Kristjan Knall

PLATON SIEHT CHEMTRAILS


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      Kristjan Knall

      Platon sieht Chemtrails

      Eine Abrechnung mit Verschwörungstheorien

      Außer der Reihe 51

      Kristjan Knall

      PLATON SIEHT CHEMTRAILS

      Eine Abrechnung mit Verschwörungstheorien

      Außer der Reihe 51

      Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

      Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

      © dieser Ausgabe: Februar 2021

      p.machinery Michael Haitel

      Titelbild: N.N. | Pixabay

      Layout & Umschlaggestaltung: global:epropaganda

      Lektorat & Korrektorat: Michael Haitel

      Herstellung: Schaltungsdienst Lange oHG, Berlin

      Verlag: p.machinery Michael Haitel

      Norderweg 31, 25887 Winnert

      www.pmachinery.de

      ISBN der Printausgabe: 978 3 95765 224 9

      ISBN dieses E-Books: 978 3 95765 870 8

      Beginn

      »There’s something going on!«, tweetete Donald Trump. Er hatte recht. Meine Forscherkollegen am MIT Massachusetts prüften unlängst, ob Aluhüte gegen Strahlungen schützen. Sie gingen alle Formen durch: konisch, chinesisch, handgeformt, traditionelle Melone. Das erstaunliche Ergebnis: Aluhüte verstärken die Strahlen!

      Verschwörungstheorien sind wie Epidemien: Wenn man sie nicht stoppt, breiten sie sich aus – vernichten. Übertrieben? Der prominente Impfgegner John Wilson löste mit gefälschten Studien eine Impfverweigerungswelle auf, über sechshundert Kinder starben.1 War er korrupt? Natürlich. Hätte er es gewesen sein müssen? Nein. Der Mensch ist ein geborener Verschwörungstheoretiker.

      Wie viel Elend verursacht bis heute die in Nordafrika verbreitete Theorie, die Pharmakonzerne wollen aus Absatzgründen vertuschen, dass Sex mit einer Jungfrau AIDS heilt? Man kann es sich nur vorstellen. Der angebliche Angriff auf den Sender Gleiwitz, die nicht existenten Torpedos von Tonkin und die Brutkastenlüge sind Endpunkte paranoiden Antisemitismus, Antikommunismus und Xenophobie. Sie lösten vom Zweiten Weltkrieg über den Vietnam- bis zum Irakkrieg Millionensterben aus. Verschwörungstheorien sind kein Kinderspiel. Sie sind Massaker in spe.

      Nicht mein Problem? Und wie. Statistisch gesehen ist fast jeder Dritte paranoid. Deine Nachbarn, Brüder, Freunde: vier Prozent der Deutschen glauben, die Medien würden »von ganz oben gesteuert« und verbreiteten deshalb »geschönte und unzutreffende Meldungen«. Sieben Prozent der Amerikaner glauben, die Mondlandung wäre eine Fälschung gewesen. Dreiundvierzig Prozent glauben, »dass Prinzessin Diana 1997 einem Mordanschlag zum Opfer fiel«. Vierunddreißig Prozent achten darauf, im öffentlichen Raum keine Gegenstände zu berühren, z. B. Haltestangen in der U-Bahn, aus Angst sich mit Keimen zu infizieren. Zweiundvierzig Prozent sagen von sich, dass sie bestimmte Rituale ausführen, um ihren inneren Frieden zu finden. Fünfzehn Prozent denken, dass ihre Lieblingsmannschaft eher gewonnen hätte, wenn sie das Spiel geschaut hätten. Neunundzwanzig Prozent vermeiden es, auf die Ritzen in Gehwegplatten zu treten – und fast jeder Zweite denkt, dass er spüren kann, wenn er von hinten angeschaut wird. Das alles könnte ich noch verkraften. Aber nicht Madonna. Die nannte 2015 ein Lied »Illuminati« und sagte, »ich weiß, wer die Illuminaten sind und wo sie herkommen.«2 Und das schließt Klimaskeptiker noch nicht mit ein.

