Марта Сирс

Das Attachment Parenting Buch


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Die richtige Regelung für Ihre Familie ist genau die, bei der jedes Mitglied den besten Schlaf findet. Die meisten, jedoch nicht alle, Babys schlafen am besten, wenn sie in der Nähe ihrer Eltern sind. Das Schlafen in der Nähe des Babys kann vielbeschäftigten Eltern helfen, mit dem Baby verbunden zu bleiben und für seine Bedürfnisse in der Nacht genauso zu sorgen wie für die Bedürfnisse während des Tages und am Abend. Das gilt vor allem für Mütter, die nach der Zeit des Mutterschutzes wieder in ihren Beruf zurückkehren. Da die Nacht für kleine Menschen bedrohlich ist, verringert eng angekuscheltes Schlafen und Stillen Trennungsängste in der Nacht und hilft Babys dabei zu lernen, dass der Schlaf ein angenehmer und kein beängstigender Zustand ist. Außerdem ist das nächtliche Stillen für die Mutter einfacher zu handhaben, wenn das Baby in der Nähe ist. In manchen Nächten funktioniert es auf diese Weise – und in anderen funktioniert es so nicht.

      Belief in baby’s cries (Glaube an das Weinen des Babys). Das Weinen eines Babys ist seine Art der Kommunikation. Weinen ist ein wichtiges Signal, welches das Überleben des Babys sichert und dafür sorgt, dass die Eltern fürsorglich reagieren. Aus diesem Grund weinen Babys um zu kommunizieren, und nicht, um Eltern zu manipulieren, wie oft angenommen wird. Je sensibler man auf das Weinen eines Babys reagiert, desto mehr lernt es, seinen Eltern und seiner eigenen Kommunikationsfähigkeit zu vertrauen.

      Balance and boundaries (Gleichgewicht und Grenzen). In Ihrem Eifer, Ihrem Baby möglichst alles zu geben, passiert es schnell, dass Sie Ihre eigenen Bedürfnisse und die Ihres Partners nicht ausreichend beachten. Wie Sie in späteren Kapiteln sehen werden, ist der Schlüssel zu Ausgeglichenheit in Ihrer Erziehung ein angemessenes Eingehen auf Ihr Baby – zu wissen, wann Sie ja und wann nein sagen müssen und die Weisheit zu haben, auch ja zu sich selber zu sagen, wenn Sie Hilfe brauchen.

      Beware of baby trainers (Vorsicht vor Babytrainern). Wenn Sie ein Baby haben, werden Sie schnell zur Zielscheibe gutmeinender Ratgeber, die Sie mit distanzbringenden Ratschlägen überschütten wie »Lass ihn doch auch mal weinen«, »Du musst einen festen Tagesablauf einhalten« und »Nimm sie doch nicht immer auf den Arm, du verwöhnst sie ja nur«. Dieser verhaltene, distanzierte Weg der Erziehung, den wir Babytraining nennen, basiert auf der falschen Annahme, dass Babys weinen, um zu manipulieren, nicht um zu kommunizieren und dass das Weinen eines Babys eine unangenehme Eigenschaft ist, die unterbunden werden muss, damit das Baby angenehmer in die Umgebung der Erwachsenen passt. Wie Sie in Kapitel 10 sehen werden, kann bei diesem Babytraining jede Seite nur verlieren, vor allem, wenn es auf die Spitze getrieben wird. Das Baby verliert das Vertrauen in seine Fähigkeit, sich über Signale mitzuteilen und die Eltern verlieren das Vertrauen in ihre Fähigkeit, die Signale ihres Babys zu verstehen und zu beantworten. Zwischen Baby und Eltern entwickelt sich Distanz – genau das Gegenteil der Nähe, die sich durch Attachment Parenting entwickelt. Mit diesem Buch wollen wir Ihnen helfen, Erziehungsratschläge bewerten und einschätzen zu können. Attachment Parenting gibt Ihnen einen sechsten Sinn, so dass Sie irgendwann so sicher in Ihren eigenen Erziehungsmethoden werden, dass Sie für die Ratschläge solcher Babytrainer weniger angreifbar sind.

      Sie werden in den kommenden Kapiteln zu jedem der sieben Attachment Parenting Werkzeuge Näheres erfahren.

      Wie diese Werkzeuge Ihren Erziehungsstil formen. Die Baby-B’s bezeichnen Dinge, die Sie als Eltern tun, aber sie formen auch, welche Sorte Eltern Sie sein werden. Stillen, Bonding bei der Geburt, Babytragen und die anderen Baby-B’s machen Sie sensibler für die Signale Ihres Kindes. Wenn dessen Bedürfnisse schnell erfüllt werden und seine Sprache gehört wird, entwickelt das Kind Vertrauen in seine Fähigkeit, Signale zu senden. Wird das Baby im Laufe der Zeit ein besserer Signalgeber, gehen die Eltern immer mehr auf das Baby ein und das gesamte Eltern-Kind-Kommunikationssystem funktioniert besser. Das Attachment Parenting ist daher ein Erziehungsstil, der sowohl im Baby als auch in den Eltern das Beste zum Vorschein bringt.

