Nase tief im Fell eines anderen Hundes vergräbt? Was weiß er über Sie – das Sie vielleicht selbst nicht wissen? Wie ist es, die Welt mit dieser aufregenden Nase zu riechen, die den Hund durch seine Tage führt?
Um das herauszufinden, habe ich mich auf die Fährte der Fährtenhunde gesetzt. In den letzten Jahren habe ich Spürhunde beim Aufwachsen, in der Ausbildung und beim Finden ihrer „Beute“ beobachtet, seien das Drogen, Lebensmittel oder Menschen. In meinem Labor „Dog Cognition Lab“ am Barnard College habe ich untersucht, wie der Haushund sich selbst, andere Hunde und die Gerüche der Menschenwelt wahrnimmt, in der er lebt. Ich habe mit Wissenschaftlern gesprochen, die die Hundenase erforschen und nachbauen und mit Hundetrainern und Hundebesitzern, die ihr nachfolgen. Es ist eine Untersuchung aller Aspekte der olfaktorischen Welt des Hundes und des fantastischen Organs, das in sie hineinführt.
Aber es ist auch eine Entdeckung der Nasen in unseren Gesichtern. Wir Menschen haben uns das Riechen abtrainiert und über Jahrtausende verlernt, wie man das macht. Wir sind außer Übung im Riechen. Vielleicht haben Sie noch nicht einmal dieses Buch gerochen, obwohl es sich nur wenige Zentimeter vor Ihrer Nase befindet. Ich habe für das Buch Menschen gefunden, die sehr wohl riechen und die ihre Methode trainieren.
Von lebenslangem Nicht-Riechen geprägt, ließ ich mich vom Verhalten meiner Hunde beraten und habe versucht, selbst ein bisschen mehr wie ein Hund zu werden. In meinem Buch Was denkt der Hund? habe ich einen Sprung in die Vorstellung gewagt, wie es wohl sein mag, ein Hund zu sein – und hier führe ich das mit einem noch größeren Sprung fort. Ich versuche, meine Nase an Orte zu halten, zu denen es die Hundenase hinzieht. Und ich schnuppere.
Ich beginne diesen Prozess, indem ich mehr über unseren eigenen Geruchssinn lerne. Und dann trainiere ich meine Nase, um mir besser vorstellen zu können, wie es wohl sein mag, den Verstand und die Nase eines Hundes zu besitzen.
Inspiration und Anleitung sind dabei für mich unsere eigenen Familienhunde Finnegan und Upton. Beide sind höchst charismatische Mischlinge. Mein Mann und ich begegneten Finnegans Nase durch die Zwingerstäbe eines Tierheims, das unerwünschte Straßenhunde aus dem Süden importiert. Er war vier Monate alt, hatte Pilzflechte und Parvovirose und war, obwohl er sich auf dem Weg der Erholung befand, mager und ein wenig kränklich. Ich sollte dazusagen, dass ich nicht oft in Tierheime gehe, denn wenn ich es tue, komme ich unweigerlich mit einem Tier wieder heraus. Als ich ihn zum ersten Mal sah, in diesem Zwinger und auf Augenhöhe, wedelte er mächtig, akzeptierte einen durch die Stäbe gestreckten Finger, steckte zur Revanche seine Nase hindurch und setzte sich dann, als wir weitergingen, geduldig hin. Ich schaute immer wieder zu ihm zurück: Er saß ... und wartete. Als wir ihn aus dem Zwinger ließen, um ihn besser kennenzulernen, bewegte er sich zwischen meinen Mann und mich und schaute uns abwechselnd in die Gesichter. Dann lehnte er sich, ganz vorsichtig, gegen mich. Das war‘s. Wir nahmen ihn mit nach Hause.
Heute ist Finn acht Jahre älter. Er hat immer noch den Ausdruck des Welpen, der sich damals an mich angelehnt hat. Obwohl sein Fell von einem so glänzenden Schwarz ist, als ob wir es täglich polieren würden, ist es vor allem seine Art, einen anzusehen, die einen für ihn einnimmt. Man wird das Gefühl nicht los, dass er immer genau weiß, was vor sich geht. Seine Augen durchdringen uns. Sie verfolgen uns, sie suchen bei uns nach Rückbestätigung, wenn sich ein anderes Tier falsch benimmt und sie blicken uns wehmutsvoll nach, wenn wir zur Tür hinausgehen. Wenn er so mit großen Augen die Ohren anlegt, fällt es schwer, ihn zurückzulassen. Aber er schaut nicht nur mit seinen Augen: Wenn wir wieder nach Hause kommen, beschnüffelt er uns von so Nahem, wie wir ihn heranlassen und erkundet, wo wir waren, was wir gegessen haben und wen wir berührt oder gestreichelt haben. Wenn mir unterwegs auf der Straße ein Hund begegnet ist, ist es mir noch nie gelungen, nach Hause zu kommen, ohne dass Finn Notiz davon genommen hätte.
