombas treuer Gefährte, beugte sich über seinen schlafenden Herrn und rüttelte ihn an der Schulter.

      Schlaftrunken richtete sich Bomba auf und lauschte in die Nacht hinaus. Deutlich hörte er das tiefe Grollen aus der Kehle des gefürchteten Raubtiers.

      „Ja. Er ist wieder da“, murmelte Bomba. „Aber er wird uns nicht mehr lange unsere Ruhe rauben. Morgen gehen wir auf die Jagd und erlegen ihn.“

      „Möge sein ganzes Geschlecht verwünscht sein!“, rief Wafi, der riesige Zulu, den das Brüllen ebenfalls aus dem Schlaf gerissen hatte.

      Bomba hatte sich schon wieder auf seinem Lager langgestreckt. Bald darauf verrieten seine gleichmäßigen, leisen Atemzüge, dass er schlief. Aber Gibo und Wafi konnten noch keine Ruhe finden und unterhielten sich flüsternd am Eingang der Buschhütte.

      Es war eine merkwürdige Unterhaltung, die die beiden da führten. Gibo, der Indianer aus dem südamerikanischen Dschungel, hatte zwar in der Zeit, die er schon mit Bomba in Afrika verbrachte, einige der wichtigsten Eingeborenendialekte dieses Kontinents verstehen gelernt, aber das Sprechen selbst fiel ihm nicht so leicht. So kam es mitunter zu sehr komischen Missverständnissen.

      Nur in einer Hinsicht waren Gibo und Wafi sich immer einig — dass nämlich Bomba der größte und tapferste Kämpfer im Dschungel war. Wenn sie auf dieses Thema zu sprechen kamen, konnten sie oft kein Ende finden, und auch diesmal ließ Gibo eine lange Lobeshymne ertönen, und Wafi stimmte ihm aus vollem Herzen zu.

      „Ja, es ist so wie du sagst, Gibo. Wir haben schon oft genug gesehen, wie er gegen übermächtige Feinde kämpfte und doch keinen einzigen Kratzer davontrug. Er muss unter dem Schutz der Götter stehen.“

      „Welcher Götter?“, fragte Gibo.

      „Natürlich unter dem Schutz der Götter, die mich und meinen Stamm beschützen“, erklärte Wafi selbstgefällig. „Es gibt keine anderen. Oder wenn es welche gibt, dann sind sie schwach und unbedeutend.“

      Gibo war mit dieser Erklärung durchaus nicht einverstanden.

      „Eure Götter!“, schnaubte er verächtlich. „Sie sind wie hilflose Kinder im Vergleich zu unseren Göttern. Allein die Götter des südamerikanischen Dschungels sind es, die über Bomba wachen. Und durch meine Gebete und Opfer habe ich bewirkt, dass sie Bomba nie im Stich lassen. Du hast dumme Worte gesprochen, Wafi.“

      Der große Zulu runzelte die Stirn so stark, dass sein an sich schon finsteres Aussehen noch furchterregender wurde. So sah er aus, wenn er angestrengt nachdachte — und jetzt dachte er besonders angestrengt nach. Dann erhellte sich sein Gesicht. Sein ganzes prächtiges Gebiss wurde sichtbar, als er die dicken Lippen zu einem breiten Grinsen verzog.

      „Sind die Götter, von denen du sprichst, in deinem Lande, Gibo?“, fragte er.

      „Natürlich“, bestätigte Gibo arglos.

      Wafis Grinsen wurde noch breiter.

      „Aha, sie sind also in deinem Lande, Gibo. Das gibst du selbst zu. Und willst du mir dann verraten, wie sie über das große Wasser kommen können, um deine Gebete zu hören? Können sie schwimmen?“

      Gibos Medizinmann im heimischen Dorf hatte nie davon gesprochen, dass die Götter Schwimmflossen hätten, und so konnte er sich auch nicht vorstellen, wie sie das Meer überquert haben könnten. Für den Augenblick war Gibo geschlagen. Er sah Wafis listiges Grinsen im schwachen Schein des erlöschenden Lagerfeuers und dachte über eine besonders schlagkräftige Erwiderung nach, als wieder das drohende Brüllen aus dem Dschungel erklang.

      „Der Löwe ist nähergekommen!“, stieß Wafi unruhig hervor. „Wir müssen unser Feuer größer machen. Simba ist hungrig und sucht eine Beute. Wir müssen ihn abschrecken.“

      Beide hatten kein Verlangen danach, in dieser Nacht auf dem Speisezettel des Löwen zu stehen, und sie beeilten sich daher, frische Zweige auf die Flammen zu werfen und das Feuer neu zu schüren. Alle nächtlichen Raubtiere des Dschungels fürchteten den lodernden Feuerschein, und als die Flammen hoch aufzüngelten, fühlten sich Wafi und Gibo wieder einigermaßen sicher.

      Sie kauerten schweigsam am Eingang der Hütte und suchten mit aufmerksamen Blicken angestrengt die Dunkelheit ab, die sich hinter dem Lichtkreis des Lagerfeuers dehnte. Nichts war zu sehen als das undurchdringliche, bizarre Schattengewirr der üppigen Dschungelvegetation. Gleich darauf war die Stimme des Löwen wieder zu hören. Diesmal schien sie noch näher gerückt zu sein.

      „Was ist schon ein Löwe?“, sagte Wafi mit einer Verächtlichkeit, die vielleicht nicht ganz echt empfunden war. „Wenn er wüsste, dass Bomba in dieser Hütte schläft, würde er den Schweif zwischen die Beine klemmen und verschwinden.“

      „Lass ihn nur brüllen“, flüsterte Gibo, um sich selber Mut zu machen. „Morgen um diese Zeit wird sein Kadaver bereits den Hyänen zum Fräße dienen. Bomba hat gesagt, er wird ihn töten, und Bomba hält sein Wort.“

      „Was für ein Wort werde ich halten?“

      Das Brüllen des Löwen hatte auch Bomba geweckt. Er richtete sich seufzend von seinem Lager aus Zweigen und Laub auf, reckte die Arme und stand auf.

      „Ich habe gesagt, dass du den Löwen töten wirst, wie du es versprochen hast“, erklärte Gibo.

      Bomba war an den Eingang der Hütte getreten und spähte über die Schultern seiner beiden Begleiter hinaus.

      „Dort, Herr! Dort ist er!“, stieß Gibo plötzlich in scharfem Flüsterton hervor.

      Im unruhig flackernden Schein der Flammen sah auch Bomba jetzt die schattenhafte Gestalt, die durch das Unterholz bis an den Rand der Lichtung geschlichen war.

      „Ja, ich sehe ihn auch“, flüsterte Wafi. „Es ist ein sehr großer Löwe, Herr. Fast so groß wie ein Nashorn.“

      „Wafi, ich glaube, du hast Vergrößerungsaugen“, erwiderte Bomba mit einem verschmitzten Lächeln. „Oder du meinst ein junges Nashorn, das noch mit seiner Mutter läuft.“

      „Herr, der Löwe kommt näher!“, rief Wafi, ohne auf die Neckerei