dreifachen Tod unterscheiden. Zunächst schließt die Sünde ein Sterben ein. „Die Seele, welche sündigt,“ sagt der Prophet, [^2] „die stirbt.“ Wir reden aber auch von einem mystischen Tode bei Demjenigen, welcher der Sünde abstirbt und sein Leben in Gott beginnt. Darauf geht das Wort des Apostels: „Wir sind mit ihm durch die Taufe zum Tode begraben.“ Sonst aber S. 374 ist der Tod die Scheidung von Seele und Leib, welche den Lauf dieses Lebens abschließt. Unzweifelhaft ist jener Tod, der in der Sünde erfolgt, ein Übel, wie der andere Tod, in welchem man von tödlicher Sündenschuld wieder gerechtfertigt wird, ein unbeschreiblich hohes Gut ist. Der Tod im dritten Sinne des Wortes endlich liegt zwischen gut und böse: er erscheint den Gerechten als ein Gut, während er den Meisten Furcht einflößt; er befreit zwar Alle, aber doch erfreut er nur Wenige. Was aber den Tod schwer macht, liegt nicht im Sterben selbst, sondern in unserer Gebrechlichkeit: wir lassen uns von körperlichem Wohlbehagen und von unserer Lebenslust derart gefangen nehmen, daß wir erschrecken, wenn es sich um den Abschluß eines Lebenslaufes handelt, der doch im Grunde reicher an Bitterkeit als an Freude ist. Heilige und weise Männer dachten anders; sie seufzten über die lange Dauer dieser irdischen Wanderschaft. „Aufgelöst und mit Christo zu sein“ erschien ihnen als ein schöneres Ziel. Und mit Job mochte Mancher den Tag seiner Geburt verfluchend ausrufen: „Verloren sei der Tag, an dem ich geboren ward.“ [^3]
2. Ekkl. 4, 2.
3. Ekkl. 6, 3.
4. Ps. 38, 13.
5. Der Psalmist hat freilich einen andern Gedanken. Er ruft flehentlich zu Gott in seiner Leidensqual: „Wende deinen Zornesblick von mir ab!“
6. Matth. 6, 34.
7. I. Mos. 47, 9.
8. Phil. 1, 21.
9. Ps. 115, 17―15.
10. Gal. 6, 14.
11. Kor. 4, 10.
12. Kor. 4, 12.
13. Js. 58, 6. Der Prophet mahnt vor dem bloß äusserlichen Fasten ohne Herzensbekehrung: „Kann dergleichen als ein Fasten gelten, wie ich’s gerne habe, als ein Tag, da der Mensch seine Seele kasteiet? Niedersenken wie einen Schilfstengel seinen Kopf und Sacktuch und Asche sich unterbetten, ― heissest du Das ein Fasten, wie ich es gerne habe: Auflösen Knäuel der Bosheit, aufknüpfen Knebel der Unterjochung und Entlassung Niedergestoßener als Freier, und daß ihr jeglich Joch zersprenget?“
14. Koloss. 2, 21. Der Apostel will Das, was der heilige Ambrosius in jenen Worten findet, nicht sagen. Er warnt an der angeführten Stelle im Gegentheile vor der Irrlehre, nach welcher verboten sein soll, Dinge zu kosten oder auch nur zu berühren, welche nach Gottes Absicht zum Gebrauche und durch den Gebrauch zur Vernichtung bestimmt sind.
15. Ps. 4, 5.
16. Job 10.
17. Mos. 23, 10.
18. Der Prophet Jsaias sagt 49, 16 nicht, wie Ambrosius citirt: „Ecce ego pinxi muros tuos,“ sondern: „Sieh, auf die Handfläche habe ich dich gezeichnet; deine Mauern stehen vor mir immerfort.“ Das sagt der Herr, um die Möglichkeit abzuweisen, als könnte er jemals Sions vergessen. Die LXX haben dem Sinne nach Dasselbe, wenn sie auch τὰ τείχη als Objekt fassen: „Ἴδου, ἐπὶ τῶν χειρῶν μου ἐξωγράφησά σου τὰ τείχη, καὶ ἐνώπιόν μου εἶ διὰ παντός.“ Die Verwendung der Stelle, wie Ambrosius sie für zulässig erachtete, ist also nicht statthaft.
