Arndt Ellmer

Perry Rhodan 150: Stalker (Silberband)


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unerreichbaren Zielen und erlebte deshalb keine Enttäuschungen.

      Diese Lebensphilosophie war es auch, die ihn zunächst davon abhielt, sich für den Schritt zu entscheiden, den er nun doch tat. Aus eigenem Antrieb hätte er sich kaum auf solch ein Risiko eingelassen. Aber er hatte einen Berater, dessen Zuspruch ihm Mut machte. Und es gab überlebenswichtige Gründe, hervorzutreten und Forderungen zu stellen.

      Rückblickend musste Homer Gershwin Adams sich eingestehen, dass die Ereignisse eine eigene Dynamik entwickelt hatten. Allerdings bereute er nichts. Er hatte nur die besten Absichten verfolgt, und manchmal heiligte der Zweck eben die Mittel. So wie in diesem Fall. Er musste die Dinge so sehen, wie sein Berater es gesagt hatte: »Wenn du als Arzt einen todkranken Patienten hast, dann wirst du alles tun, um ihn wieder gesund zu machen. Die Kosmische Hanse ist dein todkranker Patient, Gershwin.«

      Das traf den Kern der Sache. Nachdem die Hanse ihre anfängliche Bestimmung verloren hatte, der negativen Superintelligenz Seth-Apophis entgegenzuwirken, kränkelte sie dahin. So sah es Adams als Finanzchef, und damit stand er zumindest nicht ganz allein. Er hatte junge Fachkräfte um sich geschart, die auf einer Wellenlänge mit ihm lagen und bereit waren, für ihn durchs Feuer zu gehen. Celeste Maranitares, Patricia Kolmeth und Timo Porante waren drei der neuen Namen.

      Adams hatte zuletzt nur mehr Bedenken, ob der Zeitpunkt für seinen Coup günstig war. Vor allem diese Befürchtung wusste sein Berater zu zerstreuen.

      »Die ganze Milchstraße steht im Sternenfieber, und du gibst ihr mit der Kosmischen Hanse die Möglichkeit, das Universum zu erobern. Würde mich das Sternweh plagen, mein Freund, dann würde ich dir für diese Chance die Hände küssen.«

      Damit war die letzte Unsicherheit ausgeräumt. Adams ging zum Frontalangriff über. Hinter ihm lag eine lange Zeit voller Zweifel und quälender Fragen, von Rückschlägen und scheinbaren Niederlagen gezeichnet. Er war durch ein Fegefeuer gegangen. Im Nachhinein erschien ihm diese Prüfung notwendig, denn sie hatte ihm die nötige Selbstsicherheit gegeben.

      In seiner Erinnerung wurde alles das noch einmal wach.

      Vor drei Monaten, Anfang November vergangenen Jahres, hatte alles begonnen.

      In der galaktischen Eastside tobte die Auseinandersetzung um das Chronofossil Gatas, wobei Adams sich für diese Geschehnisse nur beiläufig interessierte. Damit hatten andere zu tun. Für ihn sah es in dieser Zeit so aus, als sei er der Einzige, der sich für die Kosmische Hanse einsetzte – er selbst und das Mondgehirn NATHAN. Die meisten Hanse-Sprecher wie Ronald Tekener, Roi Danton und Geoffry Abel Waringer waren irgendwo in der Milchstraße unterwegs oder, wie Atlan und Jen Salik, für unbestimmte Zeit unerreichbar fern im Einsatz.

      Alle großen Vorhaben lagen deshalb auf Eis. Es gab keine Hanse-Karawanen nach Magellan, Sculptor, Fornax und den anderen Galaxien der Lokalen Gruppe. Dabei wäre für die Hanse gerade zu dem Zeitpunkt Expansion unabdingbar gewesen. Statt ertragreich zu arbeiten, wurde die Handelsorganisation im Kampf gegen die Chaosmächte eingesetzt.

      Adams hatte Initiativen ergriffen – in kleinem Rahmen nur, da ihm ohne entsprechende Vollmachten die Hände gebunden waren –, doch diese Aktionen würden sich erst in vielen Jahren positiv auswirken. Dazu hatte es gehört, zwanzig Raumschiffe der TSUNAMI-Spezialflotte für die Erkundung neuer Märkte loszuschicken.

      Die entscheidende Wende brachte ein Tag im November. Adams hielt sich mit den Hanse-Sprechern Maranitares, Kolmeth und Porante im Stalhof auf, als NATHAN ihm den codierten Anruf übermittelte. Eine von Störgeräuschen verzerrte Stimme meldete sich: »Hier ist TSUNAMI-114. Ich rufe Homer Gershwin Adams ... Gershwin Adams, hier ist TSUNAMI-114 ...«

      Adams hatte sofort alle Daten über das TSUNAMI-Paar 113 und 114 vor sich. Beide Kugelraumer waren in Richtung der Magellanschen Wolken geflogen, hatten dann die Millionen-Lichtjahre-Grenze überschritten und waren weiter in den intergalaktischen Raum vorgedrungen.

