Steffen Kirchner

Die mentale Revolution


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die selbst wenig Lebensfreude und Lebensenergie haben, können auch anderen Menschen auf Dauer nichts davon vermitteln und somit auch nicht helfen. Natürlich funktioniert das eine Weile. Über einige Zeit hinweg kann man durchaus mehr geben, als man hat. Doch damit überzieht man sprichwörtlich sein eigenes Konto immer mehr und stürzt langfristig in eine noch tiefere innere und äußere Armut. Diese Armut führt dann in der Regel zu Folgeerscheinungen wie Insolvenzen, Depressionen, Burn-out, Streit oder Scheidung. Was lernen wir daraus? Wer sich um andere kümmern will, muss sich zuerst und genauso intensiv um sich selbst kümmern. Das ist der eine Teil der Lektion. Der andere Teil ist aber auch: Selbst erfolgreich und glücklich zu sein ist kein reiner Selbstzweck, sondern die Grundlage dafür, diesen Wohlstand an andere weiterzugeben. Nicht, ihn zu verteidigen. Es steht ja schon im Grundgesetz: Eigentum verpflichtet. Eigentlich ein alter Gedanke. Aber immer noch einer, für den wir in unserer Gesellschaft, in der Wirtschaft und ganz besonders in uns selbst eine mentale Revolution anzetteln müssen. Lass uns das gemeinsam tun. Füreinander und nicht gegeneinander.

       Dein Steffen Kirchner

TEIL 1

       Wir brauchen eine Revolution

      ›Die Zukunft hat viele Namen: Für Schwache ist sie das Unerreichbare, für Furchtsame das Unbekannte, für die Mutigen die Chance.‹

      VICTOR HUGO, FRANZÖSISCHER SCHRIFTSTELLER (1802–1885)

      Vielleicht fragst du dich gerade, warum ich hier ausgerechnet mit einem Zitat von Victor Hugo einsteige. Der ist ja bereits lange tot und hat mit dem Wandel heute auf den ersten Blick so viel zu tun wie ein tragbarer CD-Spieler. Du täuschst dich. Der französische Schriftsteller führte ein Leben am Puls seiner Zeit. Und mit seiner mentalen Haltung kann er auch heute noch vielen als Vorbild dienen. Hugo lebte mitten im krassen Wandel, wuchs zu einer Zeit auf, die von der bis heute bedeutendsten Revolution der Neuzeit, der Französischen Revolution, nachhaltig geprägt wurde. Diese Revolution hat so ziemlich alles auf den Kopf gestellt, was für die Gesellschaft damals eine Rolle spielte – Herrschaftsstrukturen wurden ebenso durchbrochen wie soziale und kulturelle Systeme. Wirklich revolutionär war aber die mentale Grundhaltung, die vorherrschte. Diese Revolution startete in den Köpfen der Menschen. Und genau da müssen wir heute auch beginnen – mit einer mentalen Revolution!

       Warum muss es denn gleich eine Revolution sein?

      Wir müssen nicht wie im 18. und 19. Jahrhundert gleich die Regierungssitze stürmen. Aber heute wie damals gilt: Der Antrieb für eine Revolution kommt aus einer Gegenwart, mit der wir unzufrieden sind und die wir in eine bessere Zukunft transformieren wollen. Es geht also darum, einen aktuell unerträglichen oder nicht mehr tragbaren Zustand zu beenden. An diesem Punkt sind wir inzwischen angekommen. So, wie es heute läuft, wird spätestens morgen gar nichts mehr funktionieren.

       Wir brauchen eine mentale Revolution!

      Vielleicht denkst du jetzt: »Steffen, hör doch auf. Uns geht’s doch gut.« Damit hast du sicherlich nicht ganz unrecht. Noch! Schau dir die Welt doch mal genauer an. Wir Menschen gehen momentan furchtbar miteinander um. Ich mag schon gar keine Kommentare unter Medienberichten oder Blogartikeln mehr lesen. Meinungsäußerungen in den sozialen Medien vermitteln häufig den Eindruck, wir steckten mitten im Krieg. Da beschimpfen sich Leute, die noch vor Kurzem entspannt zusammen ein Bierchen getrunken haben, weil der eine SUV fährt und der andere immer noch gerne Fleisch isst. Die Krise steckt in jeder noch so scheinbar harmlosen Aussage.

      Wir befinden uns schon mitten in einer Wirtschaftskrise, verschiedenen Bankenkrisen, einer Bildungskrise, religiösen Krisen und noch vielen weiteren »Brandherden«. Kurzum: Alle Systeme, die wir bislang erschaffen haben, bieten zumindest Anlass zur Diskussion. Manche stecken bereits mitten in der Krise, andere noch nicht ganz. Die Betonung liegt hier auf »noch«.

       Alle Systeme, die wir bisher erschaffen haben, hatten ihre Zeit.

       Aber jetzt müssen wir sie überwinden.

      Das können wir nur dann, wenn wir die richtige mentale Haltung dafür entwickeln – wenn wir Veränderungslust in unseren Köpfen und unserem Leben etablieren. Wie zu Zeiten der Französischen Revolution brauchen wir ein Mindset, in dem wir bereit sind, alles, was wir bis jetzt kannten, neu zu denken. Das benötigen wir heute dringender denn je. Denn so, wie wir heute denken, fühlen und leben, werden wir ohne Transformation nicht mehr erfolgreich sein können – weder als Unternehmen noch als einzelne Personen. Wir werden eine mentale Revolution hervorbringen müssen, in deren Zentrum der Mensch steht, als Wurzel jeden Erfolgs. Wir müssen in Zukunft dahin kommen, nicht mehr Menschen dafür zu benutzen, Unternehmen aufzubauen, sondern Unternehmen und Systeme dafür zu nutzen, Menschen aufzubauen.

       Im Zentrum der Revolution steht der Mensch.

      Wie aber können wir den Menschen heute und in der Zukunft aufstellen, um ihn erfolgreich und neugierig auf Veränderungen zu machen? Wie kannst du dich so aufstellen? Darum soll es hier gehen. Ich verrate dir Geheimnisse und gebe dir Thesen und Erfolgsregeln für die Zukunft an die Hand, um dich für den Wandel resilient und damit auch in Zeiten der stetigen Veränderung erfolgreich zu machen.

       Von Reform zu Reform

      Hast du mal das Wort »Reform« in eine Suchmaschine eingegeben? Ich habe das gerade spaßeshalber mal gemacht. Was denkst du, was dabei rauskam? Rund 200 deutschsprachige Treffer nur in den »News« binnen der letzten 24 Stunden. Da geht es um Schulreformen, Energiesteuerreformen, die Reform des Bundespolizeigesetztes, des ÖPNV, des Asylrechts und vieles mehr. Wir reformieren uns gerade mal wieder zu Tode. Die Portugiesen und auch Bernd Stromberg1 haben dafür ein schönes Sprichwort:

      ›Die Fliegen ändern sich, aber die Scheiße bleibt die gleiche.‹

      Denn anstatt wirklich etwas nachhaltig zu verändern, hangeln wir uns von Reform zu Reform. Und das kann langfristig nicht gut gehen. Zwar ist die Reform im wörtlichen Sinn eine »Verbesserung«. Wenn wir aber etwas, das nicht funktioniert, reformieren, heißt das noch lange nicht, dass es hinterher besser läuft.

      Ich habe den Eindruck, dass das ein deutsches Thema ist oder zumindest eines, das im deutschsprachigen Raum weit verbreitet ist. Wir versuchen immer, ein kleines Stück weiterzukriechen, uns irgendwie weiterzuhangeln. Das können wir aber heute nicht mehr brauchen. Ich plädiere für einen viel radikaleren Ansatz: die mentale Revolution!

       Es gibt keine Revolution ohne Vorbereitungen, aber viele Vorbereitungen ohne Revolution!

      Was möchte ich damit sagen? Reformen sind Vorbereitungen – viele Reformen bedeuten also viele Vorbereitungen. Bisher schaffen wir es aber nicht, wirkliche Durchbrüche zu erzielen. Nirgends gibt es grundsätzliche Änderungen – nicht in der Politik, nicht in der Wirtschaft und auch nicht in unserem Umgang mit der Natur. Dabei warnen uns Menschen, die es wirklich wissen müssen, Wissenschaftler, aber auch Praktiker auf der ganzen Welt, dass wir so, wie wir leben, nicht weitermachen können. Auf allen Gebieten droht ein Zusammenbruch. Und das spüren wir auch. Da ist es kein Wunder, dass jedes Buch, das »Crash« oder »Krise« im Titel trägt, schon fast automatisch auf den Bestsellerlisten landet. Ist es da nicht gut, wenn wir selbst der Tropfen sind, der das Fass zum Überlaufen bringt, und die mentale Revolution vorantreiben?

       Wir können nicht weitermachen wie bisher.

       Die nächste mentale Dimension

      Das könnte spannende Folgen haben. Ein Beispiel: Stell dir vor, du fährst auf einer Autobahn. Zurzeit sieht das so aus, dass du auf einer der in der Regel zwei bis drei Spuren fährst. Dafür gibt es verschiedene Regeln. Zum Beispiel überholen wir nur