Ich neige dazu, mir Finn als „professionellen Hund“ vorzustellen. Er ist hervorragend zivilisiert: ohne, dass wir es ihm besonders beigebracht hätten, erfüllt er das, was man von einem Hund im Haus erwartet. Er hat das bisschen Kultur in unserer Familie im Ganzen aufgesaugt. Upton dagegen, den wir kennenlernten, als er drei war, ist im Vergleich dazu ein Wildtier. Er war dem Tierheim zurückgegeben worden, aus dem er ursprünglich drei Jahre zuvor adoptiert worden war. Wir haben seine ersten Fotos gesehen: ein kleiner Hund mit Ohren, die zu groß für seinen Kopf waren. Die Nase ein Klecks. Sein Kopf und sein Körper waren gewachsen: Heute ist er ein großer, gestromter Windhundmix mit großen Augen und einer Korkenzieherrute. Seine Schnauze ist von Tasthaaren punktiert, aus seinen Lefzen tropft es ständig. Er ist ein Hundehund – unbeirrbar freundlich zu jedem anderen Hund, und er hat einen schlaksigen, albernen Gang. Es gibt kein einziges Foto von Upton, auf dem er stromlinienförmig, athletisch oder anmutig aussehen würde. Wenn er rennt, flattern seine Lefzen, er schwankt von einer Seite zur anderen und seine Ohren fliegen in alle Richtungen. Er ist reichlich albern. Gut, auch er war kein Stadthund, als wir ihn kennenlernten und er lässt sich leicht von allen nur möglichen Geräuschen erschrecken – Autotüren, Müllwagen, sich öffnende Garagentore, ein im Wind schaukelndes Straßenschild, Presslufthämmer, flatternde Plastiktüten oder eine plötzlich um die Ecke biegende Person...was auch immer. Aus diesem Grund ist es immer nur Finn, den ich herausbringe, wenn es darum geht, neue Riechuntersuchungen zu absolvieren. Er hätte mindestens die Hälfte dieses Buchs selbst schreiben können.
Holen Sie einmal tief Luft (durch die Nase, bitte). Wir begeben uns auf eine Reise durch Gerüche und das Riechen und unternehmen eine Tour durch die unwahrscheinliche Wissenschaft der olfaktorischen Fähigkeiten von Hunden – und der unserer eigenen Nasen, die darauf warten, dass wir sie endlich entdecken. Indem wir dem Hund folgen, können wir von ihm etwas lernen, das uns fehlt – etwas, das außerhalb unserer Wahrnehmungsfähigkeit liegt und manchmal etwas, für das wir einfach eine Anleitung brauchen, um es zu sehen. Die Welt quillt nur so über von Düften, aber uns fehlt die Brille dafür. Der Hund kann diese Brille für uns sein.
Wenn wir dies tun, erkennen wir vielleicht, wie wir zu diesem ursprünglicheren, sogenannten animalischen Bewusstseinszustand von uns selbst und von der Welt zurückfinden, den wir in einer von Technologie und Labortests geprägten Welt vergessen haben. Tieren nachzufolgen bedeutet, sich stärker an unsere eigene Existenz anzunähern. Hunden nachzufolgen bedeutet, die Erfahrungen unserer stillen, loyalen Partner in unserem Alltag begreifen zu lernen.
Der Duft dieses gebutterten Toastes redete zu Kröterich, und nicht mit unsicherer Stimme. Er erzählte von warmen Küchen, von Frühstück an hellen Frostmorgen, von behaglichen Ofenplätzen, wenn man nach Hause kam und die Füße in Pantoffeln gegen den Kamin stellte; vom Schnurren zufriedener Katzen und dem Zwitschern schläfriger Kanarienvögel.
Kenneth Grahame, Der Wind in den Weiden
In meinem Haus steckt die Bibliothek voller Erinnerungen daran, wie wenig wir wahrscheinlich darüber wissen, was ein Tier riecht. Nicht meine Bibliothek, sondern die meines sechsjährigen Sohnes. Einige der berühmtesten Kinderbuchautoren hatten ein großes Faible für Gerüche. Roald Dahls kinderriechendes Monster oder seine duftenden Schokoladenpaläste treffen auf die tierischen Helden aus William Steigs Vorstellungswelt. Seine Figur Dominic, eine abenteuerlustige, nomadische Hundeseele, die ihre tierischen Stall- und Hofgefährten zurücklässt, um die Welt zu entdecken, verabschiedet sich gebührend von ihnen: „Ich umarme Euch alle und beschnüffle Euch in Liebe.“ Dominics „allwissende“ Nase leitet ihn auf seinen Reisen. Er schnüffelt einen bösartigen Fuchs aus, den er „auch dann noch am Geruch erkannt hätte, wenn er nur an etwas geschnüffelt hätte, was dieser vor einem Jahr leicht berührt hätte.“ Er erschnüffelt Tee, Zucker und Milch für