19. Ps. 33, 16.
20. Hohes Lied 8, 10.
21. Ambrosius benutzt in Vorstehendem die Erzählung aus Platon’s Symposion 203 B. Die Art der Benutzung verräth aber, daß der Heilige sich dabei auf sein Gedächtniß verlassen habe, da Plato die Sache doch anders und sicher nicht in Anlehnung an das hohe Lied darstellt. Nach ihm handelt es sich darum, zu erweisen, daß die „Liebe“ zwischen Gottheit und Menschheit vermittele; Porus, der Gott der reichsten Fülle, ist bei einem der Venus zu Ehren gegebenen Feste trunken geworden und lagert im Garten des Zeus; dort findet ihn Penia, die Göttin der Armuth (οὐ σοφὴ καὶ ἄπορος), und wird die Mutter des Gottes der Liebe. Den Sinn der platonischen Fabel hat Stallbaum (zu dieser Stelle) mit folgenden Worten angegeben: „Quum intellexisset, amorem h. e. pulchri et boni studium contineri insatiabili quadam cupiditate rerum maxime exoptatarum; verissime duplicem cujusque amantis esse vidit statum, alterum indigentiae, quatenus studio illi boni atque pulchri nondum satisfactum esset, alterum divini cujusdam fervoris, quo correptus animus raperetur ad ea, quae bona esse vidisset…“ ― Der heilige Ambrosius hat πρός nicht als mythische Person, sondern als „Becken, Kanal“ gefaßt.
22. Hohes Lied 4, 12 ff.
23. Ebd. 5, 1.
24. V. Mos. 15, 9.
25. Ps. 141, 4.
26. Joh. 14, 6.
27. Ps. 22, 3.
28. Ebd. 61, 2.
29. Luk. 12, 19.
30. Sprüchw. 24, 5 ff.
31. Matth. 26, 38.
32. Ps. 6, 4.
33. Ebd. 23, 4.
34. Ekkl. 1, 8.
35. Pred. 2, 17.
36. Röm. 1, 32 ff.
37. Ps. 3, 6.
38. Ekkl. 11, 30.
39. Job 29, 13. Das steht an der angeführten Stelle nun freilich nicht: Job spricht von dem Glanze seiner vergangenen Tage und darf sich dabei nicht bloß auf die allgemeine Bewunderung berufen, sondern auch auf die dankbare Anerkennung Derjenigen, denen er helfend beisprang. „Der Segen Verlorener“ (XXX) d. h. Solcher, die ohne mich verloren waren (benedictio perituri), kam über mich. Mit dieser Klarstellung schwindet auch die Berechtigung der von dem heiligen Ambrosius gemachten Anwendung.
40. Ps. 114, 7.
41. Ps. 24, 13.
42. Ebd. 33, 14.
43. Sprüchw. 6, 25.
44. Ps. 17, 26.
45. Joh. 10, 18.
46. Luk. 12, 20.
47. Edr. 7, 32. Der heilige Ambrosius citirt dieses apokryphe Buch als einen Theil der heiligen Schrift.
48. Hades Ἅιδης von α-ἰδεῖν.
49. I. Kor. 15, 23.
50. Esdr. 9.
51. I. Kor. 13, 12.
52. Mos. 33, 20.
53. Esdr. 14, 9.
54. Joh. 14, 2.
55. Ps. 4, 6.
56. Ebd. 26, 13.
57. Ebd. 64, 5.
58. Philemon 15.
59. Ps. 114, 7.
60. Ebd. 9, 15.
61. I. Timoth. 5, 6.
62. Ezech. 33, 18.
63. Kol. 3, 3.
64. Joh. 20, 17.
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