wird, kann ich nicht ahnen.“
„Angenommen, er verbietet uns, den Fluss zu benutzen?“, fragte Andrew Bartow.
„Dann werden wir ihn trotzdem benutzen“, erwiderte Bomba. „Aber ich möchte es lieber mit der Einwilligung des Medizinmannes tun.“
Nachdem sie Andrew Bartow noch eine weitere Tasse des heilenden Trankes eingeflößt hatten, legten sich alle schlafen, bis auf Lowando, der jetzt an der Reihe war, Wache zu halten.
*
Am nächsten Morgen schickte Bomba den kundigen Wafi fort, um geeignetes Holz zum Schnitzen von Rudern zu besorgen. Gleich nach dem Frühstück brach der Zulu auf. Gibo wurde losgeschickt, um noch eine weitere Antilope zu erlegen, und Bomba und Lowando machten sich daran, das Kanu zu versorgen.
Gibo kehrte als erster mit neuer Jagdbeute heim. Er begann sofort, passende Fleischstücke auf Vorrat zu räuchern. Kurz vor Mittag kehrte auch Wafi in großer Aufregung zurück.
„Ameisen!“ rief er schon von weitem. „Die fleischfressenden Ameisen kommen! Und sie sind zahlreich wie die Blätter des Dschungels!“
Gibo kicherte.
„Hat der große Krieger etwa Angst vor Ameisen?“ fragte er verächtlich. „Man könnte denken, du hast eine hundertköpfige Elefantenherde oder ein ganzes Rudel Löwen gesehen.“
„Deine Worte sind dumm und albern“, erwiderte Wafi ärgerlich. „Diese Ameisen sind ebenso schlimm wie Elefanten oder Löwen. Sie greifen dich zwar nicht an wie ein Elefant oder ein Löwe, aber wenn du in ihren Weg gerätst, dringen sie dir in Augen, Nase, Mund und Ohren ein. Sie können dich ersticken und qualvoll töten und wenn du dann in ihrer Bahn liegst, werden sie dir in kurzer Zeit alles Fleisch vom Körper gefressen haben, bis nur noch dein Skelett übrig ist.“
Gibos spöttische Fröhlichkeit wich bei diesen Worten des Kampfgefährten, denn er musste an die Tambochas in seiner Heimat denken, und er schaute sich furchtsam um.
„Wafis Worte stimmen“, bestätigte Lowando. „Wenn die Ameisen kommen, muss alles Lebende fliehen. Ich selbst würde lieber gegen eine ganze Horde Kannibalen als gegen diese flügellosen, wespengroßen Ameisen mit den roten Köpfen und den gelblich grünen Leibern kämpfen. Durch ihr Gift und ihre Menge jagen sie allen Lebewesen Furcht ein.“
Bomba hatte auch schon von diesen Ameisen gehört, und er wusste, was für schreckliche Gegner sie unter bestimmten Umständen sein konnten. Um so gefährlicher deswegen, weil man ihre strömende Masse mit den vorhandenen Waffen einfach nicht bekämpfen konnte.
Wenn sich diese Ameisen — von denen niemand weiß, wo sie herkommen — erst einmal auf die Wanderung begeben haben, ergießt sich, knisternd wie ferner Brand, ein Heerwurm von Millionen und aber Millionen über alles Lebende, was sich ihnen in den Weg stellt. Sie fressen alles, was sie überschwemmen, in Minuten auf. In jede Höhlung, jedes Loch, jeden Schlupfwinkel dringt die dichte, stinkende Woge. Bäume, Falllaub, Nester — ja selbst Bienenstöcke überziehen sich damit. Vögel, Mäuse, Kriechtiere fallen ihnen zum Opfer. Ganze Niederlassungen der Eingeborenen stehen verödet, wenn sie sich nähern. Scharenweise fliehen die Tiere vor ihnen. Ja, die einzige Rettung lag in der Flucht.
„Wir setzen auf die andere Seite des Flusses über“, befahl Bomba, ohne zu zögern.
Als erstes wurde Andrew Bartow ins Kanu gebettet, und dann verstauten sie ihre Nahrungsvorräte im Boot. Die anderen Sachen folgten. Dann schoben sie das Fahrzeug ins Wasser, und als letzter schwang Bomba sich an Bord.
Die Flucht war keinen Augenblick zu früh erfolgt. Während das Boot noch am Ufer dahinglitt, sahen sie Schlangen aller Arten und Größen aus ihren Dschungelverstecken kriechen. Einige davon waren bereits dick mit Ameisen bedeckt.
Mit schnellen Ruderschlägen brachten Wafi und Gibo das Kanu um die Treibholzstapel an das nahe jenseitige Ufer. Bald stießen sie auf Grund, und Bomba sprang in das seichte Wasser und zog das Kanu an Land. Kurze Zeit standen sie da und schauten zum anderen Ufer hinüber. Die Lichtung des Camps und die Bambushütte waren bereits mit einem lebendigen Teppich von geschäftigen Ameisen bedeckt.
Gibo stieß einen Seufzer der Erleichterung aus.
„Möge dieses Ungeziefer verflucht sein“, schimpfte er laut. „Es ist gut, dass sie uns nicht erreichen können.“ „Deine Worte kommen zu schnell“, sagte Wafi warnend. „Schau noch einmal hinüber.“
Gibo drehte sich um und erbleichte vor Schreck.
Die Ameisen schickten sich an, den Fluss zu überqueren!
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