      »Was tun?«, fragte Lenin. »Revolution!«, antworteten alle, die nicht erschossen werden wollten. Bei Verschwörungstheoretikern ist es die geistige Revolution. Ich habe mich an drei Arten versucht, die ich hier für euch, die Nachwelt, festhalte. Ihr könnt daraus lernen, lachen oder weiter auf Echsenmenschen lauern. Nur eins könnte ihr nicht: Alles, was ich euch erzähle, ungehört machen. Wenn ihr ab jetzt weiter Idioten sein wollt, dann ist das keine Unwissenheit, sondern Vorsatz.

      Der Unwissende wird also bei den Unwissenden

      mehr Glauben finden als der Wissende.

      – Platon

      Prolog: Die Wette von Attika

      »Huhu!«

      »Was?«

      »Hier oben!«

      Da trifft mich der Blitz des Zeus. Epikur hängt zwischen zwei Bäumen, in einer Matte!

      »Was ist denn das schon wieder für ein neumodischer Unfug?« Ich stütze die Arme in die Hüften, wie es sich für einen attischen Edelmann gehört.

      »Höre ich da aufrichtige Entrüstung?« Er dreht sich nicht mal mehr zu mir um!

      »Wie sonst soll man solcher … Untat denn begegnen?«

      »Sagt unser werter Herr, der im ewigen Hartz-IV-Urlaub ist?«

      »Was, wer ist Hartz der Vierte? Ein Kriegsherr?«

      »Könnte man so sagen! Und auch wieder nicht.« Jetzt wagt er es, einfach zu lachen!

      »Weise reden, weil sie etwas zu sagen haben, Toren sagen etwas, weil sie reden müssen!«, schmettere ich. Ein paar Spatzen fliegen irritiert auf.

      »Platon, ganz ruhig. Du hast einen Grund zur Freude. Selten tritt dem Weisen das Schicksal in den Weg. Aber heute schon.«

      »In deiner Gestalt?«

      »Spar dir deinen Spott, spare deine Kräfte lieber für das, was da kommen mag.«

      »Oho, seit wann plant unser Hedonist? Ich denke, nur der Spaß zählt?«

      »Hey!« Er setzt sich halb auf, die Hängematte wackelt bedrohlich. »Du weißt ganz genau, dass Hedonimus bestenfalls eine Verballhornung meiner Philosophie ist. Es stimmt, Lust und Schmerzvermeidung sind wichtig. Wer sich um das Morgen am wenigsten kümmert, geht ihm mit der größten Lust entgegen. Aber ich habe immer betont, dass die geistige Lust die Bestätigendere ist. Es gibt Freuden des Leibes und Freuden der Seele. Die Freuden des Leibes sind an den Augenblick gebunden, die der Seele nicht.«

      »Was einer sucht, das hat er nicht: Nun sucht die Liebe das Schöne und Gute; also hat sie solche nicht!«, gebe ich zurück.

      »Das sagt der Richtige. Bist du nicht immer auf der Suche nach dem Großen, Ganzen, Allgemeinen? Den Regeln, die die Welt im Innersten zusammenhält?«

      »Aufgabe der Philosophie sei es, den Menschen zu lehren, was er sei und was er tun solle! Und das ist ganz sicher nicht, hier im …«, ich mache eine verächtliche Handbewegung, ». Garten zu versumpfen.«

      »Das ist unser Philosophiezimmer.«

      »Ach ja, die Gärtner! Und immer schön Wein trinken und kotzen, nicht wahr?«3

      »Das ist eine Unterstellung! Zumindest Letzteres. Aber sieh mal, wir können uns doch auf eins einigen: Der Einzelne ist für sein individuelles Glück selbst verantwortlich.«

      »Ja«, gebe ich zerknirscht zu. »Allerdings sollen die Besten der Besten …«

      »… der Besten …«

      »Unterbrich mich nicht! Also die Besten der Besten sollen von Kindheit an zu den Philosophenkönigen werden! Der Weise ist Führer und regiert, der Unwissende möge ihm folgen. Keine weitere Politik, der Pöbel zerlegt alles!«

      »Hast du eine Ahnung, wo das noch hinführen wird. Aber ja, Politik muss nicht sein – zu anstrengend.« Er springt aus der Matte.

      Wir stehen uns gegenüber – zwei Giganten unserer Zeit. Das heißt, natürlich ein größerer und ein kleinerer Gigant.

      »Du würdest