      »Hier ist Homer Gershwin Adams«, meldete sich der Finanzchef der Hanse. »Ich rufe Kapitän Jan van Fleet. Wie ist eure Position? Seid ihr alle wohlauf? Was habt ihr zu berichten?«

      Es entstand eine ungewöhnlich lange Pause. Adams nutzte die Zeit und fragte NATHAN nach der Herkunft der Funksignale. Die Antwort überraschte ihn.

      »Jan, warum versteckt ihr euch im Asteroidengürtel?«, fasste er sofort nach.

      »Ich bin nicht der Kommandant.« Die Antwort kam prompt. »Jan van Fleet ist verschollen. Ich bin auch kein Mitglied der Besatzung – und ich bin der Einzige an Bord.«

      Adams erstarrte für einen Moment. Als der Unbekannte wieder sprach, konnte er den fremdartigen Akzent deutlich hören: »Ich habe das Schiff verlassen vorgefunden und weiß nicht, was aus der Besatzung geworden ist. Leider sieht es nicht gut aus, an Bord herrscht eine ziemliche Verwüstung.«

      »Wer bist du?«

      »Man nennt mich Sotho Tal Ker. Ich fürchte nur, damit kannst du wenig anfangen.«

      »Dann sende mir ein Bild!«

      »Einverstanden«, sagte der Fremde. »Danach unterbreche ich kurz die Verbindung. Ich bin zwar humanoid, wie ihr Terraner sagen würdet, trotzdem stamme ich nicht aus dieser Galaxis. Deshalb muss ich vorsichtig sein. Ich werde mich in einer Stunde deiner Zeitrechnung wieder melden. Außerdem bitte ich dich, nicht nach mir zu suchen. Siehst du: Das bin ich.«

      Im Übertragungsholo erschien ein haarloser Kopf mit einem durchaus menschlichen Gesicht mit Augen, Nase, Mund und Ohren in der gewohnten Anordnung. Der breite Mund mit den sinnlichen Lippen lächelte freundlich. Insgesamt war das Gesicht etwas zu breit und zu derb, Letzteres mochte an den fehlenden Augenbrauen und der fliehenden Stirn liegen.

      »Bevor du unterbrichst, beantworte mir eine Frage!«, verlangte Adams. »Wie kommt es, dass du dich ausgerechnet mit mir in Verbindung setzt?«

      »Die Bordpositronik hat dich als Kontaktperson ausgewiesen und zudem den Funkcode geliefert«, antwortete der Fremde.

      »Und wo ist TSUNAMI-113?«

      »Das sind schon zwei Fragen.« Der Fremde seufzte. »Ehrlich, ich habe nur dieses eine Schiff vorgefunden. Bis in einer Stunde ...«

      Das Holo erlosch, die Verbindung war unterbrochen.

      Damit begann für Adams die längste Stunde seit Jahrhunderten. Seine erste Befürchtung war, dass der Dekalog der Elemente TSUNAMI-114 gekapert hatte. Bei dem Fremden konnte es sich durchaus um ein Maskenelement handeln.

      Adams diskutierte das mit den drei Hanse-Sprechern und befragte zudem NATHAN. Die erste Hochrechnung wies eine hohe Wahrscheinlichkeit dafür aus, dass das Element der Lenkung, Kazzenkatt, damit zu tun hatte. Allerdings sprach auch einiges dagegen. Eine größere Anzahl von Maskenelementen hätte die Besatzung von TSUNAMI-114 ersetzen können; weshalb sollte sich also Kazzenkatt die Umstände machen, sich als Angehöriger eines unbekannten Volkes auszugeben? Und zudem eingestehen, dass vermutlich ein Überfall auf den TSUNAMI stattgefunden hatte?

      Je mehr Fakten Adams sammelte, desto geringer wurde die Wahrscheinlichkeit, die für eine Aktion des Dekalogs sprach. Und falls Sotho Tal Ker tatsächlich einem bislang unbekannten raumfahrenden Volk angehörte, dann bot sich für die Kosmische Hanse genau die Chance, die Adams herbeisehnte.

      Genau eine Stunde später meldete sich der Fremde wieder, diesmal sofort mit Bildübertragung. Sein breites, derbes Gesicht zeigte ein einnehmendes Lächeln.

      »Beantworte mir bitte eine Frage offen und ehrlich, Gershwin Adams!«, sagte er ohne Umschweife. »Hast du mich verraten?«

      »Zweifellos nicht«, entgegnete Adams unangenehm berührt. »Außerdem weiß ich herzlich wenig von dir – ich kann mir nicht einmal sicher sein, dass du der bist, für den du dich ausgibst. Wer oder was bist du eigentlich?«

      »Ich versichere dir bei meiner Ehre, dass ich weder mit Kazzenkatt und seinem Dekalog der Elemente zu tun habe, noch dass ich überhaupt aufseiten der Chaosmächte stehe«, sagte der Fremde betont.

      »Immerhin weißt du sehr gut Bescheid«, bemerkte Adams.

      »Ich