TAIFUN
VON
WESLEY CHU
Ins Deutsche übersetzt von
Claudia Kern
Die deutsche Ausgabe von ROBERT KIRKMAN’S THE WALKING DEAD: TAIFUN wird herausgegeben von Cross Cult, Teinacher Straße 72, 71634 Ludwigsburg. Herausgeber: Andreas Mergenthaler, Übersetzung: Claudia Kern; verantwortlicher Redakteur und Lektorat: Markus Rohde; Lektorat: Katrin Aust; Korrektorat: Peter Schild; Satz: Rowan Rüster; Cover-Illustration: Greg Ruth.
Printausgabe gedruckt von GGP Media. Printed in Germany.
Titel der Originalausgabe:
ROBERT KIRKMAN’S THE WALKING DEAD: TYPHOON by Wesley Chu.
German Translation copyright © 2020 by Cross Cult
Original English language edition Copyright © 2019 by Simon & Schuster, Inc.
All rights reserved including the right of reproduction in whole or in part in any form.
This edition published by arrangement with the original publisher,
Skybound Books / Gallery Books an Imprint of Simon & Schuster, Inc., New York.
Print ISBN 978-3-96658-044-1 (November 2020)
E-Book ISBN 978-3-96658-045-8 (November 2020)
Für Russ, der mir half, mich in der Apokalypse zurechtzufinden
Inhalt
4 FREMDE IN EINEM FREMDEN LAND
15 DIE VERTEIDIGUNG DER REVOLUTION
26 FÜR DIE REVOLUTION DER LEBENDEN
1
DIE NEUE WELT
Wenn man das Dorf Fongyuan aus der Ferne betrachtete, schien die Zeit dort stehen geblieben zu sein.
Dieser uralte, wunderschöne Ort schmiegte sich im Herzen der Provinz Hunan an den Yuanjiang-Fluss. Er klammerte sich an seine reiche Vergangenheit und kämpfte erbittert gegen jegliche Veränderungen. Saftig grüne Berge stiegen aus dem Morgennebel empor wie spitze Schuppen auf dem Rücken eines Drachen. Ein Schwarm weißer Kraniche stand am Flussufer und suchte im Wasser reglos nach kleinen Beutetieren. Der von Algen bedeckte breite und ungezähmte Fluss schlängelte sich durch das Tal wie eine gefleckte Bergviper.
Das Dorf bestand aus eng zusammenstehenden alten Häusern, die noch aus der Zhou-Dynastie stammten und mit dem charakteristischen geschwungenen Dach versehen waren, und einigen Wohnblöcken aus dem zwanzigsten Jahrhundert. An beiden Ufern ragten auf Stelzen stehende Häuser über das Wasser hinaus, was an die durch das flache Wasser watenden Kraniche erinnerte. In einiger Entfernung stürzte ein Wasserfall aus den Bergen in einen schmalen, sich dahinschlängelnden Zufluss des Yuanjiang herab. Abgesehen von der wuchernden Flora, den ausgebrannten Autos und einigen eingestürzten Häusern wirkte das Dorf idyllisch.
Jahrhundertelang hatte sich Fongyuan Hungersnöten, fremden Eroberern und Aufständen widersetzt. Es hatte im Zweiten Weltkrieg erbittert gegen die Japaner gekämpft und den Revolutionären während des chinesischen Bürgerkriegs als Stützpunkt gedient. In seiner mehrere Tausend Jahre langen Geschichte hatte Fongyuan allem widerstanden und war Dutzende Male wiederaufgebaut worden.
Doch den Toten, die aus ihren Gräbern stiegen, hatte sich das Dorf geschlagen geben müssen.
Aus dem Nebel schlurften zwei Gestalten mit abgehackt und steif wirkenden Bewegungen auf die Kopfsteinpflasterstraße am Dorfrand. Sie stießen beim Gehen immer wieder zusammen wie zwei Betrunkene, die in ein Gespräch vertieft waren.
Chen