      Dieser Stil verlangt viel von den Eltern, vor allem in den ersten sechs Monaten. Sie geben eine Menge für Ihr Baby – Ihre Zeit, Ihre Energie, Ihre Hingabe. Aber Sie bekommen so viel mehr dafür zurück. Eltern zu sein ist wie eine Investition in eine private Rentenversicherung. Je mehr Sie in den frühen Jahren investieren, desto mehr bekommen Sie in den späteren Jahren zurück. Wenn Sie am Anfang hart arbeiten, können Sie sich später zurücklehnen und entspannen und die Früchte ihrer Arbeit genießen.

      Ich fühle mich emotional in meine Kinder »investiert«. Ich habe mich mit anderen Eltern unterhalten, die gefühlsmäßig nicht so in ihre Kinder »investiert« schienen und ich glaube, sie verpassen eine der besten Erfahrungen im Leben.

      Attachment Parenting umfasst mehr als Ihr Baby zu stillen, zu tragen und in Ihrem Bett schlafen zu lassen. Es meint viel eher die Fähigkeit, sensibel auf die Bedürfnisse Ihres Babys zu antworten. Diese sieben Werkzeuge helfen dabei, das zu erreichen.

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      Attachment-Tipp: Gegenseitiges Geben und Nehmen

      Die Liste der Baby-B’s mag Sie zu der Annahme verleiten, dass Attachment Parenting ein großes Geben für Sie ist, dass Sie ständig nur Ihrem Baby geben, geben, geben. Sie fragen sich, wie Sie überleben sollen, wenn so viel Energie aus Ihnen herausfließt. Aber je feiner und deutlicher die Kommunikation zwischen Ihnen und Ihrem Baby wird, desto verbundener werden Sie sich mit ihm fühlen. Sie fühlen sich in Ihrem Elternsein souveräner. Je mehr Sie auf Ihr Baby reagieren, desto mehr reagiert Ihr Baby auch auf Sie und desto entspannter werden Sie beide. Manche Eltern-Kind-Paare brauchen dafür länger als andere. Sie werden ebenfalls feststellen, dass es Auswirkungen auf andere Bereiche hat: Sie werden sensibler und einfühlsamer und nehmen auch in anderen Beziehungen in Ihrer Familie, Ihrer Partnerschaft und auch in Ihrer Arbeitsumgebung mehr wahr.

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      Wie sich Attachment anfühlt

      Attachment, also Bindung, ist ein spezielles Band zwischen Eltern und Kind, ein Gefühl, das Sie wie magnetisch zu Ihrem Baby zieht. Für die Mutter beginnt das Gefühl damit, dass sie spürt, dass das Baby ein Teil von ihr ist. Dieses Gefühl entwickelt sich bereits in der Schwangerschaft. Wenn sich die Verbindung nach der Geburt weiterentwickelt, fängt die Mutter an, sich nur dann vollständig zu fühlen, wenn ihr Baby bei ihr ist. Wenn sie von ihrem Baby getrennt ist, fühlt es sich an, als fehle ein Teil von ihr. Diese enge Verbindung wächst nicht über Nacht. Sie entsteht auch nicht in der einen Stunde Bonding-Zeit nach der Geburt. Es ist eher wie ein Netz, das sich mit der Zeit aus vielen Mutter-Kind-Interaktionen zusammenfügt.

      Er scheint von meinen Stimmungen beeinflusst zu werden. Ich bin Teil von ihm, genau wie er Teil von mir ist.

      Attachment ist Harmonie. Mütter beschreiben das Gefühl der Verbundenheit oft mit einem Aufeinander eingestimmt sein mit ihren Kindern. Wenn Musiker aufeinander eingestimmt sind, erzeugen sie Töne, die miteinander in Harmonie schwingen. Wenn Sie mit Ihrem Baby in Harmonie sind, ist es, als ob in Ihnen als Antwort auf die Bedürfnisse Ihres Babys etwas schwingt. Das Signal des Babys, sein Weinen, Zappeln oder ein bestimmter Gesichtsausdruck, löst die Reaktion der Mutter aus und ihre Antwort erfolgt genau in der richtigen Tonlage. Wenn Sie das Zusammenspiel von Signalen und Antworten mit Ihrem Baby immer wieder proben, stimmen Sie und Ihr Baby Ihre gemeinsame Harmonie immer feiner ab. Irgendwann schwingen Sie beide harmonisch aufeinander eingestimmt und es wird sich wundervoll anfühlen.

      Wenn ich mit meinen Kindern verbunden bin, lerne ich ihre Rhythmen.

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      Attachment Parenting ist befreiend

      Während des ersten Monats, vor allem wenn es Ihr erstes Baby ist, mag sich das Band, über das Sie hier lesen, eher wie eine Fessel anfühlen. Es ist oft so, dass man sich hilflos fühlt und besorgt ist, eine gute Mutter zu sein. Diese Gefühle werden durch bestimmte Umstände noch verstärkt, zum Beispiel, wenn Sie nicht die Geburt hatten, die Sie sich vorgestellt hatten oder wenn Sie nicht das Traumbaby bekommen haben, das Sie sich in Ihrer Vorstellung ausgemalt hatten. Andere Umstände, die Ihnen Energie entziehen, wie Stillprobleme, schlaflose Nächte und die drastischen Veränderungen in Ihrer Lebensweise, vor denen man Sie im Geburtsvorbereitungskurs gewarnt hatte (aber für deren Aufnahme Sie damals noch nicht bereit waren), machen es Ihnen ebenfalls schwer. Irgendwann, nachdem